
 
		und dann  ebensooft  „Huih — Huih“  gerufen wurde.  Dann wurden  
 meistens  die  ersten  Silben  sehr  laut  und  hoch  gerufen,  während  die  
 letzten  immer  schwächer  wurden  und  ungefähr  um  eine  Oktave  
 herabsanken.  Einen  dritten  Laut,  einen  gellenden  Schrei,  stieß  
 der  Oa  aus,  wenn  er  plötzlich  in  Schrecken  versetzt  wurde,  so  einmal, 
   als  ich Miene machte,  ihn  in  den am Garten  vorüberfließenden  
 Bach  zu  werfen.  Ich  hörte  diese  Schreie  einmal  an  den  Wasserfällen  
 von  Tjiburrum,  als  ich  mehrere  Oas  oben  in  den  Wipfeln  
 hoher  Bäume  kletternd  beobachtete;  sie  führten  dabei  so  unglaublich  
 weite  Sprünge von  einem Baum  zum andern  aus,  daß  sie  förmlich  
 durch  die  Luft  zu  fliegen  schienen.  Einige  Minuten  später,  
 als  sie  außer  Sicht  gekommen  waren,  vernahm  ich  ein  ganz  jämmerliches  
 Geschrei,  genau  so,  wie  wenn  ein  kleiner  Hund  arg  geprügelt  
 wird.  Vielleicht  züchtigte  nur  eine  Oa-Mutter  ihr unartiges  
 Kind;  vielleicht  war  aber  auch  einer  der  armen Gesellen von einem  
 Panther  angegriffen  worden  oder  von  der  schlauen  kleinen  Wildkatze  
 (Felis  minuta),  die  in  den  Urwäldern  von  Java  nicht  selten  
 ist  und  vortrefflich  auf  Bäumen  klettert  und  springt. 
 Die  Sprache  dieser Menschenaffen  ist  zwar  nicht  reich  an  verschiedenen  
 Lauten;  diese  werden  aber  so  ausdrucksvoll  moduliert,  
 so  verschieden  in  bezug  auf  Tonhöhe,  Stärke  und  Zahl  der  Silbenwiederholung  
 angewendet,  dazu  noch  durch  mannigfaltige  Gesten,  
 Handbewegungen  und  Mienenspiel  so  sinnfällig  erläutert,  daß  der  
 länger  mit  ihnen  vertraute  Beobachter  daraus  ganz  bestimmte  
 Schlüsse  auf  ihre  Vorstellungen,  Wünsche  und  Empfindungen  
 ziehen  kann.  So  gebrauchte  auch  mein  sanfter  Hausgenosse  seinen  
 gewöhnlichen  Laut  Oa  so  verschieden,  daß  ich  eine  ganze  Anzahl  
 verschiedener  Vorstellungen  und  Gemütsstimmungen  daraus  erraten  
 konnte.  Wenn  er  sich  besonders  wohl  in  den  Armen  seiner  
 malaiischen  Freundin  fühlte,  klang  das  sanfte  Oa  fast wie  das  behagliche  
 Schnurren  einer  Katze;  wenn  er  zum  Vergnügen  turnte  
 und  weit  von  einem  Baumast  zum  andern  sprang,  hatte  das  helle  
 Oa  einen  jauchzenden Klang;  wenn  er  nach  Futter  verlangte,  klang  
 es  fordernd;  wenn  fremde  Besucher  kamen,  mißtrauisch  fragend.'  
 Ja,  meii)  Oa  hielt  sogar  in  stillen  Stunden,  oben  auf  seiner. Kiste  
 sitzend,  mit  leiser  Stimme  Selbstgespräche,  indem  er  von  Zeit  zu  
 Zeit  bald  nur  einmal,  bald  zwei-  oder  dreimal  hintereinander  ein  
 seufzendes  Oa  ertönen  ließ.  Wahrscheinlich  dachte  er  trauernd  
 über  das  herbe  Geschick  seiner Gefangenschaft  nach,  oder  klagend  
 über  die Grausamkeit  und  Torheit  seiner  vornehmeren  Vettern,  der  
 vertrauten braunen Malaien und  der unheimlichen weißen Europäer. 
 Wie im Leben  der meisten  Menschen,  so spielt auch  in  dem  ihrer 
 Der  Menschenaffe  von  Java 
 Primatenvettern  eine  Hauptrolle  das  Essen  und  Trinken.  Außer  
 Milch  und  Kakao  trank  der Oa  auch  gern  süßen Wein  und  wurde  
 dadurch  ebenso  angeheitert,  wie  es  seit  Noahs  Beispiel  bei  uns  
 Menschenkindern  der  Fall  zu  sein  pflegt.  Becher  und  Tassen,  in 
 Der  Oa-Gibbon  (Hylobates  leuciscus),  auf  dem  Baume  sitzend 
 denen  ich  ihm  diese  Getränke  reichte,  umfaßte  er  geschickt  mit  
 beiden  Händen  und  trank  daraus  wie  ein  Kind.  Bisweilen  tauchte  
 er  aber  auch  die  Hand  in  die  Flüssigkeit  und  leckte  sie  dann  von  
 den  Fingern  ab.  Unser  Gibbon war  vermutlich  schon  durch  seinen  
 früheren  Besitzer  daran  gewöhnt  worden,  bei  Tische  das  meiste  
 mit  seinem  Herrn  zu  teilen.  Gleich  den  Malaien  ernährte  er  sich  
 vorwiegend  von  gekochtem Reis  und Früchten,  wobei  er  auch  seine