B e s c h r e i b u n g . Der Hut sitzt mit der Seite ohne Strunk bald einzeln bald zu zwei
oder mehrern, an Weiden oder andern Stämmen fest. Seine Gestalt und Grosse ist sehr verschieden,
gewöhnlich halbkreisrörmlg, oben gewölbt 3 — 5 " im Durchmesser auch noch darüber
und ungefähr —2" dick. Zuweilen brehet er sich auch am Grunde mehr aus und wird
durch Verwachsen mehrerer Individuen keilförmig oder ganz unregelmassig und bekommt dadurch
oft eine Länge von 8 —10". Oberfläche in der Jugend glatt und milchweisä, später
jedoch (im frisclien Zustande) weisslich oder schmutzig weiss mit einem sehr kurzen sammetartigen
Haarüberzuge bekleidet. Im Alier verliert sich die weisse Färbung und geht ins schmutzig
weissgelbliche oder weisslichbraune über, wird durch Unebenheiten rauher, gelbbrauner und zeigt
zuweilen ganz schwache Kreise. Substanz im jugendlichen frischen Zustande weich und fleischig,
trocken dagegen fester, zäher, korkartiger, im Alter noch um Vieles härter. Unterfläche
besteht aus dem mit dem Hute verwachsenen Hymenium, aus langen Röhren gebildet, deren
Oeffuungen unregelmässig an der Basis des Hutes viel grösser als am Rande desselben, bald
mehr bald M'eniger länglich, rundlich, gleichbreit oder mehreckig erscheinen. Bei jungen
Exemplaren sind diese OeiFiiungen meist weisslich oder weisslich braun, werden aber nach und
nach ganz braun^iö). Geruch im jungen und frischen Zustande ausgezeichneter, stärker,
süsslich, dem Sternanis ähnlich, (zuweilen etwas säuerlich), besonders nach vorhergegangenem
warmen Regen nach welchem die Sonne ihn Mieder trocknete. Schon dadurcli ist dieser Pilz
leicht zu erkennen und von andern ähnlichen zu unterscheiden. Der Geruch ist ausdauernd,
verliert sich auch nicht, wenn er an einem trocknen, nicht zu Mannen Orte oder in einem Behältniss
aufbewahrt wird, selbst in der Gestalt verändert er sich durch das Trocknen nicht oder
nur sehr wenigi^®). Geschmack schleimig, herbe, bitterlich.
V o r k o m m e n . An der Rinde alter Weidenstämme ^ ^ womit Gräben und Dämme gewöhnlich
besetzt sind, einzeln oder mehrere beisammen, sowohl in Deutschland als in den übrigen
Ländern Europas i^®). Er entsteht im Herbst zu Anfang oder Mitte November, dauert
den Winter durch und stirbt im Frühjahr mit eintretender Wärme wieder ab oder wird von
Insecten zerstört.
E i g e n s c h a f t e n . Roques (53) verdächtigt ihn im frischen Zustande, ohne besondere
Angabe von Gründen. Unter dem Namen Weidenschwamm (Fungus Salicis) wurde dieser Pilz
in früher Zeit von mehreren Aerzten als Mittel gegen die Lungensucht angewendet, doch wurden
öfters ganz verschiedene Pilze, die ebenfalls an Weiden wachsen, statt dieser Art eingesammelt.
Der Mangel des Strunkes, die weisse Farbe, der (besonders an jungen oder frischen
Exemplaren leicht zu bemerkende) sammetartige Ueberzug und vor Allen der Anisgeruch lassen
ihn übrigens leicht erkennen und es wäre nur dafür zu sorgen, dass dieser Pilz so frisch als
möglich angewendet würde, indem er sehr bald von Insecten Larven (z. B. Bolelophagus crenatus)
angegriiFen und in kurzer Zeit zerstört wird. Derselbe Pilz wurde auch sonst in die
Kleider gelegt, well man glaubte er halte die Motten ab. Dieser Pilz ist überhaupt so zäh,
sein Geschmack so wenig angenehm, dass ihn wohl irgend Jemand nicht geniessen wird.
E r k l ä r u n g der Abbildungen.
Taf. XLIX. Fig J. Ein ganz junges Exemplar.
„ 2. Ein dergleichen etwas älteres Exemplar, was mehr nach unten am
Stamme gestanden und welches Grasstängel umwachsen hat.
„ 3. Durchschnitt eines ähnlichen Exemplares von der Seite gesehen um
die Röhren des Hymeniums zu zeigen.
„ 4. Zwei erwachsene und mit einander verwachsene Exemplare.
Alle sitzen so an, dass man ihre Unterseite bemerken kann.
115) Dieser Pilz artet durch sei... ...... , , „ . ...
(VVirrpil_z)_aus, wie die oben angeführten Citate einiger Autoren zeigen, sind aber wohl (wie schon T r a t t i n i c k behauptet
und F i c i n u s vermuthet spezifisch identisch.
116) Seines Wohlyerucbes wegen macht er eine Art Parfüm aus, weshalb ihn auch (nach Linn,) die Lappen bei sich
tragen, um ihren Schönen zu gefallen.
117) Vorzüglich an (Salix alba) der weissen oder Silberweide, (S. fragilis} der Bruch- oder Knackweide, (S. vitellina)
der gelben und (S. amygdalina) der MandeKveide,
118) Durch seinen schnellen Wuchs umzingelt und umfiiesst c
gel etc., welche alsdann wie durchgcwaclisen erscheinen.
alles ^ s in seiner Nähe wächst z. B. Blätter, Grasstän