
 
		andere  Botaniker  und  Zoologen  dort  ihre  Studien  machen,  sind  
 zahlreiche  kleinere  und  größere  Schriften  darüber  erschienen.  Insbesondere  
 hat  der Grazer Professor Haberlandt  in  seiner  „Botanischen  
 Tropenreise“  (1893)  eine  so  vortreffliche  Beschreibung  des  
 Gartens  gegeben,  daß  ich  ihr  nichts  Wesentliches  hinzuzufügen  
 wüßte.  Das  ausgezeichnete  Werk  von  A lfr ed   W a lla c e :  „Reisen  
 im  malaiischen  Archipel“  hat  schon  vor  36  Jahren  dessen  großartige  
 Natur  in  ihrem  ganzen  Reichtum  anschaulich  vorgeführt.  
 Im  Laufe  der  letzten  Dezennien  haben  zwei meiner  besten  eigenen  
 Schüler  vortreffliche  Schilderungen  dieser  wundervollen  Inselwelt  
 geliefert; R ich a rd  Semon hat  1896  in  seinem Werke  „Im  australischen  
 Busch  und  an  den  Küsten  des  Korallenmeeres“  die  interessanten  
 „Reiseberichte  eines  Naturforschers  in  Australien,  Neu-  
 Guinea  und  den  Molukken“  rrritgeteilt;  ebenso  hat  in  demselben  
 Jahre W illy   K ü k en th a l  seine  „Forschungsreise in  den Molukken  
 und in  Borneo,  im  Aufträge  der  Senckenbergischen Naturforschenden  
 Gesellschaft  ausgeführt“ ,  mit  vortrefflichen  Illustrationen  publiziert. 
   Kurz  vor  Antritt meiner  Reise  erhielt  ich  ein  kleines  Buch  
 „Kasana,  Kamari“ ;  dasselbe  gibt  eine ^lebendige  Schilderung  einer  
 „Celebes-Fahrt“ ,  welche  der  Geologe  Professor  F r itz   Rinne  in  
 Hannover  zusammen  mit  seiner  Frau  Else  vor  zwei  Jahren  unternommen  
 hatte. 
 Ein  umfassendes  großes  Werk  über  den  ganzen  Archipel  und  
 insbesondere  seine  reiche  Fauna  ist  von  meinem  Freunde,  Professor  
 Max  Weber  in  Amsterdam,  zu  erwarten;  derselbe  war  erst  
 kürzlich  von  einem  zweijährigen  Aufenthalt  in  Insulinde  zurückgekehrt, 
   dessen  wundervolle Naturgeschichte  er  in  Gesellschaft  seiner  
 geistreichen  Gattin,  Frau  Anna  Weber  van  Bosse  (wegen  ausgezeichneter  
 botanischer  Arbeiten  zum  Dr.  phil.  h.  c.  promoviert),  
 nach  allen  Richtungen  erforscht  hatte.  Webers  Werk  über  diese  
 ergebnisreiche  „S ib o g a -E x p ed itio n “ wird voraussichtlich grundlegenden  
 Wert  behalten.  So  bleibt  zwar  noch  im  einzelnen  hier  
 manches  zu  erforschen,  aber  im  großen  ganzen  ist  schon  sehr  viel  
 geschehen,  und  neue  Gesichtspunkte  sind  im  malaiischen  Archipel  
 jetzt  ebenso  schwer  zu  finden  wie  etwa  in  Italien. 
