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angestellt zn haben, zn bezweifeln. Wie flüchtig S c hw e n d e n e r , welcher
bisher als nnumschriinkt herrschende Autorität auf dem Gebiete der Flechtenanatomie
galt, die Untersuchungen des Fleohtenlagers ausgeführt haben
muss, dafür lieferte bereits der bisherige Gang der Darstellung genug
Beweise, wie ja nur einer solchen Forscliungsweise es möglich war, auf
die wenigen in der Wissenschaft vorhandenen, oft recht dürftigen morphologischen
Skizzen hin eine so sonderbare Lehre über eine ganze grosse
Pflauzenordnung zu entwerfen.
Die älteste und zugleich richtige Beobachtung einer Neubildung des
Gonidema von Seiten des Gono-hyphema ist die von E s c h w e i 1 e r (1. c.)
geschilderte, war es doch diesem Forscher schon möglich gewesen,, die
grünen Zellen in den Hyphen bei seinem Collema ohlique-peltahim nachzuweisen.
Der erste, welcher sich mit der Frage des genetischen Verhältnisses
beider Gewebe beschäftigte und zu der entgegengesetzten Ansicht
gelangte, war Sachs . Die Beschreibung ist der minder werthvolle Theil
der citirten Arbeit. Die Abbildungen dagegen schliessen sich ziemlich gut
an den hier vorgeführten Darstellungsgang an. Bei genauer Betraolitung
derselben muss man sich wundern, wesshalb S a c h s nicht zu der wahren
Anschauung, welche gerade ihm am meisten seinen Beobachtungen entsprechend
erscheinen musste, gelangte. Auch die von Ca ru e l ' ) gegebene
Beschreibung und Darstellung sohliesst sich den meinigen an. Ko rb e r ,
welcher dasselbe Verhältniss wie S a c h s angenommen, glaubte sogar noch
ein Auswachsen von Microgonidienschnüren zu Hyphen bei Porocyphus
und Collema beobachtet zu haben, eine Beobachtung, für welche weiter
unten gleichfalls eine ganz andere Erklärung gegeben werden soll.
Die höchste Theilnahme muss bei dem gegenwärtigen Stande unserer
Kenntniss von dem Wesen der liohenischen Gewebe die Untersuchung der
übrigen Abschnitte des Thallus von Leptogium myoehroum, durch welche
sich diese Flechte als ein Leptogium und als ein Mallotium kennzeichnet,
beanspruchen.
Die sogenannte Eindenschioht des Leptogienlagers erregt sowohl in
senkrechten Durchschnitten, als besonders bei einem üeberblicke ganzer
Flächenabschnitte durch ihren Bau unter den Lichenen eine gewisse
Bewunderung, in Folge dessen sie auch als das einzige Kriterium Collema
gegenüber figurirte. Die zarten hyalinen polygonalen Zellen, wie sie in
einem mit Aetzkali behandelten Präparate vorliegen, hatten in mir stets
Misstrauen gegen die bisherige Anschauung von der ßindenschicht erregt.
') Per servire alla storia dei Collema, Atti soc. ital. di se. nat., voi. VII, p. 163
bis 166, c. tav. I l i (1864).
welches ich zuerst im Jahr 1 8 7 3 ') äusserte, indem ich darauf aufmerksam
machte, dass die sonst gänzlich farblosen Zellen derselben nach einer
Behandlung mit Aetzkali, Schwefelsäure und Chlorzinkjodlösung einen
deutlich geschichteten gelbgrünen Inhalt erkennen lassen. Die Wahl der
damaligen Präparation war'eine wenig zweckmässige, namentlich war der
Zusatz von Jod ein zu starker gewesen. Ausserdem bin ich aber zu der
Üeberzeugung gelangt, dass eine Chlorzinkjodlösung in der Lichenotomie
nur auf wenige Fälle anwendbar, wenn sie nicht gar lieber gänzlich zu
verbannen sein möchte. G e l b g r ü n fand ich damals den Inhalt der
Rindenzellen, g e l b g r ü n aber auch zugleich denjenigen der Hyphenzellen,
daher es nach den an den Metrogonidien gemachten Erfahrungen zu
erwarten stand, dass hier gleiche optische Einflüsse die Erkenntniss des
Inhaltes erschweren möchten. Schon die Betrachtung mit Kali behandelter
Fragmente der Rindenschicht bei einer 1250-fachen Vergrösserung in einem
milden weissen Lichte entdeckte in den Zellen einen matt blaugrünen aus
Kügelchen gebildeten Inhalt, und die weitere Behandlung mit Schwefelsäure
und Jodwasser legte es als eine Thatsache dar, dass jede Rindenzelle in
einem farblosen Plasma eine verhältnissmässig geringere Zahl von Microgonidien
enthält (Taf. H, Fig. 29). Zum ersten Male erscheinen die Microgonidien
hier in einer Anordnung und Grösse, welche ihre Beschaffenheit
bereits innerhalb der Zellen erschliessen lassen. Aus diesem Grunde ist der
Kern derselben bereits als ein winziger Kreis und nicht mehr als ein
dunkeles Pünktchen wahrzunehmen, ebenso tritt schon innerhalb der Zelle
die hyaline Plasmazone bestimmt erkennbar hervor. Ihre Anordnung in
dem Plasma scheint eine regellose zu sein, in Wahrheit aber ist sie wohl
auch hier eine gesetzmässig geregelte.
Die Zusammenfügung der Rindenzellen wurde bisher von den Lioheno-
logen und von S c h w e n d e n e r als eine pseudoparenohymatisohe anfgefasst.
Die von dem Letzteren gemachte Beobachtung des anatomischen Ueber-
ganges von den Markhyphen zu dem Rindengewehe, welche er auch in
überzeugender Weise darstellte®), gab für denselben zugleich einen Beweis
ab, dass die Rindenschicht von den Markhyphen gebildet werde durch
eine Umwandlung der Zellen zu grösseren dünnwandigeren. S c h w e n d e n e r
fasste demnach die im optischen Bilde durch Doppelcontour sich abhehenden
hyalinen Räume als die Wandungen der sich allmälig zu Rindenzellen
ausbauchenden Markhyphenzellen auf. Obwohl er durch ein Zerquetschen
der in Kali ei’hitzten Präparate dies festgestellt zu haben glaubte, erklärte
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') Flora 1873, p. 357.
®) 1. C., Taf. XIII, Fig. 1.