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Sclücht ist aber in der Regel aus drei Bostandtbcilen zusammengesetzt,
nämlioli aus dem eigeiitlicben Grundgowebe, welches das Couceptaculmu
bildet, dem Güiiidema und dem beide iiborwucheriidon Hyphema in seiner
anfänglichen fast uusiohtharen Gestalt. Die merkwürdige Eigcntliiimlichkeit
des Hyphema überall seine cooperative Thätigkeit, wo dieselbe erforderlich
ist, entfalten zu können, trat uns vielfach in ihrer staunenerregenden Neuheit
entgegen. Wir lornteu in dem Bereiche der von dom Lager ausgehenden
Fortpflanzung sonderbare Bildungen seitens dieses Gewobokürpers
kennen, daher uns liier die Kenntniss einer einfacheren Thätigkeit desselben
nicht überraschen kann. Das Hyphema nämlich begleitet alle Eutwicke-
lungszustände des Spermogonium, und sobald als die Sterigmata hervorzusprossen
beginnen, findet auch das Hyphema oineu Boden für seine
Thätigkeit, um mit einer auffallenden Selbstständigkeit auftreten zu können.
Es sendet seine Ausläufer zwischen die in der Ausbildung begriffenen
Sterigmata gleichfalls gegen den Mittelpunkt des ganzen Körpers, und
während die Sterigmata für sich ihre Eiitwiokelung durchmachen, beginnt
cs seinerseits an eine Weitorentwickclung zu gehen, die in sich seihst
eigentlich nichts sondorbaros trägt, sondern nur durch den endlichen Erfolg
Befremden erregt.
Die keilförmigen Knäuel von Spermatien in den jüngsten Spermogonien
laufen oft in eine zarte Spitze gegen das Coiieeptaculum hin aus.
In den kleineren Knäueln stehen die Spermatien in einer auffallend bestimmten
Richtung zu der Axe des gesammten Convolutes, nämlich in
einem mehr oder weniger spitzen Winkel. Die Axe ist in diesen Stadien
bereits nur noch eine ideale. In dem ersten Anfänge der Bildung des
Spermatienbiindels war sie als eine wirkliche anatomisch differenzirto
Bildung vorhanden, welche durch eine dichtere Anordnung der Zellen,
genau wie sie das Maschengewehe der Rindenschieht und die als Hypothallusfilz
auftretenden Hyphemafäden vorführen, sich entwickelte. Diesem
Stamme entspringen Aeste, welche sich bei ihrer bald eintretenden Selbstständigkeit
als Spermatien darstellen, oft aber scheinen dieselben erst
Aeste zweiter Ordnung zu sein. Anf diese Welse leuchtet es ein, dass
das Spermatienknäuel selbst bei dem kleinsten Umfange keine reale Axe
mehr haben kann. Mit dem Beginne der Theilung der primären Spermatien
erfolgt auch eine unregelmässigere Anordnung derselben.
Obwohl schon die Aufschlüsse über die wahre Natur der Spermatien,
welche Bau und Entwiokelungsgesohichte lieferten, als überzeugend gelten
dürften, so ist die Zalil der Beweise doch keinesweges erschöpft, indem
noch die zwei schlagendsten übrig bleiben. Jedenfalls ist die Hyphennatur
der Spermatien hiermit erwiesen, uud die unleugbare Selbstständigkeit
derselben, in Folge deren sie keinesweges als Hyphemafragmente,
sondern als anatomisch und morphologisch differenzirte Gebilde oder Organe
erscheinen, legt uns schon jetzt die unabweisliche Nothwendigkeit
auf den durch T u l a s n e denselben ertheilten Namen fabron zu lassen,
in d D auch die Aussicht, in diesen Gehilden männliche, befruchtende
Organe kennen zu lernen, eigentlich fast vollständig geschwunden ist.
Damit erwächst aber die andere Nothwendigkeit, diesen Körperchen eine
neue, ihrer Natur entsprechende, Benennung zu erthoilen, und ich wähle
für den bisher als Spermatium bezeichneten Körper, soweit als es zulässig
ist (s. u.), den Namen H yp hi d i u m .
Da es jetzt einleuchtet, dass die Erzeugung der Hyphidien keinesweges
der Endzweck des Spermogonium sein kann, indem noch die Sterigmata'
in ihrer morphologischen Bedeutung unbekannt geblieben sind. so kann
man auch in’ der beendigten Ausbildung der Hyphidien nicht den Abschluss
der Entwickelung des gesammten Körpers erblicken. Vielmehr
da das sogenannte Spermogomum von Leptogitm höchstens als ein Vor-
stadium des Apothecium betrachtet werden kann, erscheint die Ilypiiidicn-
entwickelung nur als ein nebensächlicher, als ein b e g l e i t e n d e r Vorgang.
Das erste Stadium des Fruchtkörpers ist die Entfaltung des Conceptaculum,
das zweite umfasst die von der Erzeugung der Hyphidien
begleitete Ausbildung der Sterigmata, es folgt demnach jetzt die Schilde-
rung des dritten und letzten Stadium.
Als der anatomische Grundbestandtheil des Fruehtkörpers, solange
als er noch als Spermogomum galt, ist das Sterigma anzusehen, es lässt
sich desshalb auch der Ausgang der weiteren Entwickelung von demselben
aus erwarten, da das Conoeptaculum und das Exoipulum bei gleiehom
Baue und in ihrer untergeordneten Bedeutung als Kapsel keinen Eingriff
in den Entwickelnngsgang erwarten lassen. Der weitere Aushildungsgang
seitens der Sterigmata steht aber zugleich als ein fernerer schlagender
Beweis für die Wahrheit meines Nachweises der Natur der Hyphidien da.
Erst jetzt nämlich beginnt eine ziemlich üppige Sprossung seitens der
Sterigmazellen. Diese Sprosse wiederholen, wie zu erwarten steht, die
Beschaffenheit der Sterigmazelle im allgemeinen. Die durch Ausstülpung
gebildeten Zellen sind anfänglich oval, ihre Wand ist derb, ihr Inhalt
zeigt ein sich um die Microgonidien zusammenziehendes Plasma. Diesen
ersten Zellen begegnet man daher in den Quetschpräparaten ältester
sogenannter Spermogonien, da dieselben durch ihren Habitus aiiffallen.
Oft zeigen sie bei mehr länglich ausgezogener Gestalt eine Anordnung
der Microgonidien in einer derselben entsprechenden Reihe (Taf. IH,
Fig. 19).
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