
 
		fiel;  er  betrachtete  sich  von  oben  bis  unten,  knöpfte  geschickt  das  
 Jäckchen  auf  und  zu,  und  war  sehr  mißvergnügt,  wenn  es  wieder  
 ausgezogen  wurde.  Die  E ite lk e it ,  welche  der  kleine  Stutzer  dabei  
 zur  Schau  trug, war  nicht  geringer,  als  diejenige  des Mentawei-  
 Häuptlings,  der seinen  nackten Körper mit  einer abgelegten Militär-  
 Jacke dekoriert oder diejenige des Pariser Gigerl,  der die Narrheiten  
 der  „neuesten  Mode“  mitmacht.  Für  die  kleine  Freundin  war  ein  
 Hauptvergnügen  die  tägliche  Morgentoilette  des  Oa;  er  benahm  
 sich  dabei  genau  wie  ein  artiges  Kind  und  ließ  sich  mit  großem  
 Behagen  baden,  waschen  und  kämmen.  Besonderes  Vergnügen  
 machte  es  ihm,  wenn  ihn  seine  Pflegerin  nach  dem  Bade  sorgfältig  
 abtrocknete,  sich  neben  ihn  in  die  Sonne  auf  den  Rasen  legte  und  
 sanft  mit  der  Hand  streichelte;  er  machte  dann  die Augen  zu  und  
 streckte  sich  lang  auf  dem  Rücken  aus.  Als  ich  dann  einmal  das  
 Mädchen  an  der  Hand  nahm  und  wegführen  wollte,  geriet  er  in  
 große Aufregung  und fing  kläglich  an  zu  schreien;  als  ich  sie  aber  
 wirklich  wegführte,  wurde  er  wütend  und  versuchte  ernstlich  zu  
 beißen,  was  er  sonst  nur  selten  tat.  Diese  Anfälle  von  heftiger  
 E ife r su ch t   wiederholten  sich  später  regelmäßig,  sobald  ich  den  
 Oa  von  seiner  Freundin  trennen  wollte;  er  wurde  dann  schon  aufgeregt  
 und  böse,  wenn  ich  mich  nur  dem  Gegenstände  seiner  Neigung  
 näherte  und  Miene  machte,  sie  zu  berühren.  Mein  Freund  
 Treub  hatte  an  diesem  stets  wiederholten  Drama  der  Eifersucht  
 seinen  großen  Spaß. 
 Wenn  die  beiden  kleinen,  stammverwandten  Primaten  miteinander  
 spielten,  war  die Ähnlichkeit  ihrer  Bewegungsformen  oft überraschend  
 groß.  Insbesondere  gebrauchte  das  kleine  Malaienkind  
 beim  Greifen  und  Ringen  seine  Gliedmaßen  genau  so,  wie  sein  
 Affenvetter; beide konnten mit demselben Rechte  vom Physiologen  
 als  V ierh än d er   bezeichnet  werden,  wie  vom  Morphologen  als  
 Zweihänder.  Die  Zehen  an  den  Füßen  sind  bei  den  Malaien,  
 ebenso  wie  bei  anderen  niederen  Menschenrassen,  die  stets  barfuß  
 gehen,  viel  beweglicher  und  freier,  als  bei  uns  gestiefelten  Kulturmenschen; 
   sie  werden  bei  vielen  Arbeiten mit  demselben  Geschicke  
 gebraucht, wie  die Finger  an  den  Händen;  darauf hatte schon  IIux-  
 ley  in  seiner  berühmten  Abhandlung  „Über  die  Stellung  des  Menschen  
 in  der  Natur“  ( i 863)  hingewiesen. 
 In  großen  Zorn  geriet  der  Oa  auch,  wenn  ich  ihm  einen  besonderen  
 Leckerbissen  hinhielt,  ohne  daß  er  ihn  ergreifen  konnte;  
 er  schrie  dann  wie  ein  unartiges  Kind  so  lange,  bis  ich  ihm  das  
 Gewünschte  gab.  Die  Laute,  die er  in  solchen  Affekten  des  Zornes  
 und Ärgers  von  sich  gab,  bestanden  in  einem  gellenden,  oft wieder- 
 H äuptling  der M entaw ei-Insülaner  (in  abgelegter  holländischer  Uniform) 
 holten  „Huih  —   Huih  —   Huih  —   Huih!“  Sie  waren  ganz  verschieden  
 von  dem  gewöhnlichen  „Oa —  Oa — Oa,“  welches  er  in  
 verschiedener  Betonung  und  Stärke  zum  Ausdruck  verschiedener  
 Gemütsbewegungen  verwendete.  Oft wurden  aber  auch  beide Laute  
 in  der Weise  kombiniert,  daß  zuerst  vier- bis  sechsmal  „Oa PP Oa“ 
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