
 
		coda).  Unter  den  letzteren  zeichnete  sich  eine  kleine,  eiförmige  
 Cythere  durch  besonders  starke  Leuchtkraft  aus;  das  intensive,  
 schön  gründlich  blaue  Licht,  das  sie  ausstrahlte,  war  so  lebhaft,  
 daß  man  als  Träger  desselben  ein  viel  größeres  Tier  vermutete,  als  
 das  winzige,  kaum  einen  Millimeter  lange  Krebschen.  Einzelne  
 weibliche  Exemplare bargen  zahlreiche  blaue  Eier im  Leibe,  andere  
 ein  Dutzend  schon  entwickelte  Embryonen,  ebenfalls  leuchtend.  
 Zwischen  diesen  überwiegenden  Bestandteilen  des  Plankton  waren  
 zahlreiche  kleinere  leuchtende  Protisten  zu  finden: Radiolarien  und  
 Infusorien,  Peridineen und Pyrocysten.  Ein  ganz besonderes Schauspiel  
 verschafften  uns  an  einem  Abend  mehrere  Delphine;  die  
 schnell  schwimmenden,  fischähnlichen  Säugetiere  folgten  dem  raschen  
 Lauf des Dampfers nicht nur mit  derselben Geschwindigkeit,  
 sondern  leisteten  dabei  noch  besondere  Evolutionen,- indem  sie  aus  
 dem Wasser  sprangen,  sich  überschlugen  usw.  Dabei war  ihr  ganzer  
 Körper von  leuchtenden  Funken  bedeckt  (den  anhaftenden  kleineren  
 Leuchttieren),  obwohl  sie  selbst  kein  Licht  ausstrahlten. 
 Das bekannte  und  oft beschriebene  Spiel  der D e lph in scharen ,  
 die  das  Schiff  in  schnellem  Laufe  begleiten  und  umkreisen,  gehört  
 zu  den  unterhaltendsten  Schaustücken  einer  großen  Ozeanfahrt;  
 ebenso  das  Spiel  der  „fliegenden  Fische“  (Exocoetus);  sie  zeigten  
 sich  während  unserer  Fahrt  täglich  in  Tausenden  von  Individuen,  
 sprangen  scharenweise  vor  dem  Schiffe  aus  dem Wasser,  schossen  
 in  flachem  Bogen  eine  Strecke  weit  hin  und  verschwanden  dann  
 wieder  unter  den Wellen.  Dann  und wann  sprang  auch  ein  fliegender  
 Fisch  auf  das Deck  des  Schiffes  oder  durch  das offene Fenster  
 in  eine  Kabine.  Die  Matrosen  verzehrten  diese  „fliegenden  Heringe“ 
   mit  vorzüglichem  Appetit.  Am  16.  September  machte  Poseidon  
 uns  ein  ganz  besonderes  Sonntagsvergnügen  dadurch,  daß  
 er  mit  einer  Sturzwelle  drei  Dutzend  lebende  Tintenfische  an  Bord  
 warf,  pfeilschnell  schwimmende  Cephalopoden  aus  der Familie  der  
 Kalma re  (Loliginea).  Die  fußlangen  Tiere,  den  meisten  Mitreisenden  
 unbekannt,  ergötzten  sie  durch  den  bunten  Farbenwechsel  
 ihrer  irisierenden  Hautdecke;  ihre  Anatomie  gab  Veranlassung  
 zu  einer  kleinen  Vorlesung  über  den  eigentümlichen  Körperbau  
 dieser  hochorganisierten  Weichtiere.  Gebacken  in  ö l  lieferten  sie  
 zur  Abendtafel  eine  seltene  Zugabe;  doch  konnten  die  meisten  
 Passagiere  daran nicht den Geschmack  finden,  den  der Neapolitaner  
 an  seiner  „Fritturci  di  Calamaji“   so  hoch  schätzt. 
 Einen  zoologischen  Genuß  anderer  Art  bereiteten  uns  die  Nereiden  
 des  Indischen  Ozeans,  indem  sie  am  20.  September  morgens,  
 bei  spiegelglatter  See,  Tausende  von  P o rp ita   an  der  Oberfläche 
 erscheinen  ließen,  blumenförmige  Siphonophoren  oder  „S ta a t s qu 
 a llen “  von  eigentümlich  kompliziertem  Körperbau.  Sie erschienen  
 wie  schwimmende  Kokarden:  tiefblaue,  kreisrunde  Scheiben  
 von  5— 6  Zentimeter  Durchmesser,  in  der Mitte  mit  einem  gelben  
 Fleck,  der ein  rotes Zentrum  einschloß  (der luftgefüllten Schwimmblase). 
   Leider  War  es  mir,  bei  der  raschen  Fahrt  des  Dampfers, 
 Eine  S taatsqualle  oder  S iphonophore  Disconecten  aus  der  Ordnung  der  (Disconalia  gastroblasta),  von  unten  gesehen 
 nicht  möglich,  eine  dieser  interessanten  Staatsquallen  zu  fischen;  
 auch  auf meiner  ersten  Reise nach Ceylon  hatte  ich  sie  in  derselben  
 Gegend  des  Indischen  Ozeans  (am  4-  November  1881)  angetroffen, 
   ohne  sie  erlangen  zu  können.  Derartige Resignationen  —   notgedrungener  
 Verzicht  auf  interessante  Beobachtungsobjekte,  die  
 man  fast mit  Händen  greifen  kann —   gehören  zu  den  grausamsten  
 Tantalusqualen  des  reisenden  Naturforschers!  Durch  zahlreiche