
 
		tiere  (Tiger,  Leopard,  Malaienbär,  Binturong,  Zibetkatzen)  und  
 viele  große Fledermäuse.  Sehr  schöne Exemplare  finden  sich  unter  
 den  zahlreichen  Vögeln  und  Schmetterlingen.  Unter  den  Reptilien  
 und Amphibien fallen mehrere einheimische Riesenexemplare durch  
 ihre  gewaltige  Größe  auf,  so  ein mächtiges  Krokodil  von  16  Fuß  
 Länge,  Riesenschlangen,  Tigerfrösche  usw.  Die  Fischsammlung  
 enthält  riesengroße  und  seltene  Formen  von  Selachiern  (Haifischen  
 und Rochen).  Unter  den wirbellosen Tieren  zeichnen  sich  die Gliedertiere  
 (Insekten,  Spinnen,  Krustazeen)  durch  Zahl,  Mannigfaltigkeit  
 und  Schönheit  der  Arten  aus,  ferner  die  tropischen Mollusken  
 (Schnecken  und  Muscheln),  prachtvolle  Sterntiere,  Korallen  
 usw. 
 Das  Museum,  das  dem  Publikum  täglich  von  zehn  Uhr  vormittags  
 bis  fünf  Uhr  abends  geöffnet  ist,  wird  nicht  nur  von  Europäern, 
   sondern  auch  von  Eingeborenen  stark  besucht.  Ich  habe  
 oft  das lebhafte  und ausdauernde  Interesse bewundert, mit  dem  die  
 gelben  Chinesen  und  die braunen Malaien,  die  schokoladenfarbigen  
 Inder  und  die  schwarzen  Tamilen  die  zoologische  Sammlung  studierten  
 —  mehr  als  viele  Europäer.  Sicher  ist  diese  gemeinnützige  
 Anstalt,  ebenso wie  die reiche  Bibliothek,  für  Singapur  eine öffentliche  
 Bildungsquelle  ersten  Ranges. 
 Von  dem  Reichtum  der  K o ra llen b än k e   von  Singapur  bekommt  
 man  schon  durch  die  Prachtexemplare  des  Museums  eine  
 Vorstellung.  Es  traf  sich  nun  sehr  günstig,  daß  gerade  in  der  
 zweiten  Oktoberwoche  Vollmond  eintrat,  und  daß  die  damit  verknüpfte  
 tiefe  Ebbe  (die  „Springebbe“ )  den  Wasserstand  auf  den  
 Korallenriffen  der  Malakkastraße  ungewöhnlich  tief  sinken  ließ.  
 Dadurch wurde mir  und meinem  Begleiter, Dr. Hanitsch,  die Möglichkeit  
 gegeben,  an  einigen  besonders  günstigen  Stellen  (bei  B la -  
 kang  Mati)  selbst  in  das  Meer  zu  steigen  und  in  dem  nur  einen  
 Meter  tiefen  Wasser  zwischen  den  herrlichen  lebenden  Korallenbäumen  
 und  -sträuchern  stundenlang  umher  zu wandeln,  wie  zwischen  
 den Blumenstöcken  eines wohlgepflegten Gartens.  Mit hohem  
 Genüsse  konnten  wir  die  prächtigen  Gebilde  an  Ort  und  Stelle  
 untersuchen  und  die  schönsten  Stücke  in unsere  beiden  Boote bringen. 
   In  nächster  Nähe  sieht  man  viele  merkwürdige  Einzelheiten  
 im Leben  der Korallenbänke,  die  uns  vom Boote aus entgehen.  Nur  
 bei  der  einen  Exkursion  verging  uns  die  Lust,  ins Wasser  zu  steigen; 
   gerade  an  der  Stelle  des  waldigen  Ufers,  wo  wir  beginnen  
 wollten,  lag  ein  stattliches  Krokodil;  erst  als  unser  Boot  bis  auf  
 zehn  Schritt  herangerudert  war,  löste  sich  das  plumpe  Raubtier  
 schwerfällig  ab  und  schwamm  nach  der nächstgelegenen  Insel  hinüber. 
   Unwillkürlich  fiel  uns  das  schöne  Lied  von  Geibel  ein,  in  
 welchem  „ein  lustiger  Musikante“  am  Ufer  des  Nil  spaziert  und  
 ein  großes  Krokodil  durch  seine  Geige  zum  Tanzen  zwingt. 
 Die märchenhafte Pracht  der  tropischen Korallenbänke ist  schon  
 oft  in  enthusiastischen  Worten  und  farbigen  Bildern  geschildert  
 worden,  und  doch  muß  
 ich jedesmal beim erneuten  
 Anblick  desselben  
 sagen,  daß  keine  Feder  
 und  kein  Pinsel  dazu  
 ausreicht.  Man  muß  
 diese Wunderwelt —  eine  
 ganz  eigenartige  zauberhafte  
 Erscheinung  auf  
 unserem  Erdball  —  
 selbst.  gesehen  und  genossen  
 haben,  um  sich  
 ein  getreues  Bild  davon  
 zu  machen.  In  meiner  
 Schrift  über  die  „Arabischen  
 Korallen“ habe ich  
 die  farbenreiche  Fauna  
 der  Korallenbänke  von  
 Tur,  und  in meinen  „Indischen  
 Reisebriefen“ die  
 die  großartige  Korallenwelt  
 zu  schildern  versucht, 
   welche  die  ausgedehnten  
 Bänke  an  den 
 A V L lö lC JL l  V U 1 I  J J t ; - Eine  P erso R indenkoranll e (ein  lebendes  Einzeltier)  der  förmige  Magen  (in (Gdeorr gMonititae)).  schDimerm  eflrat sdcuhrecnh  
 (doieb enz)a ritset  mKiöt repienrewma nKd rahnizned uvrocnh .a chDt egre fiMeduenrd  
 ten  Fangarmen  oder  Tentakeln  umgeben 
 sonders  in  Puntogalla  
 und  Belligemma  belebt. 
 Wenn  ich  aber  jetzt  auf  
 diese  Versuche  zurückblicke  
 und  sie  mit  den  
 frischen  Eindrücken  der  lebenden  Korallengärten  von “Singapur  
 vergleiche,  erscheinen  sie  mir  recht  schwach  und  ungenügend. 
 Die  zierlichen  und mannigfaltigen Bildungen, welche  die weißen  
 (selten  roten  oder  anders  gefärbten)  Korallen  in  unseren  Sammlungen  
 zeigen,  sind  eben  nur  die  Formen  der  toten  Kalkskelette,  
 welche  im  Leben  von  weichem  Fleisch  überzogen  sind.  Diese  fleischige  
 Hautdecke  prangt  nun  meistens  in  den  prächtigsten  Farben.