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 zugleich  auf  der Wasserscheide  des  Barisan-Rückens,  von  welchem  
 die  kurzen  Flüsse  seines  westlichen  Hanges  steil  nach  Südwesten,  
 dagegen  die  langen  Flußläufe  des  östlichen  Hanges  in  sanfterem  
 Abfall  nach  Südosten  abfließen.  Unter  den  hohen  Bergen,  welche  
 die  kühle  Hochebene  von  Padang-Pandjang  rings  umgeben,  hat  
 uns der Zwillingsvulkan Tandikat und Singgalang  im Westen schon  
 bisher  begleitet,  ebenso  der  Ambatjang  im  Süden.  Jetzt  tritt  dazu  
 im Osten ein neuer  gewaltiger Vulkan,  der schön geformte Merapi,  
 2872  Meter  hoch;  sein  letzter  großer  Ausbruch  fand  1872  statt.  
 Gleich seinem Namensbruder in  Java stößt  auch dieser  „Feuerberg“  
 aus  seinem  Krater  beständig  Dampfwolken  aus,  als  warnendes  
 Signal,  daß  seine  vulkanische  Tätigkeit  keineswegs  erloschen  ist. 
 Auf  dem  Bahnhof  von  Padang-Pandjang  befindet  sich  eine  gute  
 Restauration,  deren  deutsche  Wirtin,  durch  Herrn  Delprat  von  
 unserer  Ankunft  benachrichtigt,  uns  ein  schmackhaftes  deutsches  
 Mittagessen  in  den  Direktionswagen  schickte.  Wir  verzehrten  dasselbe  
 gemächlich,  während  uns  der  Zug  in  südöstlicher  Richtung  
 nach  dem  Singkarasee  weiterführte.  Bald  nach  der  Abfahrt  zeigte  
 sich  zur  linken  Seite  der  Bahn  auf  einem  Hügel  ein  steinerner  
 Obelisk  an  der  Stelle  des  gesprengten  Forts  Gugur Malintang,  zur  
 Erinnerung  an  eine  Heldentat,  welche  sich  hier  in  dem  P a d r ik 
 r ie g e   im  Jahre  i 8 4 i   abspielte,  und  zwar  an  demselben  Februartage, 
   an  welchem  wir  heute  die  Stelle  passierten.  Da  sie  zu  den  
 berühmtesten  Episoden  in  den  blutigen  Kämpfen  zwischen  den  
 Holländern  und  den  sumatranischen  Eingeborenen  gehört,  will  ich  
 sie hier mit den Worten wiedergeben, mit welchen  sie Oberst Lange  
 in  seiner  „Geschichte  des  Krieges  von  Westsumatra“  schildert. 
 Im Monat Februar  des  Jahres  i 8 4 i  kam  in  den  Padanger  Oberländern  
 ein  Aufstand  zum  Ausbruch,  welcher  die  niederländische  
 Oberherrschaft  auf  Sumatras  Westküste  in  gefährlicherWeise  bedrohte. 
   Der  Regent  von  Batipu,  jahrelang  ein  getreuer  Bundesgenosse  
 der Regierung,  hatte  unerwarteterweise  die  Fahne  der Empörung  
 entrollt.  Noch  vor  Sonnenaufgang  erschienen  am Morgen  des  
 2 4.  Februar  einige  seiner  Vorfechter  in  den  zu  Padang-Pandjang  
 befindlichen  Wohnungen  der  eingeborenen  Kaufleute  und  ermordeten  
 deren  Bewohner.  Mit  Anbruch  des  Tages  folgte  ein  größerer  
 Schwarm,  der  sich  schnell  des  ganzen  Platzes  bemeisterte  und  die  
 Häuser in Brand steckte.  Hierauf folgte  ein Anfall auf das  schwach  
 verschanzte  Lager  zu  Gugur-Malintang.  Die  geringe  Besatzung,  
 vom  Feinde  überrascht,  zog  sich,  jeden  Fuß  breit Grundes  auf  das  
 Hartnäckigste  verteidigend,  in  das  Reduit  zurück,  worin  sich  das 
 Auf  der  Insel  Sumatra i83 
 Pulvermagazin  befand.  Sie  bestand  in  diesem  kritischen  Moment  
 aus  dem  Leutnant Banzer,  Kommandant,  dem  Quartiermeister Keppel, 
   10  europäischen,  35  javanischen Unteroffizieren  und  Soldaten  
 und  1 4 Frauen und Kindern.  Auf  dem Reduit standen  einige Sechsund  
 Dreipfünder-Kanonen  in  Batterie. 
