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f r e i e m , häutigem Rande (Fig. 8, 11, 12, 14.). Am Grunde der Strunkhöhle findet sich oft ein
k l a r e r , eiweissarliger Schleim, welcher in der frühesten Jugend die ganze Strunkhölile ausfüllte.
Der Gerucl i der Strunksubstanz allein ist widrig, siisslich; der G e s c h ni a c k ebenfalls süsslich.
Der eiförmige Wulstkörper, aus welchem der Pilz herauswächst, ist hohl und besteht aus
verschiedenen Häuten, von welchen die äus s e r e erst gleich, glatt und ausgespannt, später
nur durch Angreifen die Vertiefungen bekommt, übrigens fest, lederartig, dick, sehr fein punkt
i r t , gelblich-, gelbröthlich- oder schmutzigweiss (Fig. 9, 10, 13°), die innere dünn, glatt,
glänzend und weiss — dem innern Häutchen der Eierschaale gleicli — ist (Fig. 0, 20, 13"^).
Zwischen diesen beiden Häuten befindet sich eine 2 — 3 ' " dicke, bernsteinfarbige, gallertartige,
glänzende Masse (Fig. 9, 10, 13''), welche sich mit dem Messer von den äussern und innern
beiden Häuten allenthalben leicht losschaben und im Wasser auflösen lässt. hii Grunde dieses
häutigen Theiles, der jetzt, da der Pilz herausgewachsen ist, mehr zwiebeiförmig aussieht, bemerkt
man eine besondere Abstufung mit vertiefter, kranzartiger Einfassung, in welcher der
imtere Theil des Strunkes sich einsenkt, Der ganze ebenbeschriebene Wulstkörper lässt sich
vermöge der dünnen, elastischen, lederartigen Häute und der gallertartigen Ausfüllung sehr
weich anfühlen. Der G e ruc h des Pilzes ist im entwickelten Zustande — wie schon erwähnt —
höchst widrig, cadaverartig, in gewisser Entfernung noch Aveit auffälliger als in der Nähe; beim
unentwickelten, durchschnittenen Ei dagegen bemerkt man nur einen scharfen, rettigartigen
Geruch. Der G e s c hma c k ist rübenartig. Beim Durchschneiden und Kauen knirscht es, löst
sich jedoch im Munde nicht auf
V o r k o m m e n . Vom Juli bis August und September, besonders nach anhaltendem, warmen
Regen und bei nicht kalten Nachten, wo der Boden seine Vegetation befördert, wird dieser
Pilz oft in Menge gefunden. Man trifft ihn in leichtem, lehmigem und kalkigem Boden,
in Hecken, in feuchten und trockenen Laub- und Nadelhnlzwaldungen, Gärten und Weinberg
e n , in der Nähe von Bauschutthaufen, faulenden, mit Moos bedeckten Stöcken und Wurzeln
der Erlen, Fichten, Tannen etc. einzeln oder in Gesellschaft i-^2). Die Entwickelung dieses
Pilzes geht »ur langsam vor sich; denn von seinem Erscheinen als Ei, dem Mohnsamen an
Grösse gleicli, bis zu seinem vollendeten Wachsthume bedarf derselbe eine Zeit von 2—4 Monaten;
von da, wo das Ei aus der Erde hervorbricht, bis zum völligen Platzen, über eine
W o c h e ; Strunk und Hut zur vollständigen Entwickelung -J — 1 Tag. Vieles hängt hierbei von
der grössern oder geringem Begünstigung der Witterung ab. Nachher hält sich der Pilz noch
einige Tage. Endlich fällt der Strunk um und das Ganze geht allmählig in Verwesung über.
E i g e n s c h a f t e n . Dieser Pilz ist von mehrern, besonders altern Schriftstellern i z u
den giftigen, von B u c h n e r i 2 , , dp^ ungeniessbaren, jedoch ohne allen Beweis,
gezählt Avorden, obschon seine hie und da volksthümliche Anwendung als Ap h r 0 d i s i a c um
bei Thiereni45) gegen Vergiftung, Gichtige) und andere Krankheiten bei Menschen 1^"),
auf eine nicht ganz unbedeutende Kraft schliessen lässt. Allein die häufig an Menschen sowohl,
als an Thieren angestellten Versuche von K r omb h o l z (III. p, 19) waren ganz erfolglos
und haben die Unschädlichkeit desselben genügend erwiesen 148). Uebrigens erschwert
schon sein widerwärtiger, stinkender Geruch im. entwickelten Zustande den Genuss
E r k l ä r u n g der Abbildungen.
T a f . LXV. Fig. 1. Drei noch kugliche, mit der Wurzel versehene, ganz junge Exemplare,
wie sie unter der E r d e aufgefunden werden.
142") .\ii mehrein Stellen im grossen Garten, in den Strassen graben der Bautzner Strasse, in dem Wäldchen '
dt — Andere wie ßulliard.
wilden Manne u. n. O. m,
1-131 z. B. Cinsius, Kolbnni, Plenk. Rotines, P. Frank, Dcscourtüz, i
G r e v ü l e , Scliäffer haben sich über die VVirkiuig des Pilzes gar nicht aussesprochen.
144) Toxikologie, Nürnb. 1822.
145) Das I2i des Pilaes vor der Reife gesammelt, getrocknet, pulveri^^irt, bisweilen noch mit ewas Geistigem rermiscllt
und in grosser Qtiantitut Kühen eingegeben, soll manclimiil Abortus bewi.kt haben.
146) Daher die Benennung Gichtni orchel oder Gicht¡¡ilz Bei den Landleuten unter diesem Namen immer noch als ein
Hausmittel bekannt, das noch hie und da beiiutzt wird.
147) Nach Grev. in Holland auch ausserlicli zu Umschlägen gegen Rheumatismen.
148) Seine Aehnlichkeit mit dem männlichen Geschleelitstheile hat ihm wahrscheinlich den Ruf eines A phrod is i a cu m
verschafft; daher er von Jägern, Hirten, überhaupt vom Landvolke den Thieren als ein geil machendes Mittel eingegeben
•wurde, deren Brunst zu vermehren sie für nolhig achteten,
149) Hat man von dergleichen Pilzen mehrere im verschlossenen Zimmer liegen, so nimmt der abscheuliche Geruch den
Kopf ein und wirkt gleichsam narkotisch, so dass man froh ist, mit der Untersuchung oder dem Skizziren derselben fertig zu
aein. Mir ist oft canz übel dabei g ewordenwenn die Pilze entfernt und ich einige Zeit am offenen Fenster gestanden hatte,
befand ich mich wieder wohl.