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In der Einleitung seiner Synopsis stellte er im Jahre 1858 die Unterscheidung
der molecularen Körnohenbildungen (Granulations moléculaires)
von den Hyphen und Gonidien auf. Er beschreibt dieselben mit folgenden
Worten (1. c. p. 48—49) ; „Die moleoularen Körnchenbildungen sind sehr
zarte und unregelmässige Körper (von einem Durchmesser von 0,001 bis
0,002 mm.), welche sich, sei es in den oberflächlichen Abschnitten oder im
Inneren des Thallus vorfinden. Im Epithallus und Epithecium ist ihre
Farbe die nämliche, wie diejenige dieser Theile bei den verschiedenen
Flechten (Granulations pigmentaires) ; in den anderen Abschnitten dagegen
sind sie farblos. Man beobachtet kleine Conglomerate derselben, welche die
Hohlräume der Markaxe der TJsneen ausfüllen, überhaupt massenhaft aber
sind sie in dem Marke der krustigen Lager. Mau muss dieselben vielleicht
mehr wie einen organischen Grundstoff, als einen anatomischen Bestandtheil
im eigentlichen Sinne betrachten. Es gibt übrigens deren von
verschiedener Beschaffenheit, und ein guter Theil derselben verwandelt sich
durch Einwirkung von Schwefelsäure zu kleinen nadelförmigen Krystallen.“
Was bisher unterdrückt wurde, die merkwürdige Beschaffenheit des
Thallus, wie sie in Leptogium myoehroum hervortritt, kann natürlich nicht
eine ausschliessliche Eigenthümlichkeit dieser Art, dieser Gattung sein.
Falls nicht die Fleohtenwelt in sich zerrissen werden soll, so müssen alle
Gattungen wesentlich nach denselben Grundsätzen aufgebaut sein, im besonderen
also ein Hyphema besitzen. Nicht etwa allein die TJsneen unter den
höheren Lichenen haben dieses Gewebe, es gehört nur bei den meisten
eine besonders ausgebildete Methode der Untersuchung mittelst trefflicher
Microscope dazu, um es als s o l c h e s überhaupt zu erkennen. Offenbar
liess der Mangel derselben N y l a n d e r nicht aus seinen Zweifeln, ob die
molecularen Granulationen, d. h. die Hyphema-Zellen organische Grundstoffe
oder anatomische Bestandtheile se ien , hinausgelangen. Dass ein guter
Theil derselben organische Stoffe sein so ll, ist nach der von N y l ande r
angewandten Untersuchung keinesweges zu glauben, denn kann N y l an d e r
dafür einstehen, dass er unsichtbare chemische Bestandtheile zur Kristallisation
brachte, während die molecularen Granulationen fortbestanden oder
durch die Schwefelsäure zerstört wurden? Bei der Schilderung der Medulla
cretacea der Krustenfleehten (1. c. p. 10—^11) jedoch hebt er das Auftreten
von Krystallen oxalsauren Kalkes n e b e n den selteneren fädigen Bestandtheilen
und den reichlicheren molecularen Granulationen hervor. Er sagt
dort sogar, sich mehr der anderen Ansicht zuneigend, dass die molecularen
Körnchen der vorherrschende Grundbestandtheil in dieser Modification des
Markgewebes, wie es die iadigen Bestandtheile in dem filzigen Markgewebe,
sind. Um bei den TJsneen und deren nächsten Verwandten stehen zu
bleiben, so begegnet man dort im Inneren des Thallus nicht selten vollkommen
an die umstrickende Thätigkeit des Hyphema im Hypothallus
erinnernden Erscheinungen. Allein bis hinunter zu den niedrigsten Krustenflechten
findet man das dreifache Princip des anatomischen Baues. Und
gerade in diesem Gebiete war mir das Dasein des Hyphema zuerst bekannt
geworden.
Blicken wir in Kürze auf meine über den krustigen Thallus gelieferten
Aufschlüsse') zurück, so stellen sich die dort geschilderten Beobachtungen
bei fast unverrückter Wahrheit nur in einem veränderten Lichte jetzt dar.
Das Hyphothallium in meinem Sinne, welches auch den Begriff des Protothallus
in sich sohliesst, wurde als das direkte Produkt der Spore aufgefasst.
Mit der durch das Wachsthum erfolgenden Ausdehnung des Hyphothallium
findet eine acrogene Erzeugung von Gonidien in besonderen Organen
statt, welche die Grundlage von Vegetationscentra darstellen, indem ihr
endliches Produkt das Gonothallium durch einen Uebergang von Bestandtheilen
des Hyphothallium zu einem vollständigen Thallus, einem Homothallium
wird. Nur wer sich recht in meine Schilderung der Entstehung
einer Areole vertieft hat, wird an der S te lle , als ich den Eintritt der
Zellfäden des Hyphothallium schilderte (1. c. p. 557— 558), die Darstellung
lückenhaft gefunden haben. Als ich die Untersuchungen des krustigen
Thallus in eingehender Weise ausführte, konnte mir das Hyphema nicht
entgehen, ich sah dieses in der weinsteinartigen Kruste oft mächtig entwickelte
Gewebe, dessen schroffen Gegensatz gegen den Bau der hyalinen
Primär-Hyphe sowohl im Homothallium, als auch besonders im Hyphothallium,
dessen Bestandtheile schon N y l a n d e r oft mit moleoularen Granulationen
durchsetzt gefunden hatte (1. c. p. I I ) . Ich verschwieg aber aus
Zweckmässigkeitsrücksichten diese Thatsache, um dieselbe erst bei späteren
Gelegenheiten, da ich die reproductive Thätigkeit der Flechten zu schildern
beabsichtigte, hervorzuheben. Ich hätte damals auch den Nachweis der
Herkunft des Hyphema in dem Hyphothallium führen müssen, den ich erst
jetzt zu liefern vermag. Das Hyphema ist e s , welches von dem Hyphothallium
aus die Gonidienconglomerate durehwuchert, um in denselben,
d. h. in dem Gonothallium, sich allmälig wenigstens zum Theil in Gono-
hyphema umzuwandeln. Es gibt gerade unter den endophlceoden und den
auf anderen als Epiphyten lebenden Lichenen genug Beispiele vou der
Thätigkeit des Hyphema, die viel überzeugender als das von Leptogium
myoehroum, selbst das von P hy sma, welches sich besonders durch ein
üppiges Hyphema auszeichnet, wirken. Ebenso gibt es unter ihnen viel
') s. Beiträge e tc ., I. Verh. d. zool. bot. Gesellsch. zu Wien. (Bd. XXVI, 1876.)
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