schafft wahrscheinlich zunächst ein Centrum, von dom aus die Ausbildung
einer Usnea, einer FarmeUa u. s. w. beginnt. Somit ist die Areole bereits
ein secundärer Spross, in Folge dessen die folgenden Sprossungen bis zur
letzten, dem Apothecium, um eine Stufe höher rücken. Von der höchsten
Bedeutung würde die gelungene Cultur einer einzigen strauchigen oder
hlattartigen Flechte aus einer Spore se in, um die Stellung dieser Formen
zur Kruste und ihr Verhältniss zur Sprossfolge darlegen zu können.
Da nach allen diesen Thatsachen die Frage der Befruchtung bei den
Lichenen schon jetzt in sich selbst sieh aufzulösen scheint, so ist es doch
nöthig, dieselbe trotzdem aufrecht zu erhalten, um die endliche Lösung zu
liefern. Wer bisher noch an das Bestehen dieses Vorganges geglaubt haben
sollte, wird seine vermeintlich triftigen Gründe noch in dem Vorhandensein
der Hyphidien ei'blickt haben. Allerdings haben diese Körperchen
einen Zweck, der noch zu schildern ist.
Nachdem die Ausbildung der Hyphidien im Anfangsstadium des
Fruchtkörpers von Leptogium myoehroum abgeschlossen ist, würde man
dieselben fast vergessen, wenn man ihnen nicht bei einem sorgfältigen
Studium der Durchschnitte älterer Apothecien hier und da begegnete. Man
würde dies um so mehr thun, als man nirgends in der ganzen Entwickelungsgeschichte
des Fruehtkörpers in die Verlegenheit geräth, derselben
als eines Beweismateriales für irgend einen Vorgang zu bedürfen. Die
Hyphidien, wie sie im sogenannten Spermogonium endlich ais keilförmige
Ballen vorhanden sind, machen, wenigstens zum Theile, in diesem Zustande
verharrend meist alle Lebensvorgänge des Fruehtkörpers durch. An der
Basis der Schläuche, wo auch der geeigneteste Platz für sie ist, findet man
bisweilen sie auch noch in den letzten Stadien des Apothecium liegend.
Vergegenwärtigt man sich die räumlichen Verhältnisse eines sogenannten
Spermogonium und diejenigen eines reifen Apothecium von Leptogium, so
kann man sich das seltenere Auftreten der Hyphidien in dem letzteren
daraus erklären, dass sie, vorausgesetzt, dass sie alle ausdauern, über einen
viel grösseren Raum vertheilt sind, also nur wenn man das ganze Apothecium
in möglichst viele Durchschnitte zerlegt, zur Erkenntniss gelangen
könnten, allein es bedarf keiner Ausführung, wie leicht diese höchst winzigen
Körperchen dem Blicke" bei deu Bauverhältnissen des Apothecium
entgehen können. Zu welchem Zwecke sind die Hyphidien nun vorhanden
?
Wie es der Bau und die Entwiokelungsgeschiohte dieser Gebilde
ergab, sie sind selbstständige, auf wenige zellige Bestandtheile reducirte
Hyphemafäden, die sich von den gewöhniichen eben nur durch ihre Isolirung
und Selbstständigkeit als deren Organe auszeichnen, welche aber zugleich
auch den Zweck dadurch verrathen. Schon das der Theilung vorangehende
Waohsthum der Hyphidien legt die Vermuthung nahe, dass sie unter Verhältnissen
fällig sein müssen, in einen längeren Hyphemafaden, und damit
auch zu einem ganzen Hyphemgewehe auswachsen zu können. Da die Hyphidien
nun durch den weiten Raum eines Apothecium vertheilt werden,
so ist es klar, dass sie eine Quelle für Hyphema dort abgehen können, und
dass sie unter Umständen als Aushilfe dienen müssen. Vielleicht beruht
hierauf auch das allmälige Verschwinden der Hyphidien. Dass auch sie
derselben Veränderungen fähig sind, wie sie an dem gewöhnlichen Hyphema
des Apothecium bekannt wurden, liess schon die partielle, auf die Enden
beschränkte Vergrösserung der Zellen erwarten, so dass die Hymenialgonidien
auch von Hyphidien ausgehen können (Taf. HI, Pig. 28). Die
Beantwortung der Frage, wie, wann und unter welchen Verhältnissen das
Auswachsen der Hyphidien stattfindet, erwarten zu wollen, dürfte ein das
in der Gegenwart dem Menschen gesetzte Maass bereits überschreitender
Anspruch sein. Und wenn ich daher auch für das Apothecium den Beweis
nicht führen kann, so hin ich doch in der Lage, meine Behauptung durch
andere schwerwiegende Thatsachen zu unterstützen, aus denen ich das
gleiche Verhalten in der Fruchtsphsere zu folgern, mich für vollkommen
berechtigt halte. Diese Beweisführung krönt aber zugleich als die letzte
und schönste die neue Lehre von dem wahren Wesen des Hyphidium, da
sie auf der häufig gemachten Beobaohtung gegründet ist, dass d i e Hy p h i d
i e n in s t a u n e n e r r e g e n der Ma s s e a u s s e r h a l b de r s o g e n
a n n t e n S p e rmo g o n i e n s i ch b i l d e n , sogar an Lageim auftreten,
die keine Spur von Spermogonien aufweisen.
loh machte diese Entdeckung, auf welche ich durch frühere gleiche
mir unerklärlich gebliebene Vorkommnisse vorbereitet war, hei der imbri-
caten Form von Leptogium myoehroum. Dieselbe ist gänzlich steril, hat
also keine Spur von sogenannten Spermogonien, und doch findet man nicht
selten Lappen, welche in einem lockeren hypothallinen Filze mehr oder
weniger von der Thallusfläohe entfernt ungeheuere Massen von Hyphidien
enthalten. Dieselben gleichen in ihrem Baue und ihrer Grösse, sowie in
der Gestalt der Ballen vollkommen den im Spermogonium vorkommenden.
Sie gaben sogar die erste Grundlage für meine Erkenntniss der Entwickelungsgeschichte
der im Fruohtkörper befindliohen ab. Umschlossen von
dem gewöhnlichen Hyphem und eingebettet in den hypothallinen Filz
beweisen sie auch damit, dass eine Verbreitung dorthin nicht stattgehaht
haben kann. Allein sie kommen hei üppiger die Thallusfläohe überwuchernder
Ausbreitung des Hyphema auch an der L a g e r o b e r f l ä c h e vor.
Somit liegt es nahe, dass auch auf diesem Wege die Berührung mit her