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hange sogar in fast zahlloser Menge klar vor die Augen getreten. Gerade
der Nachweis dieses Verhältnisses erforderte das bedeutende Maass von
Mühe und Zeit, da eben aus diesen Beweisen die schweren Folgen für
Lichenologie und Algologie entspringen.
In den neueren algologisohen Systemen spielt der Farbestoff die
bedeutendste Rolle, indem man auf die Abstufungen desselben als Kriterien
hin die Sonderung der Klassen vornahm. Unsere Kenntniss des
den Phanerogamen sowohl, als auch den meisten Kryptogamen eigenen
grünen Farbestoffes ist noch in einem bedeutenden Rückstände, trotzdem
verlieh man diesem Stoffe eine so sehr hohe Rolle. Was blieb auch den
Algologen noch viel übrig? Die Sonderung der Chlorophycece in Cyano-
phycecB und Palmellaoeen wurde angenommen, indem man die blaitgrüne
Farbe der ersteren auf eine Mischung von achtem Chlorophyll und Phy-
coeyan zurückführte, während den letzteren reines Chlorophyll eigen sein
sollte, in Folge dessen der Zellinhalt als saftgrün ei-schiene. Die Annahme,
dass der Chlorophyllstoff sich in zwei spalten lässt, dürfte vielleicht
eine glänzende Bestätigung in dem reproductiven Leben von Lep-
togiwm myoehroum finden. Das dieser Flechte eigenthümliche Blaugrün
geht durch alle Stufen zu einem reinen Saftgrün hinauf und wieder nach
der anderen Seite zu einem Gelbgrün hinunter, ein allerdings an die
Degradation des Chlorophyllkörpers erinnernder Vorgang. In allen Fällen
bleiben die Microgonidien die Träger dieser Variationen des Farbestoffes.
Ich habe mich gewundert, dass man die physiologisch-chemischen Untersuchungen
des betreffenden Farhestoffes nicht auf die Algen und Flechten
ausgedehnt hat, da das Verfahren hier ein nicht wenig vereinfachtes sein
dürfte. Diese Annahme einer hohen Bedeutung solcher Stoffe wurde durch
S c h w e n d e n e r auch in die Lichenologie übei-geführt, und T h . F r i e s
gründete sein neuestes Flechtensystem, kurz gefasst, auf A l g e n t y p e n ,
welches mit dem Aufhören der letzteren natürlich zusammenbrechen muss,
denn die eine untersuchte Flechte würde, da sie in ihrem Lehenslaufe
dr e i v e r s c h i e d e n e G o n i d i e n t y p e n zu erzeugen vermag, drei
Klassen dieses Systèmes angehören können.
Vor der Schilderung der von den hypothallinen Fasern, soweit als sie
mit den Characteren des Gono-hyphema auftreten, ausgehenden Sprossung
sollen die in dieses Gebiet gehörenden Erscheinungen behandelt werden,
welche direkt von dem Maschengewehe der Rindenschieht ausgehen und
selbst sich als Gono-hyphema erweisen. Diese Sprossen bestehen im Anfänge
als kurze Zellknöspchen und liefern als Aestchen des Maschengewebes
einen neuen Beweis für die Natur der Rindenschicht. Dieser Spross,
welcher im Anfänge etwa den dreifachen Durchmesser der Rindenhyphe hat,
also sich der Gonohyphe nähert, beginnt eine difforrae Ausstülpung von
bedeutendem Umfange zu treiben, welche sich aus der neugebildeten Zelle
in der Regel noch einmal, seltener aber mehrere Male wiederholt. Allen
diesen Sprossungen ist gemeinsam die kleine Basalzelle, die allmälig mit
der Entfernung vom Mutterboden zunehmende Grösse und die kugelige
Wölbung der Endzeile. Die hyaline Zellwand hat den Durchmesser, wie
ihn die Zelle der Gonohyphe besitzt. Der Plasmakörper ist als ein Zeichen
des Todes der Zelle contrahirt und enthält zahlreiche Microgonidien in
allen Stufen der Grösse und Ausbildung bis zur fertigen Zelle. Diese
neue Erscheinung des Beisammenseins von Microgonidien in verschiedenen
Entwickelungsstadien in einer und derselben Zelle so ll, da sie in allen
Reproduotionen des Flechtenkörpers wiederkehrt, bei geeigneter Gelegenheit
einer Beleuchtung unterzogen werden. Das Merkwürdigste, was an
diesem Blastema hervortritt, ist der Uebergang der hlaugrünen, mehr zum
Blau hinneigenden, Farbe der Microgonidien in ein Saftgrün, bisweilen
sogar in ein Gelbgrün. Auch diese, wie schon angedeutet, folgenschwere
Erscheinung soll später behandelt werden.
Wie diese Sprossung ebenfalls den engen Zusammenhang von Hyphema
und Gono-hyphema erweiset, so thut dies auch eine ähnliche, viel merkwürdigere,
welche, ebenso häufig an der Thallusfläohe verbreitet, offenbar
trotz ihrer abweichenden Form nur eine Modification der vorigen ist.
Gleichfalls aus dem Hyphengewebe der Rindenschieht entspringend beginnt
sie mit einer mehr länglichen Zelle. Während bei der vorigen Sprossung
die erste Zelle sich deutlich durch die Gestalt von den anderen gleichsam
wie ein Podium abhebt, ist hier ein solcher Gegensatz nicht vorhanden.
Das Wachsthum dieses Sprosses ist ein üppiges. Die Gestalt
dieser sich häufig verästelnden Bildungen kann nicht treffender und kürzer
beschrieben werden, als durch die Angabe, dass sie den bekannten Goni-
dienreihen der Seleroliehenes Th. Fr., oder mit anderen Worten Ghroolepus-
Fäden gleichen. Wie bei diesen Gonidienreihen die Gestalt von dem
mehr oder weniger regelmässigen Wechsel der Zelltheilung und Zellsprossung,
sowie von der Zahl der sich an einer Zelle bildenden Ausstülpungen
abhängt, so ist es auch hier der Fall. Den Inhalt des Plasmakörpers
bilden bald blaugrüne, bald gelbgrüne Microgonidien in verschiedenen
Entwickelungsstufen. Da das ganze Gebilde mit seiner beträchtlichen
Länge von der Thallusfläche weit abragend Unbill ausgesetzt
werden könnte, so fesselt es die Flechte mittelst des Hyphema und der
hypothallinen Fasern an s ie h , d. h. an die Lagerunterfläche. Meist
geschieht dies aber nur in dem der Lagerfläohe zunächst befindlichen
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