
 
		solcher  Entbehrungen  seit  mehr  als  einem  halben  Jahrhundert  belehrt, 
   pflege  ich  mich mit  dem  Philosophen  zu  trösten: 
 Resignation,  dies  herbste  aller  Worte, 
 Eröffnet  uns  allein  des  Friedens  Pforte 
 Freilich  muß  ich  leider  bekennen,  daß  mein  Temperament  der  
 praktischen  Verwirklichung  dieses  schönen,  theoretischen  Weisheitswortes  
 stets  neue  Hindernisse  bereitet,  und  daß  sich  mir  „des  
 Friedens  Pforte“  wohl  erst  dann  öffnen  wird,  wenn  von  den  mir  
 beschiedenen  Tagen  „zuletzt  der  letzte  kommt“ . 
 Von  Aden,  das  wir  wegen  der  dort  vorgekommenen  Pestfälle  
 meiden  mußten,  sahen  wir  auf  dieser  Reise  nichts;  und  nicht  viel  
 mehr  von  der  großen  Insel  Sokotra,  da  sie  größtenteils  in Wolken  
 göhüllt war.  Dagegen  bekamen wir am  ig .  September nachmittags  
 ein  sehr  hübsches  Bild  von  der  Malediveninsel M in iko i,  an  deren  
 südlichem  Ufer  wir  entlang  fuhren.  Wir  erkannten  sehr  deutlich  
 die  Ringform  des  großen  Korallenriffes,  welches  einen  dichten  
 Wald  von  Kokospalmen  trägt  und  von  dreitausend  Fischern  bewohnt  
 wird;  in  der  Mitte  des  Atolls  schimmerte  der  stille,  grüne  
 Spiegel  der  Lagune;  am  nördlichen  Ufer waren  die  Masten  der  gestrandeten  
 Yacht  des  ungarischen  Grafen  Festetic  sichtbar,  am  
 südlichen  Ufer  das  Wrack  eines  größeren  englischen  Dampfers,  
 der  vor  einem  Jahre  auf  das  gefährliche  Korallenriff  auf gelaufen  
 war. 
 Die Bewohner der M a led iveninseln  —  im ganzen über  3oooo  
 —Ix  bilden  einen  isolierten,  eigentümlichen  Zweig  der  mediterranen  
 Rasse,  entstanden  aus  einer  Mischung  von  Singhalesen  und  Arabern; 
   ihre  Religion  ist  eine  besondere  Abart  des  Islams  Sie  sind  
 kühne  und  geschickte  Schiffer  und  treiben  Handel  sowohl  mit  
 Ceylon,  wie  mit  den  Küsten  von  Vorderindien.  Die  Handelsprodukte  
 sind  Kokosnüsse,  Schildpatt,  Fische,  Kaurimuscheln  usw.  
 Sie  zahlen  Tribut  an  England,  unter  dessen  Oberhoheit  der  Sultan  
 steht. 
 In  der  Morgenfrühe  des  21.  September  ging  unser  Schiff  im  
 Hafen  von  Colombo  vor  Anker,  wo  wieder  Kohlen  eingenommen  
 wurden.  Noch  vor  Sonnenaufgang  betrat  ich  in  Begleitung mehrerer  
 Reisegefährten  den  Boden  von  Ceylon.  Die  Eindrücke,  welche  
 der  viermonatliche,  vom  Glück  begünstigte  Aufenthalt  auf  dieser  
 Insel  mir  vor  neunzehn  Jahren  gewährt  hatte,  habe  ich  in  meinen  
 „Indischen  Reisebriefen“  geschildert.  Damals  hätte  ich  nicht  geträumt, 
   Ceylon  noch  einmal  wiederzusehen,  und  die  „Wunder  des  
 fernen  Ostens“  noch  weiter  hinaus,  bis  Java  und  Sumatra  kennen 
 Aus  Insulinde  Dschunken  im  Hafen  von  Penang