
 
		See von Bag en dit,  dessen Oberfläche dicht mit Lotos und Seerosen  
 bedeckt  ist.  Sonst  fand  ich  eigentlich  nichts  Besonderes  an  ihm;  
 ich  vermute,  daß  er  seinen  Ruf  wohl  nur  den  beliebten  Picknick-  
 Partien  verdankt,  die  häufig  hierher  gemacht  werden. 
 Auf  der  Rückfahrt  bis  zum  Dorfe  Trogon  gelangt,  schlug  ich  
 von  hier  die  Straße  ein,  die  südwestlich  nach  Tjipannas  führt,  
 einem kleinen  Badeort mit heißen  Quellen,  am  Fuße  eines anderen,  
 noch  tätigen  Vulkans,  des  gewaltigen  „Donnerbe rg es“ ,  Gunong  
 Guntur.  Dieser  Vulkan,  1982  Meter  hoch,  schließt  das  blühende  
 Tal  von  Garut,  gleich  einer. Festung mit  hohen  krenelierten Mauern  
 und  Zinnen,  gegen  West  und  Nordwest  ab.  Er  erscheint mit  drei  
 mächtigen Häuptern gekrönt, von denen das mittlere, höchste, gegen  
 die  beiden  anderen  zurücktritt.  Diesem  gegenüber  erscheint  der  
 weite Krater  von  einer  tiefen Einsenkung  durchbrochen,  durch welche  
 ein breiter, brauner Lavastrom  sich  in das grüne Tal herabsenkt.  
 Zahlreiche  andere  Lavaströme,  von  schwarzer,  brauner,  violetter  
 Farbe,  dazwischen  breite,  moränenähnliche  Steinfelder  mit  grauen  
 Auswurfsprodukten,  ziehen  strahlenförmig  divergierend  von  den  
 beiden  seitlichen Häuptern  herab;  sie  sind  von  verschiedenem Alter,  
 die  jüngeren  noch  ganz  nackt,  die  älteren mit  spärlicher Vegetation  
 bedeckt.  Sie bezeugen  den  unruhigen  Charakter  dieses Feuerberges,  
 der  zu  den  aktivsten  von  Java  gehört  und  noch  bis  in  neueste  Zeit  
 unter dumpfem Donnergrollen Massen von Asche,  Sand und Steinen  
 in  die  Luft  schleudert.  Die  reiche  grüne  Vegetation,  welche  die  
 meisten  anderen  Vulkane bis  zur  Spitze  überzieht,  ist hier  auf  einen  
 Teil  der  älteren  Oberfläche  beschränkt.  Oben  zieht  sie  sich  bis  zu  
 den  zackigen  Gipfeln  hinauf. 
