
 
		liehen Girlanden,  die sich  von  einem Baumfarn zum anderen schlangen. 
   Tief  unten  in  den wilden  Schluchten  tobten schäumende Wildbäche  
 über  schwarze  Obsidianblöcke. 
 Weiter oben  gelangten wir  in  eine  große, meilenweit ausgedehnte  
 Pflanzung  von  Chininbäumen,  Daradjat.  Die  geraden  Stämme  dieser  
 wertvollen Bäume, mit  der hellen,  glatten,  fieberheilenden Rinde  
 bedeckt,  erheben  sich  säulengleich  zu  beträchtlicher  Höhe  und  sind  
 mit  glänzend  grünen,  in  der  Jugend  roten  Blättern  bedeckt.  Unser  
 Weg steigt  lange  im  Zickzack,  gut  gehalten,  durch  diese  Pflanzung  
 bergan  und  tritt  dann  oberhalb  in  einen  schönen  Urwald,  ähnlich  
 dem  von  Tjibodas.  In  einer  Höhe  von  1800  Metern  sehen  wir  
 plötzlich  weiße  Dampf wölken  durch  das  Astwerk  der  Bäume  ziehen; 
   gleich  darauf  öffnet  sich  der Wald,  und  wir  stehen  vor  dem  
 merkwürdigen  Krater,  der  den  Namen  Kawa  Manuk  (=  Vogelkrater) 
   führt. 
 Kawa  Manuk  ist  ein  eigentümlicher  Schlammvulkan.  Wir  
 stehen  unten  im  Grunde  eines  weiten,  trichterförmigen  Kraterbeckens, 
   dessen  sanft  ansteigende  Wände  von  Hunderten  kleinerer  
 und  größerer  Schlammkessel  durchbrochen  sind;  der  halbflüssige,  
 hellgraue  oder  bläuliche  Schlamm  in  denselben  befindet  sich  in  
 kochendem  Zustande  und  entsendet  zahlreiche  Gasblasen,  oder  
 sprudelt selbst in Form kleiner Fontänen empor.  Manche Schlammbecken  
 sind  auch mit  einer  schimmernden  Kruste  bedeckt,  die wieder  
 von  aufsteigenden  Gasblasen  durchbrochen  wird.  Aus  anderen  
 erheben  sich  mehrere  kleine  Kegel  mit  durchbohrter  Spitze:  
 Schlammvulkane  en  miniature,  die  einen  dünnen  Dampf-  oder  
 Schlammstrahl  aufwärts  senden.  Die  nackten  Wände  der  trichterförmigen  
 Schlammbecken  prangen  in  den  buntesten  und  grellsten  
 Farben,  vorwiegend  Gelb,  Orange,  Rot  in  den  verschiedensten  Abtönungen  
 ; an anderen Stellen Lichtblau,  das  einerseits in meergrüne,  
 andererseits  in  violette  und  purpurne  Töne  übergeht.  Das  bunte  
 Farbenspiel  dieser  Becken,  aus  denen  der  kochende  Schlamm  unter  
 dumpfem  Getöse  seine  Dampf wölken  und  Gasblasen  emporsendet,  
 ist  oft  ganz  überraschend. 
 Unten im Grunde des großen Kraters  fließen die milchigen, bläulichen  
 Schlammbäche  zur Bildung  eines  trüben  Stromes  zusammen,  
 der  über  rotbraune  und  violette  Tuffsteine  wegsprudelt  und  dann  
 durch eine weite Öffnung  der Kraterwand  in  den anstoßenden Wald  
 abfließt.  Hier  saß  ich  eine  Stunde  und  verzehrte  mit  ausgezeichnetem  
 Appetit  das  mitgenommene  Frühstück.  Meine  Kulis,  denen  
 solche  Stätten  aktiver  vulkanischer Tätigkeit  als Wohnstätten  böser  
 Geister  immer  höchst unheimlich  sind,  hatten  sich  im  nahen Walde 
 gelagert.  Ich  war  ganz  versunken  in  die  wunderbare  Szenerie,  die  
 sich  vor  mir  in  lebendiger  Bewegung  entfaltete  und  mich  in  Gedanken  
 in  den  Yellowstone-Park  Nordamerikas  versetzte.  Ein  frischer  
 Wind  trieb  die  zahlreichen  kleineren  und  größeren  weißen  
 Dampfwolken  wirbelnd  nach  verschiedenen  Seiten  und  umhüllte  
 die  niedrigen  Bäume  auf  den  Wällen  des  Kraters  mit  gespenstigen  
 Schleiern. 
