
 
		durch  diesen Ausschnitt  in  ein  gewaltiges  Amphitheater,  aus  dessen  
 östlichem  Teile  beständig  eine  starke  Rauchsäule  emporsteigt.  Der  
 Ausschnitt des  gewaltigen  Kraterrandes,  der  12  Kilometer  lang  und  4  Kilometer  breit  ist,  stellt  die  offene  Bresche  4ar>  durch  welche  
 man  bequem  in  den  tiefen  Grund  des  trichterförmigen Kraters  ein-  
 tritt.  Diese  Öffnung  ist  die  Folge  der  furchtbaren  Explosion  vom  
 12. August  1772,  durch welche  4o  Dörfer  zerstört  und  3ooo Menschen  
 getötet  wurden.  Der  ganze  Gipfel  des  gewaltigen  Vulkans  
 wurde  dabei  in  die  Luft  gesprengt,  und  als  Rest  blieb  der  heutige  
 abgestutzte  Kegel  des  Kraters  übrig,  aus  welchem  ein  Drittel  oder  
 ein  Viertel  der  nördlichen  Mauer  ausgebrochen  ist.  Durch  diese  
 Bresche fließt der dampfende Bach  ab,  an  dessen Ufern wir heraufgestiegen  
 sind. 
 Die  inneren  Wände  des  ungeheuren  Amphitheaters,  die  sich  bis  
 270  Meter über seinen  Boden  erheben,  sind  größtenteils ganz nackt,  
 aus  grauen,  gelben,  roten  oder  braunen  Lavamassen  gebildet.  Der  
 hügelige  Boden  desselben  ist  mit  weißen  Sublimaten  und  gelben  
 Schwefelkristallen  bedeckt  und  von  zahlreichen  größeren  und  kleineren  
 Löchern  durchbrochen,  aus  denen  kochendes  Wasser  und  
 Schwefeldämpfe aufsteigen.  Ein zweckmäßig angelegter Pfad führt  
 in  vielen Windungen  zwischen  den  brodelnden  Kesseln  hin  und  auf  
 Holzstegen  oder  Baumstämmen  über  die  dampfenden  Bäche  hinweg, 
   die  aus  dem  durchlöcherten  Boden  emporquellen.  Auch  hier  
 müssen wir  aufmerksam  den Weisungen  des  uns begleitenden Führers  
 folgen,  um  nicht  durch  einen  Fehltritt  unser Leben  zu  gefährden. 
   Die  gelbe  Schwefelkruste  über  der  Oberfläche  vieler  Becken  
 ist  so  dünn,  daß  man  beim  Betreten  durchbrechen  und  in  der  
 kochenden  Masse  sicher  versinken  würde.  Aus  vielen  Öffnungen  
 strömt Wasser  und  Schwefeldampf  mit  solcher  Heftigkeit  hervor,  
 daß das  laute Getöse  an  das Gebläse  einer Schmiede oder Hochofens  
 erinnert:  Papandajan  ist  das  sundanesische  Wort  für  Schmiede.  
 An  anderen  Stellen meint man  den  P fif f  der Lokomotive  zu  hören;  
 die  Eingeborenen  nennen  sie  „ Kareta  api“   =   Feuerwagen,  d.  i.  Lokomotive. 
