
 
		Tempel gegründet  und  ausgestattet  haben.  —   Der  kleinere  Tempel,  
 nicht  weit  entfernt,  heißt  „Küchen-Tempel“  (Tjandu  Babon);  er  
 ruht auf  einem hohen  Stufenaufsatz  und  bietet ein sehr malerisches  
 Bild;  die  ungeheuren  Wurzeln  eines  mächtigen  Baumwollbaumes  
 (Bombax),  dessen  hoher  Säulenstamm  sich  unmittelbar  neben  dem  
 Tempel  erhebt,  sind  in  die  Fugen  der  Wände  und  Treppen  eingedrungen  
 und  haben  sie  bereits  so  weit  auseinander  gesprengt,  daß  
 sie  mit  völligem  Einsturz  drohen.  Um  4  Uhr  traten  wir  von  hier  
 aus  unseren Rückweg  an  und  waren  abends  gegen  8  Uhr wieder  in  
 Djokja. 
 Zum  Besuche^  der  Tempelruinen  von  Brambanan  fuhr  ich,  
 abermals  in  Begleitung  des  Herrn  Dr.  Groneman,  am  folgenden  
 Vormittag,  den  i 5.  Januar,  morgens  um  7  Uhr  auf  der  Eisenbahn  
 gegen  Osten  ab;  bereits  nach  einer  Stunde  waren  wir  auf  der  Station. 
   Hier  erwartete  uns  Herr  Geßner,  der  deutsche  Administrator  
 einer  großen  Zuckerpflanzung;  er  war  schon  tagszuvor  von  unserem  
 Besuche  benachrichtigt  und  führte  uns  in  seinem  Wagen  zu  
 den  1  Kilometer  entfernten  Tempelruinen.  Ich  begrüßte  in  Herrn  
 Geßner  einen  freundlichen  Landsmann  wieder,  dessen  Bekanntschaft  
 ich  schon  vor  vier  Jahren  auf  einem  Dampfer  des  Norddeutschen  
 Lloyd bei der Überfahrt von Genua nach Neapel gemacht  
 hatte. 
 Die  Hinduruinen  von  Brambanan  bestehen  nicht,  wie  die  von  
 Boro-Budur,  aus  einem  einzigen,  sehr  großen,  sondern* aus  zahlreichen  
 kleinen  Tempeln;  sie  waren  nicht  dem  monotheistischen  
 Buddha-Kultus,  sondern  der  polytheistischen  Bramahreligion  gewidmet. 
   Auf  einem  sehr  ausgedehnten  Terrain,  das  rings  von Reisfeldern  
 und Zuckerpflanzungen umgeben ist,  sind mehrere Gruppen  
 brahmanischer  Tempel  zerstreut,  deren  größte  und  besterhaltene  
 am  linken  Ufer  des  Opakflusses  liegt  und  von  drei  kreisrunden  
 konzentrischen  Wällen  festungsartig  umgeben  ist.  Zwischen  dem  
 äußeren  und  mittleren  Wall  sind  die  Reste  von  157  kleinen  Tempeln  
 sichtbar, welche  in  drei Reihen  stehen und früher Götterbilder  
 enthielten.  Auf  dem  Platze,  den  der  innere  Wall  umschließt,  erheben  
 sich  die Ruinen  von  acht  größeren pyramidenförmigen Tempeln  
 in  drei parallelen  Reihen,  zwei mittlere  zwischen  je  drei  äußeren. 
   Der  interessanteste  ist  der  mittlere  westliche  Tempel;  seine  
 Basis  ist  zwanzigeckig;  sein  Inneres  umschließt  vier  Räume  mit  
 großen  Götterbildern.  Das  berühmteste  von  diesen  ist  das  schöne  
 Erzbild  der  streitbaren  Göttin  D u rg a ,  mit  acht  Armen  und  Händen, 
  mit dem javanischen Namen  „Loro Djonggrang“ benannt;  jede  
 Hand hält ein  anderes Emblem.  In  einer zweiten Kammer desselben 
 T em pelruinen  von  Brambanan 
 Tempels  steht  das  Standbild  ihres  Gatten  Sinrah  (= Mahadewa),  
 und  in  einer  dritten  der  Sohn  beider,  Ganescha;  er  nimmt  mit  
 seinem  Elefantenrüssel  Speise  aus  einer  Schale,  die  er  in  der  Hand  
 hält.  In  den  anderen  Tempeln  stehen  die  Bildsäulen  von  anderen  
 brahmanischen  Göttern,  insbesondere  Wischnu  und  Brahma.  In