Zwar Ijlrfbeii sich raelnere Arien von ihrer Jugend bis zum Aher so ziemlich gleich; dagegen
llndel ober, und das bei den meisten, -wiederum das Gegenlheil statt, indem die Form
und Färbung so verschieden vorkommt, dass es nicht möglich ist, sie fiir ein und dieselbe
Art zu hahen, wenn man nicht zuvor dnrch eine Reihe von gemachten Erfahrungen zu
der überzeugenden Gevnssheit gelangt ist. Deshalb ist dies eine der grossen Schwierigkeiten,
welche niclit immer so leicht zu übenviuden sind. Der Suchende mnss oft viele vergebliche
Gänge machen, ehe der Zufall es begünstigt, dass er nach und nach die jüngsten Formen bis
zum vorgerückten Aller aufSinden kann.
D i e Angabe senkrechter Durchschnitte in den verschiedenen Lebensperioden wird
um so noihwendiger, da nicht allein sich das Fleisch in der Färbung selten ganz gleich
bleibt, und (durch den Schnitt der Luft ausgesetzt) zum öflern anläuft oder anders färbt, sondern
auch zugleich die i n n e r e Sei t e der B l ä t t c h e n , Röhrchen u. s. w. nach ihrer Form
und Färbung mehrfachen Veränderungen unterworfen ist.
Die Abbildungen sind dnrchgehends von mir selbst, nach der Natur und nach frischen
EMmplaien (nicht sehen, wegen ihrer Vergängliclikeit, gleich an Ort und Stelle) gezeichnet
imd die Skizzen mit Farben angelegt w-orden.
I I . Auf die Beschreibung der Pilze.
Nächst den Abbildungen wird eine erläuternde Beschreibung der einzelnen Arten um so
wichtiger, da sie, wie oben envähnl, je nach dem Aller, dem Standorte und der Witterung
oft so bedeutend variiren. Ich habe versucht, auch den Beschreibungen, welche ebenfalls nach
der Natur und gleich beim skizziren entworfen wurden, so viel Deutlichkeit und Genauigkeit
zu geben, als möglich und erforderlich war.
Dass bisher so viele Beschreibungen von Pilzen mehr Verwirrung als Aufschluss gegeben
haben, liegt wold grösstenlheils daran, dass dieselben nicht gleich an dem Standorte ausgeführt
oder nach frischen Exemplaren gemacht wurden, indem die Pilze sich in einer Nacht, ja'oft
nach wenig Stunden schon mannichfach verändern, und dass man zu einseilig oft auch wohl
nur ein junges oder veraltetes Exemplar, wie es der Zufall darbot, dem Studium unterwarf.
In den Beschreibungen geht einer jeden Gattung eine genaue Beschreibung der Galtungsmerkmale
voran. Dieser folgt die Beschreibung des wesentlichen Charakters der Art, alsdann
die ausfilhrliche Beschreibung der Art selbst, mit Berücksichtigung der verschiedenen Altersstufen.
Arien, bei welchen nicht besondere Umstände eine ausführliche Beschreibung nothwendig
machen, werden nur kurz, doch so beschrieben, dass sie nicht leicht mit einer ähnlichen
Art verwechselt werden können. Die Beschreibungen werden durchgängig na' ch der Natur selbst
entworfen, oder, wo sich musterhafte Beschreibungen schon vorlinden, die benutzt werden
konnten, so sind diese doch mit jenen genau verglichen worden und sollen — zur Belehrung
des grösseren, mit den nöthigen Vorkenntnissen nicht versehenen Publikums — möglichst ausführlich
seyn. So hoffe ich denn, dass man die Angabe des wesenliichen Charakters nicht zu
kurz, die ausführliche Beschreibung dagegen nicht zu lang finden mag, und bitte zu bedenken,
wie häufig die unvollständige Kennlniss eines Pilzes zu irrigen Verwechselungen Aulass geben
muss.
Nächst der erforderlichen Angabe ihrer Grösse, ihres Geruches oder (roh gekostet) ihres
Geschmackes, der Zeil ihres Erscheinens, ihrer Standorte, folgt auch die Angabe ihrer guleii
oder nachlheiligen Eigenschaften ihres ökonomischen Gebrauchs, hinsichtlich ihrer Nutzbarkeil
im Haushalte, die Art der Aufbewahrung und ihre schmackhafteste und zweckmässigste
Zubereitung Bei Angabe ihrer Schädlichkeit oder Unbrauchbarkeit sind unbegründete Verdächtigungen
längst der Vergessenheit übergebener Schriftsteller des vorigen Jahrhunderts grösstenlheils
unbeachtet geblieben.
Es würde schlechterdings unmöglich gewesen seyn, hier nach irgend einem Systeme die
Abbildungen zu liefern, was auch um so überflüssiger wäre, da es bei Arbeilen der Art, wie
die vorliegende, keinesweges auf eine streng geordnete systematische Reihenfolge ankommt und
am Schlüsse ohnedies bei dem Inhaltsverzeichnisse eine systematische und eine alphabetisch geordnete
Uebersichl über das Ganze beigegeben werden soll.
