später die Theilung so stattfindet, dass die Gonidienzelle in zwei gleich
grosse neue Zollen zerfällt, findet im Anfänge scheinbar bei den direkt aus
der Hyphenzello hervorgegangenen Ketten eine gleichzeitige in vier Zellen
ziemlich häufig statt (Taf. I, Fig. 5, 6, 7 und 9). Solche in Viertlieiluug
bcgrififenen Gonidien, selbst solche nach vollendeter Theilung täuschen sehr
leicht gewöhnliche, einfache, langgezogene, wie sie in denselben Ketten
bei einander zu finden sind, vor, und nur die sorgfältigste Einstellung bei
höchster Vergrösserung vermag solche Verhältnisse klar zu legen.
Da in den Gonidien Zellen von einem ziemlich verwickelten Baue
vorliegen, so liegt die Frage nahe, wie sich vor allem die Microgonidien
bei dem geschilderten Vermehrungsvorgange verhalten. Verfolgt man die
Vermehrung der Microgonidien zurück bis zur ersten Theilung derselben,
so findet man in den Zellen anfänglich eine deutlich sichtbare planmässige
Anordnung dieser Inhaltskörper, die erst später verschwindet, in Wahrheit
aber wohl nur zu verschwinden scheint. Nachdem die Theilung sich mehrmals
wiederholt hat, ist die als eine Ke t t e v o n Gl i e d e r n aufzufassende
Microgonidicnroihe genöthigt, sich der Gestalt der Gonidienzelle anzupassen,
wenn auch eine g e g e n s e i t i g e Anpassung kaum ganz zu längnen
sein möchte. Indem die Microgonidien sich während ihrer Vermehrung
wieder so aneinander lagern, dass sie sich zur Hälfte decken, beschreiben
sie stets die der Gonidieugestalt am meisten entsprechenden Figuren.
Betrachtet man daher den optischen Durchschnitt einer langgestreckten
Gonidienzelle (Taf. I, Fig. 1 2 ), so findet man die Microgonidien in einer
elliptischen Bahn ungeordnet, so zwar, dass sich auch die beiden Hälften
der Reihe decken. Häufig wird dieses Verhältniss mit mathematischer
Genauigkeit ausgeführt, so dass z. B. ein 0,0015 mm. im grösseren Querdurchmesser
betragendes Lumen eines Gonidium durch die mit den Kernen
der Microgonidien heschriebene Bahn genau in drei gleiche 0,0005 mm. grosse
Theile getheilt wird, was eine Folge des 0,001 mm. betragenden grösseren
Durchmessers des Miorogonidium und einer gegenseitigen Deckung der
Reihe zur Hälfte ist. Hieraus ergibt sich, dass auch eine solche Gonidienzelle,
wie die Hyphenzellen, im Querschnitte eine elliptische Gestalt zeigen muss.
Sobald als die Theilung eintritt, beginnt sich ein solches langgestrecktes
Gonidium rundherum in dem mittleren Umfange aufzubauchen, die Micro-
gonidienreihe weicht an der betreifenden Stelle auseinander. Erfolgt nun
die Theilung der Zelle, so enthält im Anfänge jede der beiden neuen eine
im spitzen Winkel angeordnete Reihe von Microgonidien, welche durch
Halbirung der ursprünglