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 sie  kostet  nur  ein  paar  Gulden  und  wird  oft  geübt  —   sehr  zum  
 Vorteil  der beiden Gatten,  die nicht  durch Liebe zusammengehalten  
 werden.  Auch  kommt  es  nicht selten  vor,  daß  geschiedene Eheleute  
 nach  einiger  Zeit  sich  wieder  vereinigen.  Da  die  Malaien  sehr  
 kinderlieb,  und  ihre  Kinder  gewöhnlich  allerliebste  Geschöpfchen  
 sind,  nehmen  sie  auch  keinen  Anstoß  daran,  wenn  die  Frau  ihrem  
 Manne  gleich  einige  muntere  Kinderchen  in  die  Ehe  mitbringt.  
 Freilich  werden  diese  vielen  Europäern  entsetzlich  erscheinenden  
 Verhältnisse  auch  dadurch  begünstigt,  daß  der  Lebensunterhalt  der  
 anspruchslosen  Malaien  sehr  billig  ist;  für  die  tägliche  Nahrung  
 der Person  genügen  i 5  bis  20  Pfennige. 
 Die  große  Toleranz,  welche  die  Holländer  in  ihren  Kolonien,  
 sehr  zum  Vorteil  derselben,  üben,  hängt  zum  Teil  auch  mit  dem  
 Umstande  zusammen,  daß  unsere  batavischen  Vettern  in  bezug  auf  
 religiöse  Duldung  und  Gedankenfreiheit  uns  Deutschen  weit  überlegen  
 sind.  Bei  uns  wird  neuerdings  wieder  der  ,,wahre  Glaube“  
 an  bestimmte  Dogmen,  die  Lehre  von  traditionellen  „O f fe n b a rungen“ 
 ,  die  unserer  wissenschaftlichen  Weltanschauung  geradezu  
 widersprechen,  als  heilige  Pflicht  gepredigt;  die  Konfession  
 wird  als  Grundlage  des  Unterrichts  und  der  Bildung  hingestellt.  
 Leider  kann  nur  niemand  sagen,  welches  der  „wahre  Glau b e“  
 und welches  die „echte K o n fe s s io n “  ist. Denn  jede von den vielen  
 widersprechenden  Glaubenslehren  behauptet  mit  gleichem  Bechte  
 von  sich  dasselbe.  Daher  haben  die  tüchtigsten  und  fortgeschrittensten  
 Kulturstaaten,  wie  Holland  und  Nord-Amerika,  den  konfessionellen  
 Religionsunterricht  aus  den  öffentlichen  Schulen  überhaupt  
 verbannt  und  denselben  als  Privatsache  dem  Belieben  der  
 Eltern  überlassen.  In  vielen  Gesprächen,  die  ich  darüber mit  hochgebildeten  
 Holländern  in  Java  und  Sumatra  hatte,  wurde  der  treffliche  
 Erfolg  dieses  Systems  gerühmt  und  zugleich  der  Verwunderung  
 darüber  Ausdruck  gegeben,  daß  das  neue  Deutsche  Reich  in  
 dieser  Beziehung  auf  dem  überwundenen  Standpunkte  des  Mittelalters  
 stehen  geblieben  sei.  Ich  mußte  leider  zugeben,  daß  die  
 Malaien  von  Insulinde  in  diesen  und  anderen  Beziehungen  bessere  
 und vernünftigere Verhältnisse genießen,  als wir  Germanen im Zentrum  
 von  Europa. 
 Am  Abend  des  7.  März  nahm  ich  von  der  schönen  Smaragdinsel  
 Java  Abschied  und  schiffte  mich  auf  dem  holländischen  Dampfer 
 „Reael“  ein,  um  in  vier  Tagen  nach  Penang  zu  fahren  und  dort  
 den  Anschluß  an  den  Dampfer  des  Norddeutschen  Lloyd  zu  erreichen. 
 Da  in  Singapur  neuerdings  mehrere  Pestfälle  vorgekommen  
 waren,  berührten  wir  den  Ort  nicht,  sondern  fuhren  direkt  durch  
 die Malakkastraße nach  Penang.  Tags über  gewährte mannigfache  
 Unterhaltung das Spiel  der wechselnden Monsunwolken,  deren hohe 
 Eine  leuchtende  W urzelqualle  Meduse  aus  der  Ordnung der  Scheibenq(Ruhalilzeons toomdear) ,D  iesicnoem  ewduurszeenlm  ündige  (Lych-  
 norhiza  lucerna).  In  halber  natürlicher  Größe 
 Türme  in  langen  Scharen  gereiht  am  Himmel  auf zogen;  abends  
 bei  Sonnenuntergang  kleideten  sie  sich  in  die  prächtigsten  Farben.  
 An  der  Oberfläche  des  Meeres  ergötzten  uns  Schwärme  von  munteren  
 Delphinen,  die  in  raschem  Laufe  das  Schiff  begleiteten  und  
 oft  ihre  Springkünste  zeigten.  Dazwischen  erschienen  Scharen  von  
 großen  blauen  und  gelben  Medusen  aus  der  Familie  der  Rhizo-  
 stomen  oder  Wurzelquallen.  Dieselben  strahlten  im  Dunkeln  ein