f x " ’
f ? ' ’l
i "
■ m
lebeiis der L i o l i e n o n nalrni, sogar der Literatur jener Wissenschaft einen
so überwiegenden Vorzug gab, dass man sich kaum des Gedanken erwehren
kann, eine mycologische Arbeit vor sieh zu haben. Dieses wegen der
hohen Wichtigkeit der Aufgabe bodauerliohe Vorurtheil und die Vernaoh-
hissigung oder Unkcnntniss der einschlägigen lichenologisehen Literatur
zieht daher die für diese Üntersuchnngen nngenehmsten Folgen nach sich.
Endlich fehlte offenbar diesem Botaniker ein das Flechtenleben einigermaassen
beherrschender Üeberblick, der allerdings von einem Neuling auf
dem Gebiete der Lichenologie, wie er uns an mehrfachen Stellen, besonders
in der Verwirrung der Terminologie des Fruchtkörpers, entgegentritt, nicht
erwartet werden kann, von einem Forscher, der sich an soiche zu den
schwierigsten der Botanik zu zählenden Aufgaben heranmaoht, verlangt
werden muss als eine Anforderung, die wegen ihrer Gerechtigkeit allgemeiner
Zustimmung sicher sein wird. In Folge dessen wurde S t a h l gar
nicht zu naheliegenden Bedenken über die Kluft, welche seine Untersuchungen
zwischen jenen Gallertflechten und der übrigen Flechtenwelt
schufen, geführt.
Der Volletäudigkeit halber führe ich an, dass S t a h l bei den CoUe-
macecn, und zwar den Gattungen Collema, Synechoblashis, Leptogium und
Physma den Ausgang des Apothecium von gewissen Hyphenbildungon
nachwies. Es treten uns gewissermaassen als zwei Typen entgegen die
selbstständige Bildung des Apothecium uud die vom Spermogonium ausgehende
bei Phy sma, bei denen beiden die Befruchtung auf Umwegen
seitens der Spermatien, nämlich durch ein leitendes Organ, die Triehogyne,
dem Asoogon übermittelt wird. Beide das Carpogon ausmachenden Gebilde
entspringen entweder als seitliche Aeste den gewöhnlichen Markhyphen
oder in jenem besonderen Falle der Basis des Spermogonium. Im ersteren
Falle wurde nur eine Triehogyne, im letzteren 4 bis 8 beobachtet. Die
Differenzirung des Ascogons tritt recht hervor, erst nachdem die Triehogyne
die Oberfläche durchbrochen und von den Spermatien befruchtet worden.
Die selbstständige Bildung des Apothecium erfolgt dann so , dass dem
Ascogon das System der Sohlauchhyphen oder ascogenen Hyphen entspringt,
um die Schlauchschicht im Sinne S t a h l ’s zu bilden. Die von dem Spermogonium
ausgehende Bildung der Apothecienanlage bringt es zur Erzeugung
mehrerer Carpogone, welche trotzdem nur ein Apothecium abgehen,
was durch den Einfluss des Conoeptaoulum des Spermogonium als Excipulum
zu erfolgen scheint. Man könnte mit Recht der Entstehung eines Apothecium
compositum statt eines Apothecium simplex nach einer derartigen
Anlage entgegensehen. Das Thalamium wird von der mitwirkenden Thätigkeit
der Thalliishyphen in beiden Fällen erzeugt. Während dieselben bei
-t
der selbstständigen Apotheoienbildung sogar das Excipulum hervorbringen,
müssten dieselben bei dem anderen Typus das Conceptaculum des Spermogonium
durchbrechon, über welchen Vorgang man die unabweislichen Betrachtungen
bei St a h l vermisst.
Bei der Unterstützung seiner Ansichten fällt zunächst der Mangel
jeglicher Bedenken bei S t a h l auf, ob bei dem zweiten Typus auch wirklich
Spermatien oder Clinosporen Vorgelegen haben, da gerade diese elliptischen,
von einfachen kurzen Sterigmata ahgoschnUrten Zellchen sich eigentlich
nur durch eine geringe Grösse von jenen anderen Organen unterscheiden.
Diese Frage lag in der That viel näher, als die von Stahl
aufgeworfene, ob der für Physma geschilderte Entwickelnngsgang an jene
Spermogonienform gebunden se i, ob alle mit unverzweigten Sterigmata
versehenen Lichenen zu den hermaphroditon zu zählen seien. Allein da
diesem Botaniker L i n d s a y ’s umfangreiche Untersuchungen wohl unbekannt
blieben, so ahnte er auch nicht, dass dieser als der einzige Kenner
anzusehende Lichenologe nicht die Zweifel an dem Vorhandensein wirklicher
Grenzen zwischen Spermogonium und Pycnide los werden konnte.
Die Meinung, dass schon die Betrachtung des Baues der fertigen Carpogone
zur Annahme führe, dass diese Gebilde Organe seien, welche zu ihrer
Weiterentwickelung einer von aussen her wirkenden Anregung bedürfen,
wird wenig Anklang finden, da vielmehr eine genaue Betrachtung der I ig. 1
uud besonders 6 der Taf. I I , der Fig. 6 auf Taf. IV die üeberzeugung
gewähren, dass auch die zum Thalamium und Excipulum verwandten
Hyphen durchaus analoge Bildungen darhieten, wie das Carpogon. Dass
überhaupt Thallushyphen zu wunderlichen Bildungen ausserhalb der Fracht-
spheere fähig sind, ist bisher unbekannt geblieben und die erste hierfür
lehrreiche Darstellung eines Lagerdurchschnittes von Eudocarpon pulvi-
n a hm , welche W i n t e r g a b ,') blieb von S t a h l unbeachtet, und
doch erschütterte dieselbe die Befruchtungstheorie bedeutend. Betrachtet
man ferner die Darstellungen S t a h l ’s von Durchschnitten junger Apothecien,
so liegt an mehreren Stellen der Beweis einer anatomischen Verbindung
zwischen ascogenen Hyphen und Excipulumzellen vor. St ahl
meint, dass, falls die Weiterentwiokelung des Ascogons zu den Schlauoh-
hyphen ohne eine Einwirkung von aussen zu Stande kommen sollte,
das Vorhandensein des Fadens, welcher beständig die Fortsetzung des
Ascogons bilde und weder bei der Sohlauoh- noch bei der Hüllon-
bildung betheiligt se i, geradezu unbegreiflich erscheine. Was auch immer
1) Ueb. d. Gattung Sphüivomphale. Taf. XVII, Fig. 7.
msM