
 
		Rasenflächen  sind  von  Hunderten  zahmer  Hirsche  belebt.  Dieser  
 Regierungspark bildet  die nördliche Grenze  des  großen botanischen  
 Gartens;  die westliche wird  durch  die breite  alte Poststraße  (Djalan  
 besar) markiert,  in  deren  Umgebung  die  meisten  europäischen Villen  
 liegen.  Im  Süden  stößt  an  den  Bogorgarten  das  abgesonderte  
 Chinesenviertel,  in  welchem  zusammenhängende  Reihen  von  offenen  
 Läden  (Tokos)  dicht  aneinander  liegen  und  sich  weithin  ausdehnen. 
   Ehe  man  vom  Haupteingang  des  Gartens  —  in  der  Mitte  
 seiner Südseite tfjp in dieses  „Kampong-China“  eintritt, kommt man  
 auf  den  großen  Marktplatz;  derselbe  gewährt  täglich  (besonders  
 aber Dienstag und Freitag)  mit seiner  reichen Ausstattung und dem  
 bunten  Gefühle  seiner  Besucher  ein  höchst  unterhaltendes  Schauspiel. 
   Die  östliche  Grenze  des  Gartens  bildet  der  tiefer  gelegene,  
 von  Süden  nach  Norden  strömende  Tjiliwong,  jenseits  dessen  sich  
 weithin Reisfelder  erstrecken,  in  blauer Ferne  südlich  überragt von  
 dem mächtigen  Gebirgsrücken  des  Gedeh  und  Pangerango. 
 Der Flächenraum, welchen  der  so  abgegrenzte,  fast quadratische  
 Hauptgarten  einnimmt,  beträgt  nicht  weniger  als  58  Hektar  oder  23o  Morgen.  Dazu  kommt  nun  noch  der  ausgedehnte  K u ltu r -   
 und Versuchsgarten  von T jik öm ö h , welcher  eine  halbe Stunde  
 westlich  entfernt  liegt  und  72  Hektar  (280  Morgen)  umfaßt;  ferner  
 der großartige G eb irg sg a r ten   von T jib o d a s   (mit  3i Hektar  
 =   120  Morgen).  Alle  drei  Gärten  haben  eine  Ausdehnung  von  
 161  Hektar  —  63o  Morgen.  Diese  gewaltige  Fläche wurde  neuerdings  
 fast  um  das  Doppelte  vermehrt;  1890  wurde  ein  Urwald  
 angegliedert,  welcher  an  den  Berggarten  von  Tjibodas  anstößt  und  
 nicht  weniger  als  283  Hektar  (=  1110  Morgen)  umfaßt,  und  in  
 neuester  Zeit  wurde  in  der  Nähe  ein  ansehnliches  Grundstück  für  
 die  Kultur  von  Guttapercha  erworben.  Bei  dem  hohen  Werte,  den  
 neuerdings  die Guttapercha  für  viele  technische  Zwecke,  besonders  
 aber  die  Fabrikation  der  marinen  Telegraphenkabel,  erlangt  hat,  
 verspricht der Anbau der kostbare^,  sie  liefernden Palaquiumbäume  
 besonders  glänzende  Ergebnisse. 
