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 ich  jene  schönen  Erinnerungen  wieder  auffrischen  durfte. 
 Die  kurze  uns  gestattete  Zeit  von  sechs  Stunden  benutzten  wir  
 zu  einem  Ausfluge  nach Mount  Lavinia  und  Viktoriapark.  Zusammen  
 mit  drei  Reisegefährten  fuhr  ich  in  einem  Einspänner  zwei  
 Stunden  weit  auf  der  schönen  Straße,  welche  von  Colombo  längs  
 der  Westküste  der  Insel  südwärts  nach  Point  de  Galle  führt  --t-  
 eine  zusammenhängende  Kette  von  Villen  der  Europäer  und  malerischen  
 Hütten  der  Eingeborenen,  von  blumenreichen  Gärten  umgeben. 
   Die  braunen  Gestalten  der  Singhalesenfamilien  vor  ihren  
 offenen  Hütten,  die  schwarzen  Tamilen  mit Wegeverbesserung  beschäftigt  
 oder  als  Kutscher  die  Zebuochsen  vor  den  Karren  lenkend, 
   gaben  die  lebendige  Staffage  zu  dem  Charakterbilde  der  
 Ceylondörfer,  das  mich  so  oft  erfreut  hatte. 
 Mount  Lavinia  ist  ein  elegantes  Badehotel,  frei  auf  einem malerischen  
 Felsenvorsprung  der  Küste,  ein  paar  Stunden  südlich  von  
 Colombo  gelegen;  von  einem  deutschen Wirte gut ausgestattet, wird  
 es  von  europäischen  Familien  viel  besucht  und  auch  als  Badeaufenthalt  
 benützt.  Nach  dort  eingenommenem  Frühstück  fuhren  
 wir  zurück  durch  den  Viktoriapark,  einem öffentlichen  Garten mit  
 schönen  tropischen  Gebüschen  und  Baumgruppen,  kleinen  Teichen  
 und  Zimmetpflanzungen.  Der  kurze Besuch,  den  ich  den  südlichen  
 Stadtteilen  von  Colombo  abstatten  konnte,  überzeugte  mich,  daß  
 auch  hier  in  den  inzwischen  verflossenen  Jahren  sich  vieles  geändert  
 hatte;  neue  elegante  Straßen  sind  entstanden,  zum  Teil  mit  
 hohen,  europäischen  Häusern  und  belebt  durch  zahlreiche  Jinrik-  
 schas,  ein  Fuhrwerk,  wie  ich  es  demnächst  in  Singapur  täglich  benutzte, 
   damals  aber  noch  nicht  kannte.  Aus  freundlichen  Briefen  
 von  Reisenden,  welche  das  Hochland  von  Ceylon  nach  mir  besucht  
 hatten,  wußte  ich  bereits,  daß  die  Eisenbahn  hoch  in  das  Gebirge  
 vorgedrungen  sei;  weite  Strecken,  in  denen  ich  allein  mit  einem  
 Kuli  durch  einsame  Bergwälder gewandert war,  sind  jetzt kultiviert  
 und  mit  Teepflanzungen  bedeckt.  Bald  wird  von  den  ursprünglichen  
 Naturreizen  des  unberührten  Ceylon  nichts mehr  übrig  sein. 
 Von  Colombo  gelangten  wir  in  vier  Tagen  nach  der  Insel  Pe-  
 nang,  einem  wichtigen  Stützpunkte  des  englischen  Handels,  unter  
 dem  fünften  Grade  nördl.  Breite  an  der Westküste  der malaiischen  
 Halbinsel  gelegen.  Den  ganzen  Nachmittag  des  21.  September  behielten  
 wir  die  Südwestküste  von  Ceylon  mit  den  mir  so  wohlbekannten  
 Küstenplätzen:  Caltura  und  Point  de  Galle,  Belligemma  
 und  Matura  im  Auge.  Auch  diese  reizenden,  in  Palmenwälder  eingebetteten  
 Ortschaften  sind  neuerdings  durch  eine  Eisenbahn  ver- 
 H aeck el,  InsuKnde,  3. Aufl.