
 
		beobachten  zu  können,  sowohl  den  größeren  Orang-Utan  als  den  
 kleineren  Gibbon.  Schon  auf  der  Hinreise  hatte  ich  Vertreter  beider  
 Gattungen  in  Singapur  gesehen,  später  in Batavia. 
 Den  jungen  Orangknaben,  mit  dem  ich  im  botanischen  Garten  
 von  Singapur  spazieren  ging,  habe  ich  schon  früher  erwähnt.  Gerade  
 diese Gattung von Menschenaffen  gleicht  in  ihren  bedächtigen  
 Bewegungen  und  in  vielen  Gewohnheiten  dem  Menschen  ganz  besonders; 
   sie  besitzt  nicht  das  lebhafte  sanguinische  Temperament  
 der  meisten  übrigen  Affen,  sondern  ist  eher  phlegmatisch. 
 Von  der Gattung Gibbon  (Hylobates)  habe  ich  auf meiner Reise  
 vier  Arten  lebend  gesehen,  den  langarmigen  (H.  agilis)  im  zoologischen  
 Garten  von  Singapur,  den  weißhändigen  (H.  lar)  in  Johore,  
 den  großen  schwarzen  (H.  syndactylus)  in  Sumatra  und  den  aschgrauen  
 (H.  leuciscus)  in  Java.  Alle  Arten  dieser  „L an g a rm a 
 f fe n “  zeichnen  sich  durch  
 die  außerordentliche  Länge  
 ihrer  Arme  aus,  im  Vergleich  
 zu  den  kurzen  Beinen,  und  
 .durch  die  daraus  folgende  
 Fähigkeit,  ungewöhnlich  gewandt  
 zu  klettern  und  weite  
 Sprünge  von  Baum  zu  Baum  
 auszuführen.  Alle  haben  eine  
 laute  Stimme,  und  einige  
 singen  eine  ganze  Oktave  der  
 chromatischen  Tonleiter,  genau  
 wie  ein  musikalischer  
 Knabe.  Einer  dieser  singenden  
 Gibbons  ist  im  zoologischen  
 Garten  zu  Breslau  photographiert  
 worden.- 
 Der interessanteste von diesen  
 Menschenaffen  war  für  mich  
 der  junge  Gibbon,  den  ich  in  
 Buitenzorg  mehrere  Monate  
 hindurch  lebend  in  meiner  
 Wohnung  beobachten  konnte. 
 Ich  erhielt  denselben  als  Geschenk  
 von  Dr.  Axel  Preyer, 
 dem  Sohne  meines  versterbe-  Der  weißhaarige  Gibbon  (Hylo.  
 nen  Freundes  und  Kollegen  bates  lar)  während  seines  Gesanges  
 Wilhelm Preyer. Derselbe hatte 
 sich  ein  Jahr  lang  in  Buitenzorg  botanischer  Studien  halber  auf gehalten  
 und  schenkte mir  den  ihm  liebgewordenen  Hausgenossen bei  
 seiner Abreise nach Europa. 
 Die  Art  der  Gattung  Gibbon,  zu  welcher  mein  kleiner  Freund  
 und  Primatenvetter  gehörte,  findet  sich  ausschließlich  auf  Java;  
 sie  führt  den wissenschaftlichen  Namen  Hylobates  leuciscus  (Wagner). 
   In  der  Naturgeschichte  wird  er  als  „Moloch“  oder  „asch