
 
		zwischen Tausende  von Boten  und  Fähren, malaiischen Prauws und  
 chinesischen  Dschunken.  Matrosen  und  Seesoldaten,  Schiffer  und  
 Fischer  aller  östlichen  und westlichen  Nationen  bewegten  sich  bunt  
 durcheinander  kurz,  ein  lebendiges,  farbenreiches  Gewimmel,  
 wie  es  in  diesen  gewaltigen  Massen  nur  in  den  größten Welthäfen  
 zu  finden  ist. 
 Dem  erstaunlichen  Seeverkehr  von  Singapur  entspricht  das  verwirrende  
 Gewimmel  des  Landverkehrs  in  den  bunten  Straßen  der  
 weitläufigen  Stadt.  Der  weitaus  größte  Teil  derselben  trägt  vollkommen  
 den Charakter einer  tropischen Chinesenstadt; das kleine  
 europäische  Viertel mit  den  öffentlichen  Gebäuden  der  Regierung,  
 der  Post,  den  großen  Bankhäusern  usw.  'nimmt  nur  einen  beschränkten  
 Raum  in  der  Mitte  des  südlichen  Teiles,  am  Hafenkai,  
 ein.  Bei  den  weiten  Entfernungen  und  der  herrschenden  Hitze  legt  
 ma n   selbst  kürzere  Strecken  meist  zu  Wagen  zurück.  Zwischen  
 eleganten  europäischen  Equipagen  bewegen  sich  indische  und  chinesische  
 Fuhrwerke  des  verschiedensten  Kalibers,  leichte  Karren  
 und  schwere  Ochsenwagen.  Den  überwiegend  größten  Teil  des  
 Personentransportes  vermitteln  jedoch  die merkwürdigen  „ J in r ik -   
 schas“ .  Diese  „Männerkraftwagen“  (hier meistens abgekürzt  „Rikschas“ 
   genannt)  bestehen  aus  einem  Lehnsessel  auf  zwei  Rädern,  
 vorn  mit  einer  Gabeldeichsel,  in  welche  sich  ein  chinesischer  Kuli  
 als  „Zugtier“  einspannt.  Auf  dem  sauberen  Ledersitze  des  Sessels,  
 der  durch  ein  Schirmdach  gegen  Sonne  und  Regen  geschützt werden  
 kann,  haben  in  den  gewöhnlichen  Rikschas  (zweiter  Klasse)  
 zwei  Personen  nebeneinander  Platz;  in  den  eleganteren  Sesselwagen  
 (erster  Klasse)  sitzt  nur  eine  Person.  Der  Fahrpreis  ist höchst billig; 
   er  beträgt  für  die  englische  Meile  (8— io   Minuten)  6  Cents  
 ( = 1 2   Pfennige),  für  die  halbe Meile  nur  3  Cents.  Die  Ausdauer,  
 mit  der  diese  chinesischen  „Droschkenmänner“  ihre  Wägelchen  
 ziehen  —   auf  ebener  Erde  stets  in  gestrecktem  Trabe  laufend  —  
 ist  erstaunlich,  ebenso  wie  ihre  Genügsamkeit.  Die  Strecke  von  
 Singapur  bis  Johore  ,(2 5  Kilometer)  legen  sie  in  2V2  Stunden  zurück. 
   Dabei  leben  sie  fast  nur  von  Reis,  dem  abends  ein wenig  getrockneter  
 Fisch  hinzugefügt  wird. 
 Die  flinken  chinesischen  „Rikschamänner  spielen  im  Verkehr  
 vieler  großer  Städte  des  Ostens  jetzt  eine  sehr  bedeutende Rolle;  in  
 Singapur  allein  fahren  deren  10000.  Die  meisten  dieser  Kulis  in  
 Singapur  tragen nur  zwei  sehr  einfache Kleidungsstücke,  eine blaue  
 Schwimmhose  und  auf  dem  Kopfe  einen  kegelförmigen  Strohhut  
 zum  Schutze  gegen  die  Sonne.  Da  man  nun  im  Sessel  unmittelbar  
 hinter  dem  in  der Deichsel  laufenden Kuli  sitzt,  hat  man  beständig 
 den  Anblick  des schönen  nackten Körpers,  dessen  lebhaftes Muskelspiel  
 jeden  Künstler  und  Anatomen  erfreuen  muß.  Die  ganze  Lebensweise  
 der  Kulis,  der  Mangel  von  beengenden  Kleidern  und  
 Schuhen,  die  anstrengende  tägliche  Bewegung,  die  einfache,  gesunde  
 Die  M alakkabrücke  über  den  Singapurfluß 
 Nahrung,  sind  dazu  angetan,  ihre Muskulatur  in  günstigster  
 Weise  zu  entwickeln.  Die  breite,  kräftige  Brust  und  der  wohlgeformte  
 Rücken,  die  ebenmäßige  und  kraftvolle  Ausbildung  der  
 Muskeln  an  Ober-  und  Vorderarm,  an  Oberschenkel  und  Waden  
 könnten  jedem  Bildhauer  als  Modell  dienen.  Dazu  kommt  noch