
 
		Am  breiten  Rande  der  freien  Terrasse,  die  sich  vor  der  Veranda  
 ausdehnt,  stehen  ein  paar  seltsame  Bäume,  die  wie  aufgespießte  
 Stacheltiere  aussehen.  Ein  kurzer  dicker  Stamm  ohne  Äste  trägt  
 einen  riesigen  Blätterschopf,  zusammengesetzt  aus  Tausenden  von 
 Der  au stralisch e  G rasbaum  hause( Xvaonnt hTojrirbhoodeaas  australis)  vor  dem  Stations-  
 sehr  langen  und  schmalen,  grasartigen  Blättern;  gleich  gebogenen  
 Ruten  strahlen  dieselben  von  einem  gemeinsamen  Mittelpunkt  aus.  
 Es  ist  dies  der  australische  Grasbaum  (Xanthorrhoea  australis). 
 Als  ich  bei Tisch  meine  Bewunderung  über  die  ebenso  gefällige  
 wie  zweckmäßige  Einrichtung  des  Stationshauses  aussprach  und 
 Freund  Treub  nach  den  Kosten  des  Baues  fragte,  antwortete  er  
 lächelnd:  „Der  Bau  hat  nichts  gekostet;  Sie  finden  in  keiner  unserer  
 umfangreichen  Gouvernementsakten  eine  Zeile  darüber!  -  
 Wie löst  sich  dies Rätsel?  Bis  vor  zwölf Jahren hatten  die  wenigen  
 Botaniker,  die  den  Gebirgsgarten  und  Urwald  von  Tjibodas  besuchten, 
   ihre  Arbeiten  in  den  bescheidenen  Räumen  des  kleinen  
 Gärtnerhauses  ausgeführt,  das  etwas  oberhalb  des  jetzigen  Stationshauses  
 liegt.  Als  Professor  Treub  sah,  daß  bei  steigendem  Besuche  
 diese  ganz  ungenügend  und  nicht  entfernt  der  Bedeutung  der  wissenschaftlichen  
 Arbeiten  angemessen seien,  die Regierung  aber keine  
 Mittel  für  einen  Neubau  disponibel  hatte,  benutzte  er  mit  seinem  
 diplomatischen  Talente  eine  günstige  sich  darbietende  Gelegenheit  
 zur  Erreichung  seines  Zweckes.  Es  wurde  damals  in  T jip an n ä s   
 (=  Warmbrunn),  eine  Stunde  unterhalb  Tjibodas,  im  Parke  des  
 Generalgouverneurs  ein  neues  Lustschloß  für  denselben  gebaut.  
 Das  kostbarste  Baumaterial,  eine  Anzahl  von  Stämmen  des  hoch-  
 geschätzten  Rasamalahbaumes,  aus  dem  Urwalde  von  Tjibodas,  
 versprach  Treüb  dem  befreundeten,  den  Bau  leitenden  Architekten  
 gratis  zu  liefern  und  erhielt  dagegen  von  ihm  die  Zusage,  daß  die  
 Abfälle  vom  Schloßbau  zur  Errichtung  eines  einfachen  Stationsgebäudes  
 verwendet  werden  sollten.  Das  geschah,  und  der damalige  
 Generalgouverneur,  als  später  Treub  selbst  ihn  in  den  also  entstandenen  
 Räumen  umherführte,  war  ebenso  überrascht  wie  erfreut  
 über  das,  was  aus  seinen  Bauresten  geworden.  Die Ausstattung  des  
 Innern  besorgte  Treub  teils  aus  eigenen  Mitteln,  teils  aus  denjenigen  
 des  Buitenzorger  Gartens. 
 Was  ich  bei  dieser  wie  bei  anderen  Gelegenheiten  an  Professor  
 Treub  besonders  bewunderte  und  hochschätzte,  das  ist  die  volle  
 ideale  Hingabe  an  die  Sache,  deren  Förderung  er  als  seine  Lebensaufgabe  
 betrachtet.  Die  Stellung,  welche  er  als  Direktor  der  botanischen  
 Institute  in  Buitenzorg  und  Tjibodas  seit  zwanzig Jahren  
 mit  so  großartigem  Erfolg  bekleidet,  ist  ebenso  schwierig  und  verantwortungsvoll  
 als  fruchtbar  und  lohnend.  Auf  der  einen  Seite  
 hat  er  beständig  mit  dem  Generalgouverneur  in  Buitenzorg  und  
 dem  Ministerium  im  Haag  zu  verhandeln,  auf  der  anderen  Seite  
 mit  den  zahlreichen  Beamten,  welche  im  Dienste  der  Institute  
 stehen,  mit  den  reichen  Privatleuten,  welche  freiwillig  zu  deren  
 Ausstattung beitragen, mit den  Pflanzern und Gärtnern, welche dieselben  
 reichlich  benutzen  und  wichtige  Vorteile  für  ihre  Pflanzungen  
 daraus  ziehen.  Dazu  nun  die  finanzielle  und  administrative  
 Direktion  eines  so  gewaltigen  Institutes  und  endlich  die  eigene  
 originelle wissenschaftliche Arbeit;  es  ist nur  sehr  zu bedauern, daß