 An  dem  linken  Abfall  des  Kraterrandes  ist  sehr  geschickt  ein  
 schmaler  Weg  angelegt,  welcher  in  verschiedenen  Windungen  zu  
 den  höheren  Teilen  des  hügelreichen  Bodens  aufwärts  führt.  An  
 den  gefährlichsten  Stellen  genügt  ein  einziger  unvorsichtiger  Fehltritt, 
   um  den  ausgleitenden  Wanderer  rettungslos  in  einen  der  
 kochenden  Schlammkessel  versinken  zu  lassen.  Der mitgenommene  
 Führer,  der  alle  einzelnen  Stellen  genau  kennt,  ist hier  von  Nutzen.  
 An  mehreren  Stellen  lief  er mit  seinen  nackten  Füßen  eilig  weiter,  
 da  der  Fußboden  hier  glühend  heiß  ist;  selbst  durch  die  dicken  
 Sohlen meiner  Bergschuhe war  die Hitze  sehr  fühlbar.  Im  hinteren  
 Teile  des  Kraters  liegen  noch  einige  größere  Kessel,  durch  höhere  
 Hügelrücken  getrennt  und  versteckt.  Zu  einem  derselben  hinabsteigend, 
   wurde  ich  durch  den  Anblick  eines  kleinen  kochenden  
 Sees  überrascht,  in  dessen  Mitte  eine  Schlammfontäne mehrere Meter  
 hoch  emporsprudelt.  Die  Leiche  eines  drosselartigen  Vogels,  
 die auf  der milchigen Flüssigkeit schwamm,  schien  die Behauptung  
 der Eingeborenen  zu  bestätigen,  daß  alle  Vögel,  welche  über  diesen  
 „Vogelkrater“  wegfliegen,  von  den  auf steigenden  sauren  Dämpfen  
 erstickt  werden  und  tot  herabfallen. 
 Sehr  eigentümlich  ist  auch  die  üppige  V ege ta tion,  welche  sich  
 auf  den  trockenen,  heißen  Schlammkrusten  zwischen  den  zahlreichen  
 Dampfkesseln  entwickelt  hat;  sie  besteht  vorzugsweise  aus  
 „trocken  liebenden  oder  xerophilen“  Pflanzen  und  ist  größtenteils  
 sehr  verschieden  von  derjenigen  des  nahen  feuchten Urwaldes.  Die  
 charakteristischen  saftreichen  Begonien  und  Cyrtandren  des  letzteren, 
   die  zarten  Hymenophyllen  usw.  fehlen  hier  ganz.  Dagegen  
 überwiegen  Sträucher  und  niedrige  Bäume  mit  knorrigen  Ästen,  
 mit trockenen,  spröden, lederartigen Blättern,  zum Teil mit schönen,  
 meistens  roten  Blüten;  so  Melastoma  Molkenboeri,  Rhododendron  
 retusum,  ein  Feigenbaum  mit  verschieden  geformten  Blättern  (Ficus  
 heterophylla);  sehr  zahlreich  ist  ein  Heidelbeerbaum,  der  auf  
 diesen  javanischen  Vulkanen  besonders  gut  gedeiht  (Vaccinium  
 varingiaefolium).  Besonders  charakteristisch  für  dieselben  sind  
 aber  mehrere  Farnkräuter:  Polypodium  vulcanicum,  Lomaria  vul-  
 canica,  Lycopodium  vulcanicum;  die  auffallendste  Art  ist  das  seit