 Am  östlichen  Fuße  des  Gunong  Guntur  entspringen  fünf  heiße  
 Quellen,  die  als  sehr  heilkräftig  gelten  und  sowohl  von  Eingeborenen  
 als  Europäern benutzt werden.  In  dem  kleinen,  bereits  genannten  
 Dorfe  T jip an n a s   („Warmbrunn“ )  sind  sehr  primitive  Einrichtungen  
 für  Bäder  getroffen:  offene  Becken,  in  denen  die  Eingeborenen  
 beiderlei Geschlechts,  alt  und  jung,  ihre  „Gesellschaftsbäder“ 
   nehmen  und  die  sehr  beliehte  Massage  praktizieren.  In  
 einem  einfachen  Bambushause  liegen  nebeneinander  sechs  geschlossene  
 Badezellen  mit  Steinwannen,  in  denen  man  für  den  Preis  von  
 20  Pfennigen  ein  Bad  nehmen  kann. 
 Die  zunehmende  Mittagshitze  ließ  mich  darauf  verzichten,  bis  
 zum  Rande  des  Kraters  vorzudringen.  Statt  dessen  verwendete  ich  
 den  Nachmittag,  der  heute  ausnahmsweise  regenfrei  blieb,  zu  einer  
 Exkursion in  den  flachen Hügelkranz, welcher den Fuß  des Gunong  
 Guntur  umgibt.  In  demselben  finden  sich  Hunderte  von  kleineren 
 und  größeren Wasserbecken,  die  von  den  heißen  und kalten Quellen  
 des  Vulkans  gespeist  werden;  sie  liegen  größtenteils  terrassenförmig, 
   gleich  Reisfeldern,  übereinander,  sind  durch  niedrige Dämme  
 getrennt,  durch  Schleusen  verbunden  und  werden  von  den  Eingeborenen  
 als  Fischteiche  verwertet.  Mehrere  derselben  waren  abgelassen; 
   eine  Menge  Kinder  wateten  im  Schlamm  umher  und  sammelten, 
   unter  Anleitung  ihrer Mütter, Massen  von  kleinen  Fischen.  
 Große  Körbe  voll  wurden  in  die  Hütten  getragen,  die  einzeln  oder  
 in  kleinen  Gruppen,  von  hübschen  Gärten  umgeben,  am  Ufer  der  
 meisten  Teiche  stehen. 
 Die  landschaftliche  Szenerie  dieses  vulkanischen  Teichlabyrinthes  
 besitzt  einen  eigentümlichen  Reiz;  viele  Tausende  von  großen  
 grauen  und  braunen  Steinblöcken,  die  der  Feuerberg  seit  Jahrtausenden  
 ausgespien  hat,  liegen  überall  umher,  umgeben  die  Teichränder  
 mit  Steindämmen  und  ragen  als  Inselchen  aus  der Wasserfläche  
 empor.  Zwischen  den  nackten  Felsmassen  hat  die  unerschöpfliche  
 Triebkraft  der  Tropensonne  eine  reiche,  grüne  Vegetation  
 entwickelt:  Bambusen  und  Bananen,  Kokos-  und  Areng-  
 palmen,  Caladium  und  Manihot  gedeihen  in  üppigster  Fülle;  und  
 im Schatten  dei\ Fruchtbäume  liegen am Ufer  die malerischen Bambushütten  
 der Malaien.  Diese  sind hier,  wie  in  den meisten Dörfern  
 des Garutgebietes^p? und weiterhin  in  langen Strecken  des Preanger  
 Landes  —   durch  die  besondere  Form  ihrer  Dächer  ausgezeichnet.  
 Der Rücken  derselben  ist  sattelförmig  vertieft,  während  die Ränder  
 der  beiden  Seitenflächen  nicht  parallel  nach  unten  gehen,  sondern  
 gegeneinander  konvergieren.  Am  unteren  Rande  der  steil  abfallenden  
 Seitenflächen  setzt  sich  ein  zweites,  nur  schwach  geneigtes  
 Dach  an,  welches weit  nach  außen  vorspringt;  seine beiden  Ränder  
 laufen  parallel.  Dieses  Außendach  ist  durch  mehrere  Bambusstäbe  
 gestützt  und  schützt  die  breite  Vorgalerie  der  Hütte  vor  Sonne  und  
 Regen;  hier  lagert  auf  Matten  tagsüber  die  Familie,  den  verschiedensten  
 häuslichen  und  familiären  Beschäftigungen  nachgehend.  
 Die  Deckung  der  Satteldächer  besteht  auch  hier  teils  aus  Bambusmatten, 
   teils  aus  Apat,  den  zerfaserten  Blattscheiden  der  Zuckerpalme  
 (Arenga).  Über  den  konkaven  Rücken  ist  meistens  noch  
 eine  zottige  Saumdecke  gelegt.  Ganz  besonders  malerisch  aber  erscheinen  
 sie  dadurch,  daß  sie  am  vorderen  und  hinteren  Ende  des  
 Sattels  ein  paar  lange  divergierende  Stangen  gleich  Hörnern  erheben, 
   die  oberen  Enden  der  konvergierenden  Bambusstäbe,  die  als  
 Gerippe  das  Palmendach  tragen.  Oft  hängt  unter  jedem  Hörnerpaar  
 vor  dem  Dachgiebel  ein  Bündel  mit  haarähnlichen  Palmenfasern  
 herab,  das  wie  ein  Roßschweif  aussieht.  Auf  meine  Frage