 Nachdem  alle  im  Lager  befindlichen  Gebäude  geplündert  und  
 den  Flammen  preisgegeben  worden  waren,  machten  die  Aufrührer  
 von  der  das  Lager  umgebenden  Brustwehr  Gebrauch,  um  sich  gedeckt  
 dem. Reduit  zu  nähern,  und  nur  ein  anhaltendes  Feuern  von  
 unserer  Seite  konnte  dieses  Vordringen  einigermaßen  verzögern.  
 Trotzdem  jedoch  Geschütz-  und  Gewehrfeuer  stets  anhielt,  bemerkte  
 man  am  26.,  daß  der  Feind immer näher heranrückte.  Verschiedene  
 Soldaten  und  auch  einige  Frauen  waren  inzwischen  verwundet  
 worden,  Lebensmittel  nicht mehr  vorhanden,  und  ein  heftiger, 
   am  Mittag  einfallender  Regen  durchnäßte  Gewehre  und  
 Mannschaften,  welche  letzteren  nirgends  Schutz  fanden,  da  das  
 Reduit  kein  anderes  Gebäude  enthielt  als  das  Pulvermagazin.  Dazu  
 kam,  daß  die  streitfertigen  Mannschaften  im  höchsten  Grade  entkräftet  
 und  kaum  noch  imstande  waren,  die  Waffen  zu  führen.  
 Mit  allem  Grunde  versuchten  deshalb  die  Truppen,  den  Kommandanten  
 zu  überreden,  das  Fort während  der Nacht  zu  verlassen  und  
 sich  durch  einen  heimlichen  Abzug  zu  retten.  Doch  der  brave  
 Banzer  wies  dieses  Ansuchen  von  der  Hand,  und  es  gelang  ihm  
 selbst,  die Truppen  zu  überreden,  nur  noch  einen Tag  auszuharren.  
 Glücklich  lief  die  folgende Nacht  zu  Ende,  ohne  daß  die  Besatzung  
 beunruhigt  wurde. 
 Inmittelst  hatten  sich  die  Meuterer  mehr  und  mehr  genähert;  
 die  Zahl  der  außer  Gefecht  gesetzten  Leute  vergrößerte  sich  zusehends, 
   und  viele  Gewehre  waren  unbrauchbar  geworden.  Die  
 Unmöglichkeit  einsehend,  noch  länger  Widerstand  zu  leisten,  entschloß  
 sich  nun  Banzer  selbst  zum  heimlichen  Abzug  in  der  kommenden  
 Nacht.  Dieser  Entschluß  wurde  dem  Unteroffizier  Schel-  
 ling  (Deutscher)  und  den  Füsilieren  Marion  (Belgier)  und  Sosmito  
 (Javaner)  mitgeteilt,  welche  alle  drei  so  schwerverwundet  darniederlagen, 
   daß  sie  unmöglich  auf  dem  Rückzug  mitgeführt  werden  
 konnten.  Die  drei  Helden  sahen  das  Hilflose  ihrer  Lage  ein,  und  
 sich  ihrem  Geschicke  unterwerfend,  faßten  sie  den  Plan,  das  Pulvermagazin  
 in  dem  Augenblicke  in  die  Luft  zu  sprengen,  wo  ihre  
 Kameraden  abgezogen  und  der  Feind  in  das  Reduit  eingedrungen  
 wäre.  Nachdem  die  Geschütze  vernagelt  und  jeder  Mann  mit  3o  Patronen  versehen  worden  war,  verließ  die  Besatzung  in  der  
 Nacht  vom  27.  auf  den  28.  Februar  mit  Zurücklassung  der  drei