
 
		entfaltet,  verdient  die  höchste  Anerkennung;  vielen  tausend  Menschen  
 ist  dadurch  Gesundheit  und  Leben  gerettet  worden.  Das  
 sollten  die  gefühlsseligen  Toren  begreifen,  welche  in  Deutschland  
 und  England  fortwährend  in  Rede  und  Schrift  gegen  Vakzination  
 und  Vivisektion  eifern. 
 Der  F is chm a rk t  von  Bata v ia   gab  mir  eine  lehrreiche  Übersicht  
 über  den  großen  Reichtum  des  malaiischen  Meeres  an  eigentümlichen  
 Fischen;  viele  Von  ihnen  sind  durch  absonderliche  Gestalt  
 ausgezeichnet,  die meisten  durch mannigfaltige,  oft  sehr bunte  
 und  lebhafte  Färbung;  Rleeker  hat  in  seinem  großen  Werke  über  
 die  „Indischen  Fische“  davon  sehr  gut  kolorierte  Abbildungen  gegeben. 
   Auch  mir  ward  eine  reiche  Auswahl  davon  zuteil:  abenteuerlich  
 gestaltete  Hammerhaie  und  Flügelrochen,  buntgefleckte  
 Aale  und  Lippfische,  schön  gestreifte  Schuppenflosser  und  Spritzmäuler, 
   sowie  andere  Knochenfische,  die  unseren  nordischen  Gewässern  
 fremd  sind. 
 Ein  besonders  interessantes  größeres  Gliedertier  des  malaiischen  
 Meeres  ist  der  seltsame Molukkenkrebs  (Limulus  moluccanus),  von  
 den  Javanern  „Mimi“  genannt.  Sein  flacher,  stattlicher  Körper  
 scheint,  vom  Rücken  gesehen,  nur  aus  drei  einfachen  Stücken  zu  
 bestehen:  aus  einem  halbkreisrunden  Kopfschild,  das  einen  Fuß  
 Durchmesser  erreicht  und  hinten  halbmondförmig  ausgeschnitten  
 ist,  einem sechseckigen Hinterleib  und einem  spießförmigen,  langen  
 Schwanzstachel.  Erst  Wenn  man  den  ungefügen  Körper  umdreht,  
 gewahrt  man  auf  der  Bauchseite  die  sechs  gegliederten  Beinpaare,  
 deren  Schenkelköpfe  zugleich  zum  Kauen  dienen,  und  dahinter  
 sechs  Paar  Kiemenfüße,  welche  die  Atmung  vermitteln.  Bei  meinem  
 zweimaligen  Besuche  des  Fischmarktes  von  Batavia  traf  ich  
 den  Limulus,  der  dort  nicht  selten  ist  und  von  den  Chinesen  gegessen  
 wird,  leider  nicht  an.  Um  so mehr war  ich  erfreut,  als  mir  
 schon  wenige  Tage  später  Herr  Major  Müller  zwei  große  lebende  
 Exemplare  nach  Buitenzorg  hinaufschickte,  ein  Männchen  und  ein  
 Weibchen.  Die anatomische und mikroskopische Untersuchung derselben  
 nahm  den  ganzen  folgenden  Sonntag  (2 3. Dezember)  in  Anspruch  
 und machte  den  wichtigsten  Teil meiner  diesjährigen Weihnachtsfeier  
 aus.  Am  Abend  hatte  die  Frau  Generalgouverneur  
 Rooseboom  die  Güte,  mich  durch  Zusendung  von  drei  Körbchen  
 Erdbeeren  zu  erfreuen,  die  in  ihrem  Berggarten  zu  Tjipannas  gezogen  
 waren:  hier  eine  seltene  und  sehr  geschätzte  Delikatesse,  obschon  
 sie einen  säuerlichen Geschmack und  nicht das köstliche Aroma  
 unserer  Thüringer Walderdbeeren  besitzen. 
 Von  der Anatomie  des  L imu lu s möchte  ich  noch  erwähnen, daß 
 sein  farbloses  Blut mehr  als  einen  großen  Tassenkopf  erfüllte  und  
 bald  zu  einer  festen  Gallertmasse  gerann,  die  nach  einer  Stunde  
 hellblau, nach vier  Stunden  dunkelblau wurde.  Da das  „blaue Blut“  
 als  sicheres  Kennzeichen  hohen  Adels  geschätzt  wird,  könnte  man  
 in  dieser  chemischen  Tatsache  einen  neuen  Beweis  für  unsere  phylogenetische  
 Annahme  finden,  daß  der  „Molukkenkrebs  kein  echtes  
 K reb s tie r   (Caridonia)  ist,  sondern  der  einzige  lebende  Über- 
 Der  Molukkenkrebs  (Limulus  moluccanus).  Links  von  der  Rückenseite  
 (mit  den  Augen);  rechts  von  der  Bauchseite  (mit  den  Beinen) 
 rest  einer  älteren,  nächstverwandten,  sonst  ausgestorbenen  Kru-  
 stazeenklasse,  der  S ch ild tie re   (Aspidonia).  Diese  schön  gewappneten  
 „Ritter“  unter  den  Krustentieren  bevölkerten  in  ungeheuren  
 Massen,  vor  vielen Millionen  Jahren *  die  paläozoischen  Meere;  ihre  
 harten  Panzerreste  und  Abdrücke  sind  uns  in  den  kambrischen,  
 silurischen  und  devonischen  Schichten,  und  auch  im  Steinkohlengebirge, 
   durch  zahlreiche  Gattungen  und- Arten,  vortrefflich  erhalten  
 geblieben.