Nach dem systematischen lateinischen Namen und den gewöhnlichsten deutschen Provinzial-
Benennungen jeder Art , folgt eine Synonymik n a c hBu 11 i a r d , Tral l inniek, Fries und Andern.
Zur Schonung des Raumes (um damit nicht allzu verschwenderisch zu verfahren) habe ich mich bei
der Synonymik grösstentheils um- auf die wichligslen beschränkt (mit Ausnahme der Synonymik
von Phoebus , über die giftigen oder verdächtigen Arten), da ich die jedesmal angeführten
Werke weder alle, noch gleiclizeitig zur Ansicht erlangen konnte, um mich selbst von deren
Richtigkeit zu überzeugen. Bei dem grossen Mangel an vollständigen Beschreibungen der einzelnen
Arten bleiben so viele Zweifei zu lösen übrig, die durch die verschiedene Namengebung
und durch die oft gänzlich misslungenen Abbildungen sich immermehr verwirren. Dalier wird
die naturgetreue Abbildung der Art, mit der möglichst vollständigen Beschreibung derselben,
wenn auch die Irrthümer nicht alle beseitigen, doch völlig unschädlich machen.
Durch diese eben erwähnte Einrichtung glaube ich allen denen, welche sich die so kostbaren
Werke der Ausländer nicht verschaffen können, ein Werk in die Hände zu liefern, das
ihnen jene Werke ganz entbehrlich machen, die Kennlniss der Pilze sehr erleichtern, und besonders
dem Lehrer der Jugend im Vortrage nützen wird.
Damit jedoch das Ganze, sowohl für den wissenschaftlich Gebildeten, als auch für den in der
Bolanik überhaupt und in diesem Fache besonders noch wenig bewanderten Theilnehmer, möglichst
nützlich und verständlich werden möchte, erachtete ich es für ganz unerlässlich, zum besseren
Verslehen der nicht zu vermeidenden Kunstausdrücke in den Beschreibungen, einen kurzen Abriss
der Terminologie, nebst einer iidiographirten Instructionstafel nachfolgen zu lassen.
Wenn dieser mühevolle Versuch dazu beitragen sollte, künftige Unglücksfälle zu vermeiden,
im Allgemeinen das Studium der Mycoiogie möglichst zu erleichlern und demselben immer
mehr Freunde zu erwerben, so wäre mein herzlicher Wunsch und der vorhabende Zweck
dieser Blätter erfüllt und sie dürften in wissenschaftlicher Beziehung, sowohl von Seilen des
auf Gemeinnützigkeit sehenden gerichtlichen und polizeilichen Arztes, als von Seiten des auf
angenehme Beschäftigung ausgehenden Mycologen, gerechte Anerkennung fmden, so, dass der
Vollendung dieses .Werkes von den Theiinehmern mit um so mehr Grund entgegen gesehen
werden könnte, als die vaterländischen Botaniker dieser Abiheilung ihre besondere Aufmerksamkeit
bisher nur in einem geringen Grade geschenkt haben.
Biiligdcnkende Beurlheiler mögen dem guten Willen und dem beabsichtigten Zwecke Gerechtigkeit
widerfahren lassen, und sich überzeugen, dass ich auch da nicht blindlings folgte,
wo ich, durch vorhandene Abbildungen geleitet, glauben konnte, an der Hand berühmter Führer
sicher zu gehen, sondern stets bemüht war, mit eigenen Augen zu sehen. Ob es gleich
immer einer unterrichtenden Mittelsperson bedarf, um den völlig Unvorbereiteten zur gründlichen
Kennlniss einzuführen, so musste ich doch belehrende Nachweisung gefeierter Mycologen
und Anderer, die mich auf diesem unsicheren Pfade hätten leiten können, bis jetzt entbehren.
Wenn daher Gelehrte und Botaniker vom Fache an meiner Bearbeitung ein und das andere auszusetzen
finden werden, so erlaube ich mir die Bitte, ja zu bedenken, dass ich bei den Beschreibungen
niclit die Absicht haben konnte, gleichsam als Gelehrter auftreten zu wollen, dass
mein Ilaupliiugenmcrk imr auf die Abbildungen gerichtet bleibt, dass ich nur gedrungen mich
zu den Beschreibungen entschliesscn musste, und daäs es mir dabei wohl nie einfallen konnte,
als Ungelehrter für Gclehrle schreiben zu wollen. Es ist anzunehmen, dass dem grösseren Publikum,
dessen Theilnalnne das Werk sich zu erfreuen hahen wird, die nöthigen Vorkenntnisse"
abgeheii. Auf diese habe ich ganz besonders Rücksicht zu nehmen gesucht, und bin bemüht
gewesen, so verständlich als möglich zu werden. Ich bin lebhaft überzeugt, dass Manche ein
und das andere von dem hier • Ausgesprochenen als überflüssig betrachten werden. Sie mögen
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