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Die Fürsorge der Flechte um den Schutz aller in dem hypothalliuen
Filze erzeugten oder dorthin abgesetzten Fortpflanzungsgebilde erstreckt
sieh auf verschiedene Entwickelungszeiten derselben. Allein es greifen
oflenbar ineinander die Art und Weise der Ausbildung des gesammten
Hypothallus mit der in jedem Falle zur Entfaltung gelangenden Repro-
ductiüu. Es ist eine Thatsache, dass die Flechte sich mxr in n o t h w e n d
i g e n Fällen in der Ausbildung eines massenhaften Filzes gleichsam
erschöpft, und ferner dass sie denselben den vorherrschenden Reproduc-
tionstypen anpasst, also einerseits die Fasern vorwiegend ausbildet, welche
als ürsprungsstätte der Fortpflanzung dienen sollen, andererseits diejenigen,
welche als die passendsten Sohutzorgane gebraucht werden. Ausgenommen
ist das Hyphema-Netz, welches der Zweck seiner cooperativen Thätigkeit
nöthigt, sich ohne Maass und Grenzen auszudehnen, um alle Reproduc-
tionsbildungen, wie weit auch immer dieselben vom Lager entfernt sind,
erreichen zu können. Man hat es also in Wahrheit hier mit einem
Dickicht zu thun, nicht etwa mit einem microscopischen, sondern mit
einem schon dem unbewaffneten Auge als solches sichtbaren. Diese sonderbare
Verschlingung der hypothallinen Bildungen in einander tritt aber
erst recht hervor, wenn man die Erforschung der in diesem Gewebe sich
abspielendeu Prooesse unternimmt. Die vielseitige Thätigkeit des Hypothallus
macht die Forschung zu einer unendlich schwierigen, denn wir
müssen fast ohne P lan, wenigstens anfangs, die feste Masse des Hypothallus
iu Abschnitte zerlegt mit dem Miorosoope untersuchen. In Folge
dessen wächst die Zahl der Präparate zu einer bedeutenden Höhe an,
Wochen iind Monate verrinnen allein bei der Untersuchung des Hypothallus
, und doch darf die Geduld sich nicht erschöpfen, denn man muss
es mit Freuden sogar anerkennen, dass ohne dieses dichte Filzgewebe der
genetische Zusammenhang fast aller Reproductionen mit dem Lcptogium-
Lager unmöglich nachzuweisen sein möchte, da so alle Blastemata und
Hormosporen, welcher Art auch immer sie sein mögen, in der Verbindung
mit ihrer ürsprungsstätte mehr oder weniger lange Zeit erhalten werden.
Daher wäre es Verschwendung an Mühe und Zeit, hier auf der Anfertigung
möglichst zarter Durchschnitte bestehen zu wollen, welche sogar
mehr Schaden als Nutzen für die Untersuchung gewisser Sprossungen
stiften. Nur gewisse Reproductionen, welche ihren Entwickelungsgang in
nächster Nähe der Lagerfläche beginnen und zum grössten Theile zurücklegen,
erfordern zu ihrer Erkenntniss zahlreiche zarte Durchschnitte durch
den Thallus mit dem Hypothallus. Man muss aber stets bei der Anfertigung
von Durchschnitten des Hypothallus sich bemühen, die Schnittfläche
möglichst der Richtung der Filzmasse anzunähern, damit nicht zuviel
Hyphen als die Brücken zwischen den Reproductionen und dem Thallus
durchschnitten werden. Um die Fortpflanzungsvorgänge, welche sich frühzeitig
frei und unabhängig vom Lager in dem Filze abspielen, sowie diejenigen,
welche sich von der Lagerfläche aus weithin erstrecken, genau
kennen zu lernen, bewährte sich folgende Methode als zweokmässigste.
Nachdem man nach vielfachen Versuchen einen für diese Untersuchung
ergiebigen Thalluslappen entdeckt hat, zerlegt man den Hypothallus ohne
ihn zu b e f e u c h t e n in eine grössere Zahl von Durchschnitten. Die
dann mit Wasser befeuchteten Durchschnitte werden mit depi Microscope
gemustert, um sie nach den in jedem vorliegenden Erscheinungen für
eine weitere Präparatiou zu sondern, welche in einem Zerzupfen oder
Zerdrücken mit oder ohne Anwendung der erwähnten chemischen Behandlung
besteht. Alles andere entzieht sich einer Schilderung, da ein geübtes
Auge und eine geschickte Hand selbst die ihnen zusagenden Variationen
des Verfahrens in jedem Falle zu finden wissen müssen.
Wer meine Untersuchungen nicht zu wiederholen versucht, wird
meine Schlüsse aus durch solche Präparationsmethode gewonnenen Beobachtungen
für kühn erachten. Wer aber die Wiederholung unternimmt,
wird mir beistimmen, dass es andere Wege zur Erkenntniss aller jener
wunderbaren Vorgänge im Hypothallus nicht gib t, dass eine Verwerfung
meines Verfahrens zugleich dieser Erkenntniss entsagen muss. Solange
als die Köpfe von der Eingenommenheit für die Lehre S c h w e n d e n e r ’s
nicht frei geworden, und noch die in der Algologie vorhandenen zahllosen
Irrthümer als Wahrheiten gelten, muss man im Verlaufe meiner Darstellung
sich die Frage vorlegen, wie vielerlei mir in den Weg gekommen
sein möchte, was gar nicht der untersuchten Flechte angehört, wie manche
Alge, welche von der sich ausdehnenden Flechte mittelst des Hypothallus
erfasst wurde, mir vor die Augen getreten sein möchte. Allerdings organischer
Detritus einerseits von Insekten, andererseits besonders von Mus-
cineen ist wohl hier und da vorgekommen, doch in viel geringerer Zahl,
als ich selbst es erwarten zu müssen geglaubt hatte. Unter allen thie-
rischen und pflanzlichen Rudera fand sich aber nie die Spur eines Pilzes.
Ein lichenischer Epiphyt, welcher die imbricate Form bewohnt,') machte
nur geringe Schwierigkeiten. Von Algen aber begegneten mir allerdings
manche Arten, sogar mehrere Gattungen, welche, obwohl sie verschiedenen
F am i l i e n und selbst verschiedenen K l a s s e n angehören, doch als in
genetischen Verhältnissen zum Leptogium-liager stehend sich erwiesen.
Mehrere Gattungstypen sind mir in diesem ihrem genetischen Zusammen-
') in Flora 1877 p. 363 eingehend geschildert.
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