 Diese  gewaltige  Entwickelung  des  Bogorinstitutes,  sowie  die  bewunderungswürdige  
 Organisation  des  großen  Ganzen  verdankt dasselbe  
 Professor  Treub.  Die  Anfänge  des  Gartens  waren  sehr  bescheiden  
 und  die  Schicksale  im  Laufe  von  dreiundachtzig  Jahren  
 sehr  wechselnd.  Als  im  Oktober  18 15  die  Generalkommission  aus  
 Holland  abreiste,  um  Java  aus  den  Händen  der  englischen  Zwischenregierung  
 zurück  zu  empfangen,  war  ihnen  als  „Direktor  der  
 Landbauangelegenheiten“  ein  deutscher  Naturforscher  beigegeben,  
 C. G. L. R e inwa rd t,  damals  Professor  der  Chemie  und  Naturgeschichte  
 am  Athenaeum  in  Amsterdam;  er  sollte  sowohl  die  naturwissenschaftliche  
 Erforschung  der  Kolonie  fördern,  als  auch  über  
 ihre praktische Verwertung Bericht  erstatten.  Um  beiden Aufgaben  
 vereint  gerecht  zu  werden,  schlug  Reinwardt  bereits  am  1 5. April  
 1817  die  Gründung  eines  selbständigen  botanischen  Gartens  vor,  
 und  noch  am  selben  Tage  wurde  sein  bedeutungsvoller  Vorschlag  
 von  der Generalkommission  genehmigt.  Schon  einen Monat  später,  
 am  18. Mai,  wurde  die  Errichtung  des  neuen  Institutes  begonnen  
 und  ihm  der  offizielle  Name  „ Lands-Plantentuin“   beigelegt,  um  
 seine  volle  Unabhängigkeit  von  den  angrenzenden  Parkanlagen  des  
 Gouvernementspalais  zu  bezeichnen. 
 In  den  ersten  fünf  Jahren wurde  durch  die  eifrige Tätigkeit  seines  
 Direktors  der  junge  botanische  Garten  so  gefördert,  daß  er  
 1822  bei  Reinwardts  Rückkehr  nach  Europa  schon  über  900  verschiedene  
 Pflanzenarten  enthielt.  Auch  sein  Nachfolger,  Blume,  
 warf  sich mit solchem  Eifer  auf  die  systematische Durchforschung  
 der  Flora  von  Niederländisch-Indien  und  speziell  von  Java,  daß  er  
 bereits  nach  wenigen  Jahren  1160  Pflanzenarten  als  neue  Formen  
 beschreiben  konnte.  Aber  dieser  vielversprechende  Anfang  schien  
 von  kurzer  Dauer  zu  sein.  Schon  nach  neun  Jahren,  als  Blume  
 1826  nach  Holland  zurückkehrte,  wurde  seine  Direktorstelle  aus  
 Sparsamkeit  nicht  wieder  besetzt  und  bald  darauf  sogar  die  ganze  
 Dotation  des  Gartens  eingezogen;  die  notwendigen  Regiekosten  
 mußten  aus  den  Mitteln  des  Gouvernementsparkes  bestritten  werden. 
   Ein  Dezennium  hindurch  schien  die  Existenz  des Gartens  fast  
 vernichtet,  und  weitere  drei  Dezennien  hindurch  hatte  er  den  härtesten  
 Kampf  ums  Dasein  zu  bestehen,  bis  ihm  endlich  im  Jahre  
 1868  seine  volle  finanzielle  und  administrative  Tätigkeit wiedergegeben  
 wurde. 
 Zwei  mächtige  Feinde  waren  es,  welche  während  dieser  vierzig  
 Jahre  die  freie,  selbständige  Entwicklung  des  Gartens  beständig  
 bedrohten  und  bekämpften:  der  bureaukratische  Geist  der  Regierung  
 und  die  Eifersucht  der  Fachgenossen  im  Heimatlande.  Die  
 trefflichen  Holländer  bewiesen  auch  hierin  wieder  ihre  Stammeszugehörigkeit  
 zu  Deutschland.  Was  die  Regierung  betrifft,  so  
 waren zwar mehrere Generalgouverneure und deren  Intendanten,  die  
 sich  zunächst  zur  „Regierung“  des  Gartens  berufen  fühlten,  seiner  
 Entwicklung  wohl  gesinnt;  andere  hingegen  betrachteten  ihn  bloß  
 als  einen  angenehmen,  schattigen  Anhang  des  Palaisparkes;  und  
 als  1837  endlich  sich  die Anstellung  eines  dirigierenden Botanikers  
 neben  dem  eigentlichen  Gärtner  als  unvermeidlich  erwies,  wurden  
 beide  auf  Antrag  des  Palaisintendanten,  Major  S ch a r ten ,  unter