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(lie Keimfiihigkeit äussert. Wenn auch die Einzelheiten dieses Vorganges
sich nicht überall in gleicher üebersichtlichkeit darhieten, so ist man
doch auf Grund der Gesetze von der Zelle berechtigt, die Verbreitung
für alle Gebiete anzunehmen. Prüft man nun auf diese Thatsachen
hin die bei den Flechten beobachteten und bildlich dargestellten Vorgänge,
so gelangt man zu vollkommen berechtigten Zweifeln an der
Gleichheit der morphologischen Bedeutung mit den bei den anderen Kryptogamen
stattfindenden. Unter den ziemlich zahlreichen Darstellungen stehen
als lehrreiche obenan die von T u l a s n e gelieferten. Indem ich die Kei-
mnngsersoheinungen bei Pertusaria und Lecanora parella einstweilen unberücksichtigt
lasse, so findet das Studium der Abbildungen T u l a s n e ’s
zwei Kathegorieen. Die erstere ist gegeben in der Keimung der zweizeiligen
braunen Spore von Parmelia aipolia (1. e. Taf. I, Fig. 14— 15), in
Betreff welcher T u l a s n e ausdrücklich hervorhebt (1. c. p. 93 und 200),
dass der Keimfaden nichts weiter als eine A u s d e h n u n g der in jeder
Sporenzelle befindlichen Endospore oder der kugeligen durchsichtigen Zelle,
die er auch Epinuoleus nennt, ist, dass die eigentliche Sporenzelle sich nicht
einmal in beschränktem Maasse an diesem Akte hetheiligt, sondern nur
aufbricht um den Keimfaden durchtreten zu lassen. Diese Beobachtung
wurde früher, wenn auch nicht in so überzeugender Weise, von v. Ho l l e
an Borrera c ilia ris') dargestellt. Viel mehr an Werth besitzt die Darstellung
T r e u b ’s an Physcia pulverulenta^) Diese Inhaltszellen sind,
wie man sich leicht überzeugen kann, Gonidien, beziehungsweise Macrogonidien.
Diese Fähigkeit von Gonidien zu keimen ist allerdings überraschend,
allein bedenkt man, dass die Leptogium-Spoie aus mehreren
Gonidien zusammengesetzt ist, und vergleicht man die von T u l a s n e und
R e e s s an der gleichgebaueten Spore von Collema gemachte Beobachtung,
dass mehrere Zellen (also Gonidien) derselben einen Keimsehlauoh hervorzutreiben
vermögen, so wird jene Fähigkeit weniger auffällig. Auch hier
aber fragt es sich, ob nicht für den betreffenden Vorgang dieselbe Erklärung
anzuwenden ist, wie für den folgenden.
Die andere Kathegorie der Keimung, welche allein von T u l a s n e
in zahlreiohen und schönen Abbildungen vorgeführt wird, ist die Brschei-
nnng, dass die Sporenzelle , selbst mittelst Ausstülpung ihrer eigenen ganzen
Wand eine Verlängerung treibt. Dass diese als von einer seitens des
Plasmasackes neu abgeschiedenen Zelle ausgehend gelten könnte, dazu
fehlen bei T u l a s n e alle Anhaltspunkte, wir können vielmehr bestimmt
1) Zur Bntwickelungsgesch. v. Borrera ciliaris (1849). Taf. II, Pig. 22.
®) Onderzoekingen over de Natuur der Lichenen (1873), Fig. 5 und 7.
annehmen, dass dieser Vorgang so stattflndet, wie er von dem sorgfältigen
Zeichner dargestellt wird. Schon der angeschwollene Anfang des
Keimfadens von Parmelia parietina (1. c. Taf. I, Fig. 6—7) legt den Gedanken
nahe, dass sich Thecasporen ganz nach der Weise von Blastemen
weiterentwickeln, dass sie mittelst Ausstülpung eine Z e l l s p r o s s
u n g einleiten, welche dann in der bekannten Weise fortgesetzt wird.
Betrachtet man aber die merkwürdigen Figuren der Keimung von Endo-
carpon hepaticum Ach. (1. c. Taf. XH, Fig. 14 und 1 5 ), so wird die
Vermuthung zur Üeberzeugung. Dass Spore und Keimfaden nicht aus
einer Zelle bestehen, ist anzunehmen, da natürlich die angewandte Vergrösserung
die zarten Zwischenwände nicht sichtbar machen konnte. Die
Keimungserscheinungen bei Peltigerapolydaetyla, P. horizontalis und P. camina
(1. C. Taf. VITT, Fig. 2 und 3, 14 und 15) sind gleiohfalls lehrreich. Alle
übertrifft aber die Darstellung der Keimung hei Yerrucaria muralis (Taf.
XIII, Fig. 5— 12). Die Betrachtung derselben (namentlich der Fig. 5, 8 und 9)
findet alle Stadien der Ausstülpung, wie sie im Flechtenleben auf anderen
Gebieten in ganz gleicher Weise so überaus häufig zu finden sind. An
der Weiterentwiokelung des Keimfadens ist aber hier merkwürdig, dass er
sich von der hyalinen Spore ausgehend allmälig bräunt. Diese von Tii-
l a s n e hervorgehobene Thatsache konnte ich mir früher nicht anders erklären,
als dass T u l a s n e zufällig beieinander liegende Sporen und Hyphen
in genetischen Zusammenhang gebracht habe. Jetzt bin ich allerdings iu
der Lage, auf diesen Vorgang eine ganz andere Erklärung anzuwenden.
Der ganze Vorgang der Keimung von Yerrucaria ■muralis erinnert lebhaft
bis in die Einzelheiten hinein an die von dem riesigsten Acroblastem von
Leptogium myoohroum ausgehende Sprossung (Taf. IV, Fig. 18), auch dort
schreitet die Färbung allmälig vom Blastema an vorwärts. Ferner ist noch
zu beachten, dass schon von T u l a s n e d i e Keimfähigkeit sowohl normaler
als abnormer Sporen von CoUema cheileum (1. c. Taf. VH, Fig. 12 16)
hervorgehoben wurde, wie auch Blasteme eines Typus ohne Unterschied
der Grösse und des Entwickelungszustandes zu sprossen fähig sind. Endlich
zeigen gerade die Keimungserseheinungen hei Leptogium, welche schon
in den Schläuchen beginnen können, eine so überraschende Aehnlichkeit
mit gewissen Sprossungen,*) dass keine Zweifel mehr an der Thatsache,
nach welcher die Keimung der Flechten dasselbe, wie die Sprossung derselben
ist, walten können. Für den F a ll, dass erst von weiteren Untersuchungen
über die Keimung die Entscheidung abhängig gemacht wird,
bin ich in der Lage, weitere Beweise vorzubringen, unter denen der sohwer-
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1) vergl. meine Daratellungen in Flora 1873, Taf. lY, Fig. 9.