 Die wissenschaftlichen Aufgaben, welche  ich mir bei meiner  „In-  
 sulinde-Reise“  gestellt  hatte,  waren  allgemeiner  Art  und  zwar  in  
 doppelter  Hinsicht.  Erstens wünschte  ich  endlich  die  ausgedehnten  
 P län kto n -S tu d ien   zum  Abschluß  zu  bringen,  welche  seit  vierundfünfzig  
 Jahren  ein  Lieblingsgegenstand  meiner  Reisen  an  die  
 Meeresküste  geblieben  sind.  Seit  ich  im  Herbst  18 5 4,  als  zwanzigjähriger  
 Student,  in Helgoland  zum  ersten Male  das Meer  und  seine  
 unendlich  interessante  Lebewelt  kennen  lernte,  seit  ich  dort  durch  
 meinen  großen  Meister  Johannes Müller  persönlich  in  deren  intimes  
 Studium  eingeführt wurde,  hat  sich  mein  lebhaftes  Interesse  
 an  dem  Formenreichtum  dieser  seltsamen,  im  Meere  treibenden 
 Tiere  und  Pflanzen  stets  unvermindert  erhalten;  insbesondere  hat  
 sich  meine  Vorliebe  für  ihre mikroskopischen,  dem  unbewaffneten  
 Auge  unsichtbaren  Vertreter  beständig  nur  noch  gesteigert.  Meine  
 erste  größere  Arbeit  galt  vor  fünfzig  Jahren  den  pelagischen  Ra-  
 d io la r ien ,  jenen  zierlichsten  aller  Wesen,  bei  denen  eine  einzige  
 einfache  Zelle  die  wunderbarsten  Schalen-  und  Gerüstformen  in  
 unendlicher  Mannigfaltigkeit  aufbaut.  Später  wurde  ich  durch  
 meine  intensive  Teilnahme  an  den  Arbeiten  der  englischen  Challenger 
 Expedition  mit  so  zahlreichen  neuen  Formen  dieser  „Strah-  
 linge“  bekannt,  daß  ich  1887  über  viertausend  Arten  derselben  
 beschreiben konnte.  Aber auch andere Klassen von  treibenden Plankton 
 Tieren,  insbesondere  die  schönen Medusen  und Siphonophoren,  
 haben mich  viele  Jahre  hindurch  an  sich  gefesselt.  Dabei  fand  ich  
 reiche Gelegenheit,  den Wechsel  in  der mannigfaltigen  Zusammensetzung  
 des  Plankton  an  Tausenden  von  verschiedenen  Funden  zu  
 studieren;  Dezennien  hindurch  blieb  ich  an  die  reizvolle  Erforschung  
 dieser  eigenartigen  Schatzkammer  der  Natur  gebannt.  Die  
 allgemeinen  Ergebnisse  dieser  „Vergleichenden  Untersuchungen  
 über  die  Bedeutung  und  Zusammensetzung  der  pelagischen  Fauna  
 und  Flora“  sind  in  meinen  1890  erschienenen  „Plankton-Studien“  
 zusammengefaßt.  Indessen  konnte  diese  kleine  Schrift  nur  als  eine  
 vorläufige Mitteilung  erscheinen;  auch  fand  meine Auffassung  und  
 Beurteilung  der  Lehensverhältnisse  dieser  „treibenden“  Meeresbewohner  
 von  anderer  Seite  (besonders  von  der Kieler Schule)  starken  
 Widerspruch.  Es  blieb  mir  daher  die  Verpflichtung,  meine  Behauptungen  
 durch  eine  große  Zahl  von  gesammelten  Tatsachen  zu  
 begründen und durch neue Beobachtungen  zu  ergänzen.  Die Lösung  
 dieser Aufgabe wurde  durch  neue  Reisen  an  die Meeresküste  in  den  
 folgenden  Jahren  gefördert  und  sollte  nun  endlich  zum  Abschluß  
 gebracht  werden. 
 Aber mit  dem  eigentlich  wissenschaftlichen  Teile "dieser  „Plankton 
 Studien“ ,  mit  der  Erforschung  des  Körperbaues,  der  Entwicklung  
 und  der  Lebensverhältnis'se  der  pelagischen  Organismen  ist  
 noch  eine  andere  Seite  ihrer  Betrachtung  verknüpft,  welche  mehr  
 in  das  Gebiet  der  Kunst  als  der  Wissenschaft  fällt:  die  Untersuchung  
 und  Darstellung  der  schönen  Formen,  in  denen  ihr  
 Leben  sich  entfaltet.  Gerade  diejenigen  Gruppen  niederer  Tiere,  
 mit  denen  ich  mich  seit  so  vielen  Jahren  vorzugsweise  beschäftigt  
 habe, Radiolarien  und Medusen,  zeichnen  sich  durch einen märchenhaften  
 Reichtum  an  zierlichen  und seltsamen, meist sehr regelmäßig  
 gebauten  Gestalten  aus.  Bei  den  Versuchen,  dieselben  durch Zeichnung  
 möglichst  naturgetreu wiederzugeben,  war  ich  schon  vor  langer  
 Zeit  auf  die  Bedeutung  aufmerksam  geworden,  welche  sie  für  
 die  moderne  Kunst  gewinnen  können:  theoretisch  für  wichtige  
 Fragen  der  Ästhetik,  praktisch  für  die  Anwendung  auf  Kunstgewerbe, 
   dekorative  Malerei,  Skulptur  usw.  Um  diese  verborgenen,