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der Lichenologie der Gegenwart herrschenden Geistes frei geblieben, so
würde ich vielleicht schon in dem bisherigen Verlaufe meiner Darstellung
der Sucht einer kleinlichen Sonderung verfallen sein. Ausserdem gehen
meine Erfahrungen über die Beständigkeit der Gestalt aller Eeproductions-
organe des Flechtenlagers dahin, dass äussere und innere Verhältnisse
mannichfacher Art vorhanden sein müssen, welche den Lagerkörper veranlassen,
die sonderbarsten Variationen seiner Reproduotionstypen hervorzu-
brmgen, und dass meine Anschauung von einer Wiederholung dieser Erscheinung
in dem Apothecium an der Thecaspore eine richtige ist, soll
anerkannt werden, nachdem das wahre Wesen des Fruohtkörpers klar
dargelegt sein wird.
Indem ich es für zweckmässig halte, die Acroblastesis mit den Formen
zu beginnen, welche am deutlichsten sich als eine Modification der Seoundärhyphe
offenbaren, um dann zu denen überzugehen, welche sich dieser
Grundzüge am meisten entäusseru und im Habitus bereits au die Hormosporen
erinnern, muss ich eine Sprossung behandeln, über deren erste
Anfänge ich noch im Unklaren bin. Es ist wohl nicht unwahrscheinlieh,
dass dieselbe auf Stadien, welche iu länglichen, oft verbogenen, kastanien-’
braunen oder gelblichbraunen Zellen mit einer Reihe vou Microgonidien
im Plasma bestehen (T a f V, Fig. 32) zurückzuführen sind. Dieselben wurden
nicht häufig ohne Insertion beobachtet, und ist aus dem Habitus des einen
gleichsam abgesohnittenen Endes zu schliessen, dass sie an einem Hyphemafaden
inserirt^ waren. Auch bei dieser Blastesis findet ein Wechsel zwischen
Braun und Violett, sogar schon in der Seoundärhyphe statt, daher dieser
Punkt im Laufe der Darstellung als ein unbedeutender betrachtet werden
wird.
Stellt man sich eine zarte Primärhyphe oder eine etwas dickere
braune oder violette Seoundärhyphe plötzlich in eine schmale, zungenförmig
ausgedehnte und endlich mehr oder weniger spitz auslaufende Bildung
endend vor, so hat man eine Vorstellung von dieser Form der Acroblastesis,
wie sie gegen das Ende ihrer Ausbildung erscheint (Taf. V, Fig. 26, 28
und 31). Die Umbildung zur Seoundärhyphe erfolgt aber in verschiedenen
Zeitpunkten. Bald findet man - aus 18 bis 20 Zellen zusammengesetzte
Acroblasteme noch an dem zarten Hyphemafaden als eines der sonderbarsten
Bilder aus dem Flechtenleben inserirt, bald werden viel jüngere
Stadien schon von der ausgebildeten Seoundärhyphe getragen (Taf. V, Fig.
25 und 28). Dass diese merkwürdigen Bildungen im allgemeinen nach
denselben Gesetzen, wie eine Hyphe, wachsen, unterliegt keinem Zweifel.
Das Spitzenwachsthum sondert sich bei diesen Blastemen, wie bei der
Seoundärhyphe durch eine oft beträchtlich hellere Farbe ab. Dass auch
ein mittelst Ausstülpung zeitweilig erfolgendes Spitzen wachsthnm stattfindet,
lehren wohl die bisweilen unverhältniss'mässig stark aufgeschwollenen Endzeilen
der Blasteme (Taf. V, Fig. 26). Das Ende des Blastema ist aber
auch durch allmälig sich von Zelle zu Zelle steigernde Aufsohweltung spatelförmig,
oder das ganze Blastema hat die Gestalt einer Keule (Taf. V, Fig. 29)
angenommen. Bisweilen ist es mehr oder weniger sichelförmig gekrümmt
(Taf. V, Fig. 27). Das Längenwachsthum der Sprossung ist aber auch ein
intercalares. Dass ein terminales AVachsthum auch an dem entgegengesetzten
Ende, an der Insertionsstelle statt haben könnte, wird man geneigt sein
anzunehmeu wegen der Beobachtung von einer oder zwei hyalinen stärker
aufgeschwollenen Zellen, welche bald dem Blastema, bald der Hyphe anzugehören
scheinen (Taf. V, Fig. 29 und 3 1 ), allein auch die Umwandlung
des zarten Hyphemafadens zur grosszelligen braunen Seoundärhyphen muss
solche Stadien zuvor durchlaufen, wesshalb die Entscheidung dieser Frage
eigentlich fast unmöglich wird. Die Theilung der Zellen erfolgt eine Zeit
lang in einer zur Längsaxe senkrechten, endlich sogar, wenn auch nicht
immer, namentlich in den spatelförmigen Blastemen in einer zur Längsaxe
parallelen Richtung. Tritt dieses Streben in einem nur mit wenigen Zellen
angelegten Blastem ein, so findet man endlich au der Seoundärhyphe einen
ovalen Körper inserirt, der einen vollkommen parenchymatischen Bau
bisweilen zeigen kann (Taf. V, Fig. 30), wenn die Bildung von Zwischenwänden
nach allen Richtungen erfolgt. Der Inhalt der Zellen des Blastema
besteht aus einem farblosen Plasma, welches sich im todten Zustande häufig
und durchgehends in auffallend regelmässiger, die Gestalt der Zellwandung
wiederholender Form zusammengezogen hat (Taf. V, Fig. 26) und
die in geringer Zahl vorhandenen Microgonidien umschliesst. Obwohl dieselben
wiederum in verschiedener Grösse in einer und derselben Zelle
auftreten, so findet man doch im allgemeinen nicht so schroffe Gegensätze
bei dem Entwickelungsfortschritte, wie in früher beschriebenen Blastemen.
Man kann sogar feststellen, dass der gonidiale Inhalt der Zellen auf einer
annähernd gleichen Entwickelungsstufe durch das ganze Blastem steht
(vergl. Taf. V, Pig. 26 und 29 mit Pig. 27 und 28). Auch in diesen
Sprossungen lässt sich eine harmonische Anpassung in der Anordnung der
Microgonidien zu der Gestalt der Zelle beobachten. Die geschilderten Blasteme
treten bald in weiter Entfernung vou der Lagerfläche, bald in unmittelbarer
Nähe derselben auf. In dem letzteren Palle sind es die als hypo-
thalliner Filz dienenden Hyphemafäden, welche ein solches Blastema hervorbringen.
Dasselbe nimmt stets eine solche Richtung zur Lagerlläche,
dass es mit der Hyphe einen spitzen AVinkel bildet, in Folge dessen es
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