Prinzip des reinen Egoismus geleitet — bemüht sich nach Kräften,
den Export brauchbarer chinesischer Kulis nach Java und Sumatra
zu verhindern. So bleiben denn als wichtigster Teil der Arbeiter die
„Kettenjungen“ übrig, die an Ketten gefesselten malaiischen Verbrecher;
eine große Zahl dieser Strafgefangenen, in braune Jacken
gekleidet, truppweise von Aufsehern geleitet, sahen wir in den verschiedenen
Teilen des Bergwerkes bei fleißiger Arbeit. Die Einrichtung
des letzteren schien mir sehr zweckmäßig zu sein und bei dem
raschen Aufblühen der Unternehmung viel für die Zukunft zu versprechen.
Mittags 12 Uhr fuhren wir nach Padang-Pandjang zurück und
von dort weiter nach Fort de Kock. Die herrliche Fahrt längs der
Ufer des Singkarasees war von schöner Nachmittagsbeleuchtung,
unter der Mitwirkung wechselnder Wolkenschatten, begünstigt und
ließ uns die landschaftlichen Reize dieses prächtigen Gebirgssees
nochmals genießen. In Padang-Pandjang gingen wir nun auf den
nördlichen Zweig der Bahnlinie über, der uns in zwei Stunden über
Kota-Baruh und Padang-Luar nach dem Hauptort der Padangschen
Bovenlande, nach Fort de Kock, führte. Die Gebirgslandschaft auf
dieser schönen Strecke gewährt anfangs noch einzelne Rückblicke
auf den fernen Singkarasee, später weite Ausblicke nach Norden auf
die ausgedehnte Hochebene von Agam; zur Rechten aber tritt hier
imposant der gewaltige Vulkan Merapi hervor, während ihm gegenüber
zur Linken der Singgalang mit seinem mächtigen Kegel in
die Wolken steigt. Die zahlreichen Dörfer auf dieser gut kultivierten
Hochebene zeigten uns wieder malerische Häusergruppen und
Kampongs in mannigfaltigen Formen. Abends sechs Uhr langten
wir in Fort de Kock an und fanden in dem kleinen, freundlichen
Hotel, dessen deutscher Wirt ein geborener Kölner ist, sehr behagliches
Unterkommen.
Die Hochebene von F o r t de Kock ist gut angebaut und dicht
bevölkert; sie öffnet sich nach Norden in das ausgedehnte, 900 Meter
hohe Plateau von Agam; an den übrigen Seiten wird der Hintergrund
durch mächtige Vulkane abgeschlossen; im Süden der Am-
batjang, im Westen der Singgalang, im Osten der Merapi; der langgestreckte
Rücken des letzteren tritt besonders imposant hervor und
entsendet aus seinem Krater eine Rauchsäule, die sich am Abend
unserer Ankunft pinienförmig ausbreitete und durch die untergehende
Sonne prächtig vergoldet wurde. Die Stadt Fort de Kock
selbst, der Hauptort des Padangschen Oberlandes, ist sehr hübsch
gelegen, Sitz einer Garnison, durch ihr kühles und gesundes Bergklima
(in g/jo Meter Höhe) berühmt, und wird viel als Luftkurort
Auf der Insel Sumatra 193
von solchen Europäern besucht, deren Gesundheit durch längeren
Aufenthalt in dem erschlaffenden Klima des heißen Unterlandes
gelitten hat. Durch ihre zentrale Lage bietet sie Gelegenheit zu
mannigfachen Exkursionen, als deren schönste der Besuch des Sees
von Manindjo gilt, eines ausgedehnten Kratersees, dessen Spiegel
etwa 46o Meter ü. M. liegt. Die steilen Wände des elliptischen
Kraters, welche denselben ringsum einschließen, sind mit dichtem
Walde besetzt und lassen nur an der Westseite eine Öffnung frei,
durch welche der Antokanfluß abfließt. Leider ist der W eg dorthin
so schlecht, daß ich ihn nicht passieren konnte. Ich mußte
mich damit begnügen, den Vormittag des 27. Februar zu einem
Ausfluge im Tragsessel zu benutzen, der durch die „Büffelschlucht
zum ersten Teile jenes Weges führt.
Die B ü f fe ls c h lu c h t oder der ,,Karbauen-Gat“ ist eine ausgedehnte,
tief in das vulkanische Gebirge eingerissene Kluft, welche
unweit des Fort de Kock im Westen beginnt; sie wurde von zwei
kleinen, hier zusammenmündenden Flüssen, Masang und Sianok,
aus dem weichen Tuffstein ausgewaschen, mit welchem vor langen
Zeiten der Merapi das weite Tal ausgefüllt hat. Die nackten, hellgelben
Tuff wände fallen zu beiden Seiten der Schlucht etwa 120
Meter tief senkrecht ab und sind nur oben auf der Höhe mit grüner
Vegetation bedeckt; ihre seltsamen Formen erinnern vielfach an
diejenigen der ähnlichen Tuff wände am Posilipp und anderen vulkanischen
Abhängen in der Umgebung von Neapel. Im Grunde der
Schlucht angelangt, überschritten wir den Masangfluß und setzten
dann unsern Weg noch weiter bis zu der Stelle fort, wo er sich mit
dem Sianok vereinigt. Hier wird das Auge durch ein höchst malerisches
Bild überrascht. Mitten aus dem Flußbett erhebt sich der
sogenannte „Inselberg“ , ein hellgelber Tuffobelisk von -]5 Meter
Höhe, dessen nackte Wände nach allen vier Seiten senkrecht ab-
fallen. Die entfernten, ebenfalls perpendikulären Tuffwände der
beiden Seiten des Flußbettes, von derselben Höhe und Beschaffenheit,
erläutern die gewaltige geologische Wirkung des Wassers,
welches im Laufe vieler Jahrtausende durch langsame Erosion diese
bizarren Felsbildungen hervorgebracht hat.
Der malerische Reiz dieser prächtigen Landschaft wurde nicht
wenig durch die vielfarbige Staffage derselben erhöht, durch Hunderte
von buntgekleideten Landleuten und Büffelkarren, welche zu
dem großen, heute in Fort de Kock stattfindenden Markte zogen.
Die malaiischen Frauen dieser Gegend sind wegen ihrer Schönheitberühmt;
doch gilt dieser Ruf, soviel ich sehen konnte, wohl hauptsächlich
der kräftigen, vollen Gestalt, sowie den bunten, reioh mit
H aeck el, Insulinde. 3. Aufl. 13