eine Ausstülpung liervorzutreiben (Tafel III, Fig. 14 a ), in denen dann
von der centralen Microgonidienreihe eine neue sieh abzweigt. Für die
Entstehung dieser neuen Reihe ist viel natürlicher eine Vermehrung eines
centralen Microgonidium durch Ausstulpting, welche sieh an dem neugebildeten
vielleicht wiederholt, anzunehmen, als eine solche durch Theilung,
besonders wenn man solche Seitenreihen in einer im Verhältnisse zu der
Entfernung von dem Miorogonidienstamme abnehmenden Grösse beobachtet.
Dass dieser Vorgang der Vermehrung durch Ausstülpung überhaupt in allen
Zellen dieser Sprosshyphen ohne solche Veranlassungen stattfindet, lehrt
die Beobachtung von unter sich gleich grossen Microgonidien einer Zelle,
an denen winzigere, kaum den zehnten bis achten Theil des Volumen jener
ausmachende, Körperchen haften (Taf. HI, Fig. 14 b). Diese Erscheinung,
welche ich noch häufig, und zwar an viel augenfälligeren Beispielen aus
dem reproductiven Leben der Flechte, zu erörtern haben werde, führt
wieder auf eine schon im vorigen Abschnitte angeregte Frage zurück. Dass
die Microgonidien zu einer gewissen Zeit, in welcher sie aber noch innerhalb
ihrer Zellen sich befinden, gleichfalls als Zellen zu betrachten sind,
ist eine unzweifelhafte Thatsache. Die angewandten höchsten Vergrösserungs-
grade gestatteten aber nicht die Beantwortung der Frage, ob dieselben
immer, also von Anfang an, vollkommene Zellen sind, oder wann dieser Wendepunkt
in ihrem Leben eintritt. Soviel aber liessen die bisherigen zahlreichen
Beobachtungen dieser Körperchen in den mannichfachsten Verhält-
nissen erkennen, dass sie als unfertige Zellen jedenfalls schon in ihren
frühesten Lebensstadien betrachtet werden müssen. Nicht bloss ihre Vermehrung
durch Theilung als solche war es, welche diese Ansicht wesentlich
unterstützte, sondern der Modus dieses Vorganges, durch welchen diese
Vermehrung sich von derjenigen der Chlorophyllkörper unterschied. Hier
erfahren wir nun, dass den Microgonidien auch der andere Typus der Vermehrung
nämlich durch Zellsprossung zur Verfügung steht. Dieser Typus,
der in seinen Eigenthümlichkeiten wegen seiner geringen Verbreitung im
Pflanzenleben noch zu wenig bekannt ist, und der erst mit dem Fortschritte
der Morphologie der Lichenen zu besserer Kenntniss gelangen dürfte,
möchte in Wahrheit sich von demjenigen der Zelltheilung nur g r a d w e i s e
unterscheiden. Eine mit Kern versehene Zelle kann gewöhnlich bei der
Theilung diesen nicht von dem Vorgänge aussohliessen, thut sie dies, so
liegt auch die ZeUsprossung in allen ihren Abstufungen vor. Bei des Kernes
entbehrenden Zellen ist die Ausstülpung vollends nur durch den Grad von
der Theilung unterschieden. Es liegt auf der Hand, dass unfertige Zellen,
welche sich durch Theilung zu vermehren vermögen, auch durch Sprossung
dies ausführen können, da nicht erwiesen ist, dass dieser Vorgang an das
Vorhandensein einer Membran geknüpft ist. Somit sind auch die sich in
diesen Sprossfasern abspielenden Vorgänge nicht geeignet, alle Zweifel über
die anfängliche Beschaffenheit der Microgonidien fortzunehmen.
Ueber die weitere Entwickelung dieser Sprossung fehlen noch vollkommen
sichere Beobachtungen, und in Rücksicht auf mächtig herrschende
Anschauungen der Algologie unterlasse ich weitere Mittheilungen bis zu
einer für die Lichenologie günstigeren Zeit. Nur eine Vermuthung will
ich nicht unterdrücken, dass nämlich confervoide Gebilde, welche durch
ihre auffallende Grösse und Selbstständigkeit einige Male bei der imbrieaten
Form von Leptogium myoehroum meine Aufmerksamkeit auf sich zogen, in
den Lebenskreis dieser Sprossung gehören könnten. Diese Zellfäden, welche
mit einer seltenen Deutlichkeit die Theilung ohne die Mitwirkung der
mütterlichen Membran, wie bei den analogen Algen, demonstriren (Taf. IV,
Fig. 6) , umschliessen in einem farblosen contrahirten Plasma ovale oder
eiförmige, sehr zarte, saftgrün gefärbte Gonidien, an deren Oberfläche
zahlreiche winzige Ausstülpungen sichtbar sind. Da der gesammte Zellinhalt
ein sehr durchsichtiger ist, so kann eine flüchtige Beobachtung leicht
zu dem Schlüsse führen, dass der Inhalt aus ovalen Ballen von Körnchen
zusammengesetzt sei.
Während die bisherige Thätigkeit der Blastesis entweder an die
Hyphe oder die Gonidien erinnernde Bildungen vorführte, gelangt die
Schilderung jetzt zu Blastemen, welche auf einer viel höheren Stufe stehen,
zu Bildungen, die in morphologischer Hinsicht vielleicht zu den höchsten
Entwickelungen gehören, deren der Fleohtenkörper überhaupt fähig ist.
üeberall im Flechtenleben, wo es sich um morphologische Differenzirung
handelt und zugleich dabei der Ausgangspunkt für höhere Producte zu
schaffen is t, wird die terminale Zelle der Hyphe, da derselben alle möglichen
Vorzüge zuertheilt wurden, die ürsprungsstätte. Aehnliche Vegetationscentra,
wie wir sie in den aus einer einzigen terminalen Ilyphenzelle
hervorgehenden Gonangien und Gonooystien kennen lernten, schafft die
Flechte auch auf dem Gebiete der Blastesis.
Dass Grenzen zwischen der aorogenen Sprossung und den bisher
betrachteten Erscheinungen nicht innegehalten werden, lehrt die Thatsache,
dass sich au dem hypothallinen Gono-hyphema bei seinem Auftreten als
D i a b l a s t e s i s im allgemeinen die gleiche ohroolepusartige Bildung wiederholt.
Dieselbe nimmt ihren Ausgang von einer Endzeile. Man kann diesen
Vorgang, welcher gleichfalls nur bei dem aus dem Kaprun-Thal stammenden
Exemplare statthat, in allen nur denkbaren Entwickelungsstadien verfolgen.
Eine solche Endzeile schwillt an (Taf. IV, Fig. I), ihre Microgonidien ändern
ihre Anordnung zu einem Strange in eine der gewölbten Gestalt der Zelle
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