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Wenn die Plasmakörper und Gonidien der Sporen in Folge Mangels
von stärkerem Drucke eine kugelige Gestalt behalten, erwähnte man das
Vorhandensein von „Oeltropfen“ oder „Guttie o leo s» “ ausdrücklich. Vergeblich
also hatte K ö r b e r schon im Jahre 1848 (1. c. p. 75) gegen die
Annahme eines Bestehens von Oel in den Sporen protestirt. Seit T u l a s n e
wurde namentlich seitens d e B a r y mit dieser Anschauung von einer
1 ettproduction bei den Lichenen förmlicher Missbrauch getrieben. Es wirft
ein eigenthümliches Licht auf diese Schlussweise, wenn man statt einer
microchcmischen Prüfung den microscopischen Eindruck bei der Entscheidung
der betreffenden Frage benutzt. Ich muss gestehen, dass ich bis
jetzt bei meinen Flechtenforschungen noch nirgends eine Spur von Oel-
produktion angetroffeu habe. Kö r b e r entging es sogar nicht, da er die
freien Sporoblasten iu den verschiedenen Grössen, also jedenfalls auch
Gonidien und besonders Macrogonidien bei den Sporen untersuchte, dass
ihre Membraneu gelblich gefärbt sind. Ebensowenig übersah er es, dass,
wie er sieh aiisdrückte, die Sporoblasten zuvor durch Theilung neue, die
Thoilsporoblasten, erzeugen. Er confundirte dio durch Druck befreieten und
dadurcli kugelig gewordenen Plasmakörper und die Macrogonidien.
Wenn es auch auzuerkennen is t, dass K ö r b e r schon vor längerer
Zeit mit unvollkommenen Hilfsmitteln zu seinen immerhin ziemlich unklaren
Resultaten gelangte, so fällt es doch auf, dass ihm der Zusammenhang
zwischen den unter Sporoblast begriffenen Gebilden und seinen Microgonidien
der Sporen, die zum grossen Theil sogar als Identität erscheint,
entging. Wäre K ö r b e r der Typus der Zelltheilung bei den Lichenen
klar gewesen, so würde er die Bildung der Scheidewände der Sporen nicht
auf eine Verwachsung der sich berührenden Sporoblasten zurüokgeführt
liaben. Es lag schon damals in seiner Sporoblasten-Theorie und seiner
Anschauung von den zusammengesetzten Sporen ein gewisser Widerspruch,
der jetzt gelöst ersoheint. Mit Recht kann man aber die von Körber schon
im Jahre 1848 ausgesprochene Verwunderung theilen, dass so lange Zeit
vergehen musste, ehe man sich überhaupt Aufklärung über den Bau der
Sporen verschaffte, obwohl doch die ganze Lichenographie und Systematik
auf demselben beruhet. T ie f zu beklagen bleiben daher die Folgen für
die gesammte Lichenologie, welche aus jenem Verfahren hervorgegangen
sind und noch hervorgehen werden, indem man die entstehende Lehre von
der Flechtenspore in einen starren Schematismus zwängte und so eine
unsägliche Menge von speoifisohen und generischen Kunstproducten schuf,
sich dem Wahne, dieselben auf exaot anatomische Kriterien gegründet zu
haben, hingehend. Weniger scharf darf dieser Tadel darüber ausfallen, dass
es bisher nicht gelang, über den anderen Typus der Thecaspore, welcher
nämlich durch die sogenannte arthoniomorphe dargestellt wird, in seinen
Eigenthümlichkeiten zu erkennen. Schon frühe gelangte ich zu der Einsicht,
dass jede der beiden anfänglichen Zellen dieser Spore in jeglicher
Hinsicht mit möglichst grösser Selbstständigkeit ausgestattet is t , und dass
iiierin der wesentliche Unterschied gegen die 2 bis 4 bis mehrzelligen
Sporen z. B. der Gattung Lecidea Ach. Nyl. beruhe. Erst bei meinen
Studien der Gattung Cyrtidula sollte es mir gelingen, durch die Entwickelungsgeschichte
diesen Typus als solchen erst recht eigentlich zu begründen.
Es glückte mir nämlich hier, den Nachweis zu führen, dass die eine, in
der Regel längere und oft zugespitzte gleichsam eine zweite Spore ist,
welche von der ersteren kleiueren und meist mehr kugeligen durch A u s s
t ü l p u n g erzeugt wird. Diese seoundären Zellen hängen im Anfänge als
höchst winzige Körperchen an den grösseren, deren kaum vierten Theil
an Volumen sie dann betragen. Es steht für mich unzweifelhaft fest, dass
überhaupt alle Gattungen mit arthoniomorphen Sporen diesen selben Typus
der Entwickelung besitzen, der jetzt als ein wichtiges g e n e r i s c h e s
Kriterium hoohzuschätzen ist. Die habituelle Gleichmässigkeit, welche beide
Sporenzelleii durch einen harmonischen weiteren Entwickelnngsgang erreichen
können, verwischt in solchen Fällen die generischen Unterschiede,
aber nur scheinbar. Ob auch auf e in e , und zwar f r ü h e eintretende
Gleichmässigkeit die Gestalt der Artliopyrenia - zurückzuführen ist,
vermag ich noch nicht zu entscheiden. Ich glaube aber, dass diese Gattung
auf einem solchen Wege zu einer Vereinigung mit Microthelia gelangen
könnte. *) Die Microgonidien der arthoniomorphen Spore sind überall klein
und verfolgen eine weitere Entwickelung, soweit als ich dieses Gebiet bis
jetzt zu überschauen vermag, nicht selten.
Ich kann es dem Leser und mir nicht versagen, einen flüchtigen
Blick auf die arthoniomorphe Spore der niedrigsten Flechten zu werfen.
Aus der Gattung Cyrtidula greife ich die zwei merkwürdigsten Arten
heraus. Die eine C. stenospora Minks n. sp. lebt in dem Periderma der
Wipfelzweige von Populus pyramidalis, die andere C. nostochinea Minks n.
sp. vegetirt auf Nostoc commune. Beide zeichnen sich dadurch aus, dass
sie zwei Extreme in der Sporenhilduiig dieser Gattung vertreten, letztere
ist zugleich die kleinste Cyrtidula, welche ich gegenwärtig kenne. Beide
Sporen enthalten die winzigen Microgonidien scheinbar ohne Ordnung.
Diejenigen von C. stenospora zeichnen sich durch ihre sehr sclilanke
Gestalt (Taf. HI, Fig. 34) und nicht selten gleichmässige Ausbildung
■) Auch bei Artliopyrenia tritt hier und da eine Bräunung der Spore innerhalb
des Schlauches ein.