
 
		essen,  Nachtquartier  und  Frühstück  5  Gulden  .(=  9  Mark).  Die  
 Zimmer  und  Betten  sind  einfach,  aber  sauber,  das  Essen  genügend. 
 Am  13. Januar  setzte  ich  morgens  um  6  Uhr  meine  Fahrt  nach  
 Osten  weiter  fort  und  langte  um  10  Uhr  in  Djokjakarta  an,  dem  
 Zielpunkt  der  Reisenden,  welche  die  weltberühmten  Hindutempel  
 von  Boro-Budur  und  von  Brambanan  kennen  lernen  wollen.  Die  
 vierstündige  Eisenbahnfahrt  durch  das  südliche  Tiefland  der  Provinz  
 Bagelen  führt  parallel  der  sümpfereichen  Südküste  von Java  
 meistens  durch  gut  kultiviertes  Land.  Nördlich  von  Maos  erhebt  
 sich hoch über  den  blauen  Bergrücken  des Horizontes  der  gewaltige  
 Vulkan  Slamat;  eine  langgestreckte  Rauchwolke  steigt  von  seinem  
 Krater mehrfach  gewunden  in  die  Luft. 
 D jo k ja k a r ta   —   oder  kurz  „Djokja“  genannt,  —  ist  die  ansehnliche  
 Hauptstadt  des  gleichnamigen  Sultanates,  welches  im  
 Süden  an  den  Indischen  Ozean  grenzt:  ebenso  wie  das  östlich  anstoßende  
 „Kaisertum“  Surakarta   (oder  „Solo“ ),  ein  sogenannter  
 „unabhängiger“  Staat.  Indessen  ist  diese  Selbständigkeit nur nominell; 
   tatsächlich  werden  beide  Fürstentümer  die  Überreste  des  
 mächtigen  alten  Kaiserreiches  Mataram  nur  von  den  Holländern  
 regiert,  gleich  allen  anderen  Provinzen  von  Java.  Wie  es  mit  
 der  Macht  der  beiden,  von  ihnen  unterhaltenen  Fürsten  in  diesen  
 „unabhängigen“  Sultanaten  aussieht,  zeigt  am besten  der Umstand,  
 daß  jeder  von  ihnen  noch  einen  eifersüchtigen  Gegenfürsten  sich  
 gegenüber  hat.  Über  beiden  steht  in Wirklichkeit  der  holländische  
 „Resident“ ,  der  „jüngere  Bruder“  des  Sultans,  welchem  dieser  
 stets  zu  gehorchen  hat.  Dagegen  genießt  er  das  Vorrecht,  dessen  
 Anordnungen  als  seine  eigenen  Befehle  dem  Volke  mitzuteilen.  
 Daß  diese  immer  mit  denjenigen  des  Residenten  übereinstimmen,  
 dafür  sorgt  eine  Ehrengarde  oder  Leibwache  von  sechzig  holländischen  
 Soldaten.  Der  Offizier,  der  sie  kommandiert,  gehört  zur  
 indischen  Armee  und  hat  ordentlich  aufzupassen,  daß  nichts  gegen  
 den Willen  der Regierung  geschieht.  Außerdem  wird  der „Kraton“ ,  
 in  welchem  der  Sultan  residiert,  von  den  Kanonen  eines  benachbarten  
 holländischen  Forts  beherrscht.  In  Djokja  ist  es  das  Fort  
 „Vredenburg“ ,  in  Solo  das  Fort  „Vastenburg“ ,  welches  dergestalt  
 die  wirkliche  Landesregierung  durch  die  ,,Ultima  ratio  regum“  
 verkündet. 
 Die Stadt Djokjakarta liegt  1 13  Meter  hoch  in  einer sehr  fruchtbaren, 
   gutbebauten  Ebene,  welche  im  Norden  von  dem  mächtigen  
 Doppelvulkan Merapi  und Merbabu  überragt wird.  Sie  erfreut  sich  
 eines  sehr  guten  und  relativ  kühlen  Klimas.  Unter  den  60000 Einwohnern  
 befinden  sich  /jooo  Chinesen,  die  auch  hier,  wie  überall 
 in  Insulinde,  als. Händler  und  Kaufleute  eine  wichtige  Rolle  spielen; 
   aber  auch  als  Handwerker  und  Kulis  trifft  man  sie  zahlreich  
 an.  Europäer  gibt  es  kaum  2000;  unter  diesen  sind  die  Beamten  
 und  Offiziere  häufigem Wechsel  unterworfen,  dagegen  spielen  die  
 Hauptrolle  die  reichen  Pflanzer;  ihre  weit  ausgedehnten  Plantagen  
 sind  zum  größten  Teil  mit  Zuckerrohr  bestanden,  demnächst  mit  
 Kaffee  und  Indigo.  Von  den  eingeborenen  Malaien wohnen  i 5ooo  
 in dem  festungsähnlichen Kraton  und  gehören  zur  glänzenden Hofhaltung  
 des  Sultans;  ein Wall  von  vier  Meter Höhe  und  fünf Meter  
 Breite  umgibt  den  weitläufigen  Gebäudekomplex,  der  ein  Viereck  
 von  ungefähr  einen  Kilometer  Seitenlänge  bildet;  in  der  Mitte  
 liegt  der  Palast  des  Sultans.  Wenn  man  durch  das  Tor  des  nördlichen  
 Walles  
 eintritt,  
 gelangt  man  
 auf  einen  
 großen  Paradeplatz, 
 Alun-Alun  
 genannt;  zu  
 unserer  Linken  
 sehen  
 wir  die  Tigerkäfige  
 des  
 Sultans,  zu _  r>  i  Ein  chinesischer  K uli  als  Straßenreiniger  U  träger.  Die  beiden  großen  Blechkannen  werdenu nda n Wbaesisdeern-  
 ten  dessen  Enden  eines  langen  Bambusrohres  über  der  Schulter  getragen 
 Ställe,  den 
 Gerichtshof  und  die  Moschee.  Die  Abteilung  des  Kratons,  in  welcher  
 der  Sultan  residiert,  ist  durch  ein  doppeltes Gitter  abgesperrt;  
 einen  beträchtlichen  Raum  derselben  nehmen  die Wohnungen  seiner  
 zahlreichen Frauen  ein,  sodann  die  Ställe  für  die Elefanten  und  
 die  große  Festhalle,  in  der  sechshundert  Gäste  speisen  können. 
 Nachdem  ich  mich  in  dem  guten  Hotel  Mataram,  in  der  Nähe  
 des  Bahnhofs,  etwas  restauriert  hatte,  schlenderte  ich  durch  die  
 breiten,  freundlichen,  von  hohen  Bäumen beschatteten  Straßen  von  
 Djokja  und  ergötzte mich  an  dem  bunten  Treiben  der malaiischen  
 Bevölkerung.  Von  zwei  europäischen  Herren,  die  mir  begegneten,  
 redete mich  der  eine  deutsch  an  und  fragte mich,  ob  ich  nicht  der  
 Professor  E. H.  aus  Jena  sei?  Er  hatte  mich  nach  einem  kürzlich  
 gesehenen  Porträt  erkannt  und  stellte  sich  mir  für  meinen  Aufenthalt  
 in  Djokja  zur  Verfügung;  es  war  der  ungarische  Militärarzt