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ausschliesslich in Betracht kommt, wie sie bereits S c h w e n d e n e r hegte,
bestehen, ja sie erheben sich noch sichtbarer eben seit Aufstellung seiner
neuen Lehre. Dieselbe schuldet der Lichenologie noch immer die Erklärung,
nach welchen Gesetzen sich der liohenisohe Pilz und die ernährende
Alge vermehren, und vor allem nach welchen Gesetzen die Anpassung
zwischen beiden Genossen bei dem Fortschritte ihres Wachsthumes sich
darsteüt, um endlich immer in wunderbarer, im Laufe der Zeiten gewohn-
heitsgemäss gewordener Harmonie dasselbe maoroscopisohe Gebilde hervor-
znbringen, da ja die natürlichste Erklärung durch den oausalen Zusammenhang
von S c h w e n d e n e r zurüokgowiesen ist. Sowohl die Annahme einer
von dem Pilze ausgehenden Stimulation, als auch die entgegengesetzte
B o r n e t ’s von einer fortdauernden Ertödtung der ernährenden Alge sind
für den vorurtheilsfreien Forscher von vornherein dazu angelegt, um die
Morphologie dos Fleehtenkörpers entbehrlich zu machen. Während in einem
Theile der Fleohtenwelt ein üebefwiegen des Hyphensystems auftritt, findet
in einem anderen, und besonders bei gewissen Collemaoeen, das umgekehrte
Verhältniss statt. Bei dem ersteren nun möchte die Erklärung, dass an
dem Pilze, als dem Skelette gleichsam, die die äussere Gestalt beeinflussenden
morphologischen Gesetze sich allein äussern, genügend erscheinen, bei
dem letzteren dagegen keinesweges.
Schon die specifische Sonderung der iVosiioc - Formen, welche die
äussere Gestalt der Gallertmasse nicht unberücksichtigt lassen konnte, drängt
zu der Frage, ob die Gestaltung ausschliesslich von Modificationen des
Wachsthumes der zelligen Bestandtheile und der damit verknüpften Gallertebildung
bedingt sei, eine Frage, die wohl noch nie erhoben wurde, weder
auf algologischer Seite, noch auf derjenigen der Lehre S c h w e n d e n e r ’s.
Die Algologie namentlich scheint sich dem Glauben hingegeben zu haben,
dass das in jedem Falle vorliegende Wosioc-Gehilde als die Summa jener
Vorgänge aufzufassen sei. Geht man nun von der Ansicht aus, dass die
Alge Nostoc im Flechtenkörper als anatomischer Bestandtheil zum zweiten
Male anftrete, so gibt es für den sinnigen Forscher eine beträchtliche Zahl
von Erscheinungen in dem Leben der Collemaceen, welche jene Ansicht
von Nostoo auf das Gonidiensystem übertragen zu deren Erklärung durchaus
ungenügend erweisen, welche vielmehr, und zwar oft auffallend genug,
auf einen in einem oausalen Connexe beruhenden mo r p h o l o g i s c h e n
Zusammenhang der beiden Gewebe hindeuten.
Eine seitens des Hyphensystemes erfolgende Gonidienneubildung in
dem Vegetationsmantel des blattartigen Collemaceen-L&gKi'B war früher von
S c h w e n d e n e r vermuthet, welche als eine in der ganzen Krümmung des
Randes, und zwar schon an den zunächst der Oberfläche gelegenen Ver
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ästelungen stattfindende angenommen wurde.') Es lag nämlich die Möglichkeit
nahe, „dass bei Gollema die etwas stärker aufgedunsenen Seitensprosse
meist von elliptischer Form®) als junge Gonidien zu betrachten
sind.“ Diese Seitensprosse, welche auffallender Weise den von demselben
Forscher bei Poccella beschriebenen ®) nicht angeschlossen wurden, möchten
sich dem Bereiche der endothalllnen von den Hyphenendzellen ausgehenden,
damals als eine Thatsache aufgestellten Gonidienneubildung einreihen
lassen, mit welcher auch der analoge Vorgang bei den Omplialariaceen unter
den Gallertflechten im offenbaren Zusammenhänge steht. Allein sprach
S c h w e n d e n e r schon damals in Betreff dieser b e id en Gallertfleohten bestehenden
Neubildungen nur die Annahme einer Wahrscheinlichkeit aus,
so mussten dieselben vor seiner neuen Lehre in nichts zerfallen, da er
seihst die T h a t s a c h e der aorogenen Neubildung an den Hyphenästen
widerrief. Noch damals würde S c h w e n d e n e r seinen Schritt, den er
bereits zu thun sich vorbereitete, unterlassen haben können, wenn er seine
eigene Beobachtung, dass die iinausgebildeten grünen Zellen sich von den
übrigen Verästelungen der Fasern nicht mit Sicherheit unterscheiden lassen,
da eine Färbung derselben in diesen ersten Eutwickelungsstadien noch
nicht wahrgenommen werde, vervollkommnet hätte. Unter den Erscheinungen
des anatomischen Zusammenhanges, wie er zwischen Hyphe und
Gonidium früher und jetzt von S c h w e n d e n e r angenommen ist, tritt
als eine der merkwürdigsten die nur selten von demselben gemachte Beobachtung
hervor, dass eine Gonidienkette mit einem Hyphenaste so in
Verbindung steht, dass die erstere als eine Fortsetzung des letzteren erscheint.')
Schon damals hielt aber S c h w e n d e n e r diese Beobachtung
für einen Irrthum zn Gunsten seiner entstehenden Lehre. Von Vorur-
theilen beeinflusst, griff er zu allerlei Deuteleien ’’), wodurch jene Erscheinung
hervorgerufen sein könnte, ohne dieselbe als eine mit früheren durchaus
analogen Beobachtungen K ö r b e r ’s , G a r n e l ’s und S a c h s ’ in Ueber-
einstimmung zu bringende zu betrachten. Für die in Rede stehende Beobachtung
gab es zwei Erklärungsweisen, wenn man davon ahsieht, dass
S c h w e n d e n e r das durch dieselbe bewiesene Bestehen eines genetischen
Verhältnisses zurückwies, von denen Ga rue l die wahrscheinlichere, dass
nämlich damit eine Fähigkeit der Hyphe, eine Gonidienkette zu erzeugen,
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') Schwendener, Unterà, d. Plechtenthaflus, II, p. 91.
®) 1. C. Taf. XII, Fig. 2 und 2 b.
ä) 1. 0. Taf. VI, Fig. 3 und 5.
') 1. 0., Taf. XII, Fig. 3.
5) 1. 0. II, p. 112.