
 
		Buitenzorg  und  seinen  wunderbaren  Naturschätzen  zu  geben,  muß  
 ich  zunächst  die  prachtvolle  Lage  des  Ortes  in  einer  der  schönsten  
 Landschaften  der  Erde  hervorheben.  Maßgebend  für  dieselbe  und  
 zugleich  bestimmend  für  das  äquatoriale  Klima  des  Ortes  ist  vor  
 allem  die  Erhebung  von  drei  gewaltigen  Vulkankegeln,  welche  im  
 Süden  den  großartigen  Hintergrund  der  Landschaft  bilden:  südwestlich  
 der  herrliche  Kegel  des  Salak  mit  seiner  fünfzackigen  
 Krone  (2 2 03  Meter),  südöstlich  der  gewaltige  Pangerango  (3ooo  
 Meter)  und  der  Gedeh  (2962  Meter).  Der  größte  Teil  dieser Vul- 
 Der  Vulkan  Salak  (vorn  rechts  die  Terrassen  der  Reisfelder) 
 kanriesen  ist mit  Urwald  bedeckt  und  durchzogen  von  zahlreichen  
 radialen  Schluchten,  welche  nach  allen  Seiten  in  die  fruchtbare  
 Hochebene  ausstrahlen  und  ihr  reichliche  Wasserbäche  zuführen.  
 Die  jungen  Reisfelder  dieser  Ebene,  abwechselnd  smaragdgrüne  
 und  rötlichbraune  Bänder,  geben  dem  Mittelgrund  einen  idyllischen  
 Reiz,  dadurch  erhöht,  daß  überall  freundliche,  von  Palmengärten  
 und  Fruchtbäumen  umschlossene  Dörfer  (Kampongs  oder  
 Dessas)  darin  zerstreut  liegen.  Den  Vordergrund  der  glänzenden  
 Tropenlandschaft  aber  bilden  —   je  nach  dem  Standpunkt  des  Beobachters'— 
 1  näher  gelegene  Hütten  und  üppige  Gärten  oder  das  
 tief  eingerissene  Flußbett  des  wilden  Tjidani.  Dieser  schlammige 
 gelbe,  reißende  Bergstrom  begrenzt  das  höher  gelegene  Terrain  
 von Buitenzorg im Westen,  ein anderer, Tjiliwong, im Osten.  („T ji“  
 heißt  in  sundanesischer  Sprache:  Der  Bach.)  Beide  Bergwässer  
 kommen  eiligen  Laufes  direkt  von  den  nordöstlichen Abhängen  des  
 Salak  herab  und  fassen  den  erhöhten  (2 05  Meter  über  Meer  gelegenen) 
   Landrücken  zwischen  sich,  auf  welchem  Buitenzorg  sich  
 lang  hinstreckt.  Der  Vordergrund  des  entzückten  Bildes  erhält  dadurch  
 einen  beständig wechselnden Reiz,  daß  den  ganzen Tag  über  
 —   besonders  aber  morgens  und  abends  —   Hunderte  von  Malaien  
 und  Chinesen  sich  im  Flusse  baden,  Männer,  Weiber  und  Kinder  
 bunt  durcheinander.  Berühmt  ist  die  Aussicht  aus  den  südlichen  
 „Bergkammern“  des  Hotel  Bellevue,  wo  man  diesen  lustigen Badeplatz  
 unmittelbar  zu  Füßen  hat.  Noch  schöner  aber  sind  die wechselvollen  
 Landschaftsbilder,  wenn man  zum  Flusse  hinabsteigt und,  
 seinem  gewundenen  Laufe  folgend,  die  prachtvolle  Vegetation  seiner  
 schattigen  Ufer  näher  ins  Auge  faßt.  Von  Strecke  zu  Strecke  
 führen  hohe  Brücken  über  den  Tjidani  hinweg;  man  blickt  von  
 ihnen  tief  in  die  düsteren,  von  dichtester  Vegetation  erfüllten  
 Schluchten  hinab,  in  deren  Tiefe  der  wilde  Bergstrom  über  mächtige  
 Felsen  und  runde  Rollsteine  schäumt. 
 Die  herrliche  Lage  von  Buitenzorg  und  das  gesunde  Klima,  das  
 große  Vorzüge  vor  dem  von  Batavia  besitzt,  haben  die  Holländer  
 schon vor mehr als  zweihundert Jahren  veranlaßt,  diesen  „Luftkurort“ 
   zur  Erfrischung  aufzusuchen.  Wenn man  aus  der  erdrückend  
 heißen  und  schwülen  Atmosphäre  von  Batavia,  verpestet  durch  die  
 fieberschwangeren  Ausdünstungen  der  schlammigen  und  sumpfigen  
 Küste,  mit  der  Eisenbahn  in  anderthalb  Stunden  nach  Buitenzorg  
 hinauffährt,  so  fühlt  man  schon  bei  der  Annäherung  an  das  
 ferne  südliche  Gebirge  einen  frischeren  Lufthauch;  und  oben  angelangt, 
   atmet man  erquickt  die  reine,  frische  Bergluft,  welche beständig  
 von  den  Urwaldschluchten  des  mächtigen  Salak  gegen  die  
 grüne Hochebene  herabströmt.  Es  war  daher  sehr  begreiflich,  daß  
 schon  im  Jahre  1747  der  Generalgouverneur  von  Niederländisch-  
 Indien  seine  Residenz  von  Batavia  hierher  verlegte  und  daß  sie  
 seitdem  beständig  hier  geblieben  ist.  Nur  bei  besonders  festlichen  
 Gelegenheiten  und  offiziellen  Empfängen  fährt  der  Generalgouverneur, 
   der  tatsächlich  Vizekönig  von  Insulinde  ist,  nach  Batavia  
 hinunter. 
 Das  Gouvernementspalais  —   gleich  allen  anderen  hiesigen  Gebäuden  
 einstöckig,  wegen  der  häufigen  leichten  Erdbeben  —   liegt  
 in  einem  umfangreichen  Parke,  der  von  Alleen  mächtiger  Feigenbäume  
 und  schlanker  Königspalmen  durchzogen wird;  seine  weiten