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Anwendung der cliemisclien Beliandluug ist selbst schon bei 650-facher
Vergrösserung, freilich mittelst eines Immersioussystemes, die äussere
Cüutüur der Zellwände siclithar, sogar der wahre Bau ziemlich deutlich.
Bereits L i n d s a y hatte die Polymorphie der Spermatien naohgewieseii,
und ioli selbst habe während meiner liclienologischeu Studien die Beständigkeit
der Gestalt derselben ziemlich häufig vermisst. Auf diesem Gebiete
machte sich eine unfehlbar diinkende Willkür breit, denn N y 1 an d e r nahm
für die Gestalt dieser ilirem Wesen nach gänzlich unbekannten Körperchen
feste, unverrückbare Grenzen an, uud die traurige Folge war, dass niclit
nur eine Masse von Arten, sondern meiirere Gattungen auf dieses Kriterium
hin geschaffen wurden. Der Widerspruch seitens einzelner Lichenologen
war ein wenig entschiedener, da man sieh selbst eines so verlockenden
Kriterium nicht gänzlich zu eutschlagen vei'mochte. Schon in meiner
Monographie') über Thamnolia vormicularis hatte ich sämmtliche „Typen“
der Spermatien als bei dieser Art auftretend naohgewieseu, sogar die in
dem Spermogonium und die in dem Apothecium befindlichen Formen in ,
Vergleich gestellt. Von einem üebersehen der Polymorphie seitens der
Lichenograplien konnte keine Rede sein. Diese Thatsache war ungenelmi,
nahm man sie als solche an, so musste man die zahlreichen Widerrufe aller
jener Arten und Gattungen ausspreclien, und diesen Schritt zog man vor
zu unterlassen. Behielt doch die Lichenographie damit ein äusserst bequemes
Object für iliren schematischen Studiengang. Natürlich musste ich bestrebt
sein, nachzuweisen, dass auch diese Art alle dem sonstigen Baue ihres
Spermogonium entsprechenden „Typen“ besitzt. Und in der That finden
sie sich alle vor, zwar muss man, während bei manchen Arten eine grössere
Menge von mehreren vorhanden ist, bei Leptogium myoehroum nach einigen
schon suchen. Die Aufsuchung wird durch die chemische Behandlung sehr
erleichtert, uud so gelingt es neben geraden auch gekrümmte Spermatien
(Taf. III, Fig. 22) von gleicher Länge nachzuweisen. Ferner findet man
nicht selten Spermatien, welche die ursprünglichen vier Zellen bereits in acht
getheilt haben, so dass hiei-mit der sichere anatomische Nachweis eines
Wachsthumes dieser Körperchen noch in dem Conoeptaculum geliefert ist. Man
kann sogar solche Spermatien unschwer beobaciiten, in denen die Theilung
der vier Zellen soeben abgeschlossen wurde, in Folge dessen eine paarige
sich eine gute Vorstellung machen, wenn er in meinen Darstellungen die
äusseren Contouren fortlässt und dann einen durch die inneren verlaufenden
Umriss sich gezogen denkt. Die Zwischenwände sind gleichfalls als fehlend
zu denken.
') Flora 1874, Taf. V, Fig. 12 und 13.
Anordnung siclitbar wird (Taf. III, Fig. 2 4 ), welche das fast vollständige
Verschwinden der Contouren zwischen den einzelnen Zellen der Paare
liervorruft. Oh auch die nur aus zwei Zellen bestehenden Spermatien
(Taf. III, Fig. 20) noch als solclie, aufzufassen sind, erscheint wegen der
weniger innigen anatomischen Verbindung und aus anderen weiter unten
Iiervorlenchtenden Gründen zweifelhaft. Man darf mit diesen zweizeiligen
Körpern nicht die durch stark gekrümmte Spermatien mit nach oben offener
Krümmung hervorgerufenen Bilder (Taf. III, Fig. 23) verwechseln. Dass
die an beiden Enden verdickten Spermatien häufig Vorkommen, und dass
diese Aenderung der Gestalt auf eine Vergrösserung der beiden Endzeilen
zurückzuführen ist, wurde schon erwähnt. Als einen ferneren „Typus“
findet man hei Leptogium myoohroum auch spindelige Spermatien, welcher
auf eine nur in der einen Endzeile eintretenden Vergrösserung zurückzuführen
ist (Taf. I I I , Fig. 25). Als Modificationen dieses „Typus“ erscheinen
die flaschenförmigen und traubenkernförmigen Spermatien, welche
nun eine sehr leichte Erklärung finden. Schon jetzt, ehe noch das Wesen
der Spermatien vollkommen erschlossen vor uns lie g t, ist einzusehen, ein
wie klägliches Endo die von N y l a n d e r mit aller dieser Autorität eigenen,
für die Lichenologie so verderblich gewordenen Leichtfertigkeit aufgebauete
Spermatologie zu nehmen beginnt. Für sich bleiben noch die elliptischen
an einfachen oder verästelten Sterigmata durch Abschnürung gebildeten
Spermatien, über welche, sowie über die Ausdehnung, die diesen Entdeckungen
auf dem in Rede stehenden Gebiete zukommt, an späterer
geeigneterer Stelle gehandelt werden soll, so dass es endlich als eine unab-
woisliche Nothwendigkeit sich ergeben wird, dass diesen Gebilden wogen
ihrer schwankenden Gestalt und Grösse, vornehmlich aber wegen ihres
v e r s c h i e d e n e n We s e n s gar kein Werth als speoifisches, noch viel
weniger als generisches Kriterium beizulegen ist.
Das Wesen der Spermatien von Leptogium myoehroum und aller
gleiohgestalteten, von Arthrosterigmata entspringenden wird jetzt solion aus
dem Baue derselben klar, denn es ist selbstverständlich, dass aus einer
Zellenreihe bestehende lichenische Gebilde entweder als Hyphen oder als
Gonidien aufzufassen sind. Dass sie Hyphen sind, ist viel wahrscheinlicher,
denn der ganze Habitus der aus eng verbundenen Zellen bestehenden
Körper erinnert unwillkürlich an den Hyphemafaden in dem Stadium, da
er sich durch innigere anatomische Verbindung zum Uebergänge in das
Gono-hyphema anschickt. Dass auch auf die als Spermatien angesehenen
Hyplien alle den Bau des Hyphema betreffenden Schilderungen Geltung
liahen, bedarf kaum einer weiteren Ausführung. Auch hier sagt uns die
schattig verwischte innere Contour, dass die angewandten optischen
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