
 
		intensives  bläuliches  Licht  aus;  im  Kielwasser  hinter  dem  Schiffe  
 erschienen  sie  abends  als  schwimmende  Leuchtkugeln. 
 Ein  eigentümliches  Schauspiel  gewährte  das  Meer,  als  wir  am  
 Nachmittag  des  io.  März  den  Äquator  kreuzten;  die  Oberfläche  
 war  in  weiter  Ausdehnung,  mehrere  Stunden  weit,  rotgelb  gefärbt,  
 teils  rein  orangerot,  teils  schmutzig  lehmgelb.  Bald  erschien  der  
 ganze Meeresspiegel  gleichmäßig gefärbt,  bald von  parallelen  roten,  
 mehrere  Meter  breiten  Bändern  durchzogen,  welche  mit  ebenso  
 breiten  grünen  Bändern  ganz  regelmäßig  abwechselten;  offenbar  
 eine  Wirkung  des  Wellenschlages.  Als  ich  mittelst  eines  Eimers  
 etwas  von  der  roten  Masse  an  Bord  ziehen  ließ,  erschien  dieselbe  
 dem  unbewaffneten  Auge  im  Glasgefäß  bei  durchfallendem  Licht  
 wie  fein  gehacktes  gelbes  Stroh,  in  feineren  und  gröberen  Flocken  
 zusammengehäuft.  Die  mikroskopische  Untersuchung  bestätigte  
 meine Vermutung,  daß dieselben  aus gewaltigen Anhäufungen jener  
 kleinen,  gelben  Urpflänzchen  bestehen,  welche  auch  im  Roten  
 Meer  Vorkommen  und  demselben  seinen  Namen  gegeben  haben,  
 ebenso  wie  auch  dem  chinesischen  gelben  Meere.  Jede  Flocke  erscheint  
 zusammengesetzt  aus  gekreuzten  und  miteinander  durch  
 Gallerte  verklebten  Fadenbündeln;  jeder  Faden  besteht  aus  einer  
 Reihe  von  kleinen,  scheibenförmigen  Zellen,  die  gleich  den  Münzen  
 einer  Geldrolle  aneinander  gereiht  sind.  Die  Ghromaceen  
 (oder  Schizophyceen),  zu  welchen  diese  Urpflänzchen,  Trichodes-  
 mium  genannt,  gehören,  sind  unseren  Oscillarien  und  Nostocaceen  
 des  süßen Wassers  nahe  verwandt;  sie  werden  gewöhnlich als  „einzellige  
 Algen“  bezeichnet.  Indessen  die  echten  Algen  oder  Tange  
 sind  vielzellige  und  gewebebildende  Pflanzen;  jene  P rotophyten  
 dagegen  bilden  noch  keine  Gewebe;  ja  ihre  sogenannten  „Zellen“  
 sind  noch  nicht  einmal  echte  Zellen,  da  sie  des  charakteristischen  
 inneren  Bestandteiles  derselben,  des  Zellkerns,  entbehren.  Eigentlich  
 sind  sie  nur  einfache,  gefärbte  Plasmakörnchen,  gleichwertig  
 den  Chlorophyllkörnern  in  den  Zellen  der  höheren  Pflanzen;  sie  
 gehören  zu  den  einfachsten  uns  bekannten  Organismen  und  sind  
 deshalb  von  höchstem  theoretischen  Interesse,  weil  sie  eine  starke  
 Stütze für  die Hypothese  der Urzeugung oder A r ch ig o n ie  geben  
 (der  sogenannten  „ Generatio  spontanea“   in  einem  ganz  beschränkten  
 Sinne!);  sie machen  uns  begreiflich,  wie  im  Beginne  des  organischen  
 Lebens  auf  unserem  Erdbälle  die  ersten  und  einfachsten  
 Organismen  durch  Archigonie  aus  einfachen  anorganischen  Verbindungen  
 entstanden  sind. 
 Da unser  Schiff mit mäßiger Geschwindigkeit  fuhr, war es möglich, 
   durch  wiederholtes  Schöpfen  mittelst  eines  herabgelassenen 
 Eimers  auch  andere  Bestandteile  des  Plankton  zu  erbeuten,  jenes  
 angehäuften  „Auftriebes",  der  hier  streckenweise  in  Gestalt  bandförmiger  
 T ie r s tröm e   (oder  Zoocorrenten)  die  Oberfläche  des 
 Eine  G lobigerine (Polythalamie mit langen strahligen Klasse  der  Kämmerlinge  Kalkstacheln)  aus der  (Thalamophora).  Stark  vergrößert 
 Meeres  in  der Malakka-Straße  bedeckt.  Als  überwiegende  Bestandteile  
 desselben  ergaben  sich  Milliarden  von  Globigerinen  und  Diatomeen. 
   Die  G lob ig e r in en   sind  Wurzelfüßer  oder  Rhizopoden  
 aus  der Klasse der Kämmerlinge (Thalamophora).  Ihre vielkamme-  
 rigen  Kalkschalen  sind  mit  sehr  zahlreichen,  langen  und  dünnen,