
 
		Eine  Q uadrille  von  javanischen  Tänzern 
 lm  V u l k a n l a n d   von  Ga rut 
 Wenn  die  „grüne  Smaragdinsel  Java“  von  vielen  Reisenden  als  
 die schönste  aller  Inseln  gepriesen wird,  so  ist  sicher wiederum  
 der  weite,  fruchtbare  Talkessel,  in  welchem  das  Städtchen  
 Ga ru t,  der Sitz  eines  javanischen^,Regenten“  liegt,  eine  der prächtigsten  
 Perlen  von  Java,  wenn  nicht  die  schönste  von  allen.  Das  
 blühende,  weit  ausgedehnte  Gebirgstal  hüllt  seine  zahlreichen  Dörfer  
 in  den üppigsten Mantel  der  tropischen  Vegetation  und ist  rings  
 von  einem  malerischen  Kranze  hoher  Vulkane  umgeben,  die  teilweise  
 noch  heute  aktiv  sind:  im  Süden  der  gewaltige  Kegel  des  
 Tjikorai  (28i 5 Meter),  dessen  breite Basis  die Hälfte  des  südlichen  
 Horizonts  emnimmt,  im  Südwesten  der  rauchende  Krater  des  Pa-  
 pandajan  (26i 5  Meter)  und  des  Windu  (2277  Meter),  zwischen  
 beiden  der  Kawa  Manuk;  im  Westen  der  Malabar  (2 518  Meter)  
 und  der  Gunong  Guntur  (1982  Meter);  im  Norden  der  zuckerhutförmige  
 Haruman  und  der  Tjiawi,  im  Osten  der Galungung  (116 7  
 Meter).  Da  der  ebene  Talgrund  von  Garut  (ein  früherer  Seeboden)  
 goo Meter  über  dem  Meere  liegt  und  reich  bewässert  ist,  besitzt  er  
 ein  herrliches  Klima. 
 Wegen  dieser  Vorzüge  wird  Garut  seit  einigen  Jahren,  seitdem  
 die  Zweigbahn  nach  Tjibatu  fertig  ist,  vielfach  als  Sommerfrische 
 und  Luftkurort  aufgesucht;  es  ist  vorauszusehen,  daß  sich  dieser  
 Besuch  noch  bedeutend  steigern  wird,  wenn  die  Reize  der  Gegend  
 mehr  bekannt  werden.  In  der  Tat  läßt  sich  für  die  europäischen  
 Bewohner  des  heißen  Tieflandes,  namentlich  in  Batavia,  keine  angenehmere  
 Erholung  denken,  als  ein  Aufenthalt  in  dem  kühlen  
 Garut,  das  in  einer  Eisenbahnfahrt  von  neun  Stunden  (mit  dem  
 Schnellzuge)  leicht  zu  erreichen  ist.  Für  angenehmen  Komfort  
 sorgen  zwei  vortreffliche  Hotels,  beide  nahe  am  Bahnhof  gelegen:  
 das  ältere  größere  —   Van  Horck  —   und  das  neuere  kleinere,  ursprünglich  
 als  Sanatorium  erbaut  von  dem  deutschen  Arzt Dr. Rupert, 
   und  nach  dessen  Tode  von  seiner  Witwe  in  ein  sehr  freundliches  
 und  zweckmäßig eingerichtetes Gasthaus mit  schönem Garten  
 verwandelt;  ich kann  es  allen  deutschen Landsleuten,  die nach Garut  
 kommen,  bestens  empfehlen. 
 Der  erste  meiner  Ausflüge  von  Garut  aus,  am  9. Januar,  galt  
 dem  merkwürdigen  Schlammvulkan  Kawa  Manuk.  Da  derselbe  
 erst  nach  mehrstündiger  Wagenfahrt  zu  erreichen  und  um  die  
 jetzige  Jahreszeit  nur  am  Vormittag  auf  gutes  Wetter  zu  rechnen  
 ist, mußte  ich  schon  um  vier  Uhr  aufstehen  und  eine  halbe  Stunde  
 später  den  leichten  dreispännigen  Wagen  besteigen.  Eine  solche  
 schnelle,  nächtliche  Wagenfahrt  in  der  Morgenfrühe  der  Tropen  
 hat einen  eigenen Reiz.  Auf  den  vortrefflichen Wegen  eilten  unsere  
 drei  malaiischen  Pferdchen  in  gestrecktem  Trabe  durch  das  einsame  
 Tal  dahin,  bald  über  ausgedehntes  Terrassenland,  in welchem  
 Reisfelder  verschiedenen  Alters  übereinander  liegen,  bald  durch  
 stille,  schlafende  Dörfer,  die  in  Bambus-  und  Palmengebüsch  versteckt  
 ruhen.  Über  dem  leichten,  nach  allen  Seiten  offenen Wägelchen  
 wölbt  sich  nur,  auf  sechs.  Eisenstäben  befestigt,  ein  breites  
 Schatten-  und  Regendach,  so  daß  der  Umblick  nach  allen  Seiten  
 frei ist.  Auf der vorderen  Bank  sitzt  der Kutscher,  auf  der  hinteren  
 der  Fahrgast.  In  der  ersten  Stunde  der  Fahrt  herrschte  tiefes  
 Schweigen  in  dem  weiten  Tal,  über  dem  der  Nachthimmel  sein  
 funkelndes  Sternenzelt  ausgespannt  hatte.  In  der  zweiten  Stunde  
 begann  der  Morgen  zu  dämmern,  die  Umrisse  der  Vulkane  traten  
 schärfer  hervor,  und  muntere  Vögel  begannen  ihr  Morgenlied  zu  
 singen.  Auch  in  den  Dörfern  wird  es  lebendig;  die  malaiischen  
 Bauern  treten  aus den  geöffneten Hütten  hervor und nehmen  in  den  
 Wassergräben  zu  beiden  Seiten  der  Straße  ihr  gewohntes  Morgenbad. 
   Die  chinesischen  Kaufleute  öffnen  ihre  Läden,  in  denen nicht  
 nur  Eßwaren,  sondern  auch  alle  möglichen  anderen  Bedürfnisse  
 zu  haben  sind. 
 Sobald  die  Sonne  über  dem  breiten  Rücken  des  Galungung  im