
 
		Auch  hier  fiel  mir  wieder  die  üppige  Entwicklung  der  Lianen  
 und  Epiphyten  auf,  ganz  besonders  der  merkwürdigen  K le t te r palmen  
 oder Rotang  (Calamus).  Ihre dünnen,  biegsamen  Stämme,  
 die  über  io o   Meter  lang  werden,  schlingen  sich  in  weiten  Spiralwindungen  
 um  die  Stämme  der  hohen  Urwaldbäume,  während  die  
 langen,  mit  Widerhaken  bewaffneten  Angelruten  am  Ende  ihrer  
 großen  Fiederblätter  sich  an  deren  Äste  anklammern  und  von  
 Stamm  zu  Stamm weiter kriechen.  Eine  andere  Liane  zeichnet  sich  
 durch  die  Pracht  ihrer  großen  violettroten  Blütentrauben  aus,  die  
 an  dem  langen,  die  Bäume  umschlingenden  Stengel  wie  künstlich  
 angebrachter  Schmuck  erscheinen.  Auch  eine  große  blaue  Winde  
 leuchtete  vielfach  zwischen  den  Ästen;  sonst  war  von  farbigen  
 Blumen wenig  zu sehen.  Eine hohe Art von Bambus,  deren  schlanke  
 Stämme  der  Wind  über-  und  durcheinander  geworfen  hatte,  war  
 ganz  umsponnen  von  den  leuchtenden  gelben  Blütentrauben  einer  
 gewaltigen  Liane.  Dazwischen  entfalteten  wilde  Bananenstauden  
 ihre  breiten,  lichtgrünen  Blätter  in  zierlichen  Bogen.  So  gab  es  
 auf  dieser  einsamen  Fahrt  immer  etwas  zu  sehen,  und  ich  war  keineswegs  
 ermüdet,  als  wir  abends  7  Uhr  in  Maos  anlangten. 
 Zu  den   Hin d u t emp e ln   von  Dj c k j a 
 Die  Station Maos  ist  ein  kleines  Dorf  in  sumpfiger  Ebene  und  
 bietet  nichts,  was  zu  einem  Aufenthalte  veranlassen  könnte;  
 sie liegt in der  Mitte  der  langen Eisenbahnstrecke, welche  die beiden  
 Hauptstädte  von  Java,  Batavia  und  Surabaya,  verbindet.  Da  keine  
 Nachtzüge  auf  diesem  „Staatsspoorweg“  gehen,  müssen  die Durchreisenden  
 in  Maos  übernachten.  Zu  diesem  Zwecke  hat  die  Regierung  
 hier  ein  großes  Gouvernementshotel  erbaut,  welches  eine  beträchtliche  
 Zahl  von  Passagieren  aufnehmen  kann.  Doch  ist  die  
 Frequenz  sehr wechselnd;  ich  übernachtete dreimal  in Maos;  in  der  
 ersten Nacht  fanden  sich  ungefähr  zwanzig Gäste an  der Abendtafel  
 ein,  in  der  zweiten  sechzig  (meist  Offiziere  mit  Familie),  in  der  
 dritten  nur  sechs.  Tagsüber  liegt  das  Hotel  totenstill  und  verlassen  
 da,  selbst  die  zahlreiche  Dienerschaft  schläft  dann.  Sobald  aber  
 die  Abendzüge  (zwischen  6  und  8  Uhr)  eintreffen,  kommt  Leben  
 in  das weitläufige  Haus.  Um  9  Uhr  findet  das  gemeinsame Abendessen  
 in  einem  großen,  luftigen  Speisesaal  statt;  dann  begibt  sich  
 alles  eilig  in  seine  Kammer,  denn  die  Morgenzüge  gehen  schon  
 zwischen  5  und  6  Uhr  früh  ab,  und bereits  um  4  und  4Vs  Uhr  erscheinen  
 die  verschlafenen  Gäste  in  den  wunderlichsten  Kostümen,  
 um  das  Frühstück  einzunehmen.  Der  fixe  Preis  beträgt  für Abend