   Dazwischen  ertönen  von  Zeit  zu  Zeit  dumpfe  unterirdische  
 Donnerschläge,  als  ob  große,  schwere Massen  in  die  Höhe  gehoben  
 würden  und  wieder  zurückstürzten.  Kurz,  es  ist  in  dieser  
 Riesenschmiede  Vulkans  dafür  gesorgt,  daß  nicht  nur  das  Auge,  
 sondern  auch  das Ohr  uns  beständig  an  die unheimliche Gewalt  der  
 finsteren,  unterirdischen  Kräfte  erinnert,  die  hier  unter  der  dünnen, 
   porösen  Decke  ihr  Wesen  treiben.  Es  ist  kein  Wunder,  daß  
 die Eingeborenen  diesen Höllenkessel  noch mehr  als  den Kawa Ma-  
 nuk  scheuen;  sie  wollten  den  Krater  nicht  betreten  und  blieben 
 unter  dem  Schutzdache  zurück,  das  am  Eingang  desselben  errichtet  
 ist.  Besonders  gefürchtet  sind  einige  große  gelbe  Schwefelfelsen,  
 welche  einer  menschlichen  Figur  gleichenj  einem  Mönche  mit  Kapuze  
 und  Kutte  oder  einer  Nonne  im  faltigen Mantel.  Wirklich  gefährlich  
 sind  übrigens  die  erstickenden  Dämpfe  von  schwefliger  
 Säure  und  Schwefelwasserstoff,  die  mit  großer  Gewalt  aus  vielen  
 Löchern  des  Bodens  ausströmen.  Als  ein  plötzlicher Windstoß mir  
 dieselben  ins Gesicht  trieb, wurde  ich  von heftigem Husten befallen  
 und  mußte  sofort  flüchten;  ich  hörte,  daß  schon  öfter  Besucher  
 dadurch  ohnmächtig  geworden  und  nur  mit  Mühe  gerettet  seien.  
 Die  Begleitung  des  ortskundigen  eingeborenen  Führers  ist  daher  
 auch  hier nicht überflüssig. 
 Von  dem  höheren  Rücken  des  Sattels,  welcher  die  beiden  Kegel  
 des  Vulkans  verbindet,  genoß  ich,  über  Geröll  und  Lavablöcke  emporkletternd, 
   einen  vortrefflichen  Überblick  über  die  wilde  Szenerie; 
   da  wo  die  Bresche  der  nördlichen  Wand  sich  öffnet,  zeigte  
 sich  in  der  Ferne  über  dem  Talkessel  von  Garut  eine  Reihe  von  
 anderen  Vulkanen  und  darüber  prächtige  dunkle  Monsun wölken.  
 Jetzt  begannen  aber  auch  die  Wolken,  die  sich  inzwischen  in  der  
 Nähe  gesammelt hatten, mit Regen  zu  drohen;  so  trat ich  um  1 Uhr  
 den  Rückweg  an  und  war  um  5  Uhr wieder  in  Garut. 
 Die  Vegetation  des  P apandajan  gleicht  im  ganzen  derjenigen  
 des  Kawa  Manuk,  ist  jedoch  im  oberen  Teile  viel  spärlicher  
 entwickelt.  Schon  unterhalb  der  Kraterbresche  ist  der  Baumwuchs  
 sehr  reduziert;  ein  großer  Teil  des  Berggehänges  ist mit  den  blattlosen, 
   schwarzen  Stämmen  abgestorbener  Bäume  bedeckt,  welche  
 durch  die  giftigen Dämpfe  oder  durch  den Aschenregen  der  letzten  
 Eruptionen  getötet  wurden.  Bis  in  die  Nähe  des  nackten  Kraterbodens  
 gehen  nur wenige  Pflanzen:  Polypodium  vulcanicum,  Rhododendron  
 retusum  und  der  große  Heidelbeerstrauch,  Vaccinium  
 varingiaefolium;  endlich  bleib't  der  letztere  allein  übrig.  Etwas  
 weiter  unterhalb  wird  ein  dürftiger  Hain  durch  eine  Akazie  mit  
 zarten  Fiederblättern  gebildet:  Albizzia  montana.  Ihre  knorrigen  
 Stämme  sind  mit  zahlreichen  runden  schwarzen  Auswüchsen  bedeckt, 
   die  die  Größe  eines  menschlichen  Kopfes  erreichen;  diese  
 steinharten  Gallen  werden  durch  einen  Brandpilz  hervor gerufen,  
 eine Uredinee.  Weiter  unten  trat wieder  unser  gemeiner  Adlerfarn  
 auf  (Pteris  aquilina),  und  dann  erfreuten  mich  die  lichtgrünen  
 dichten  Teppiche  der  schönen  Gleichenia. 
 Um  nun  auch  den  nördlichen  und  westlichen  Teil  des  Tales  von  
 Garut  kennenzulernen,  fuhr  ich  früh  am  nächsten  Morgen,  11. Januar, 
   im  Wagen  nach  dem  eine  Stunde  entfernten,  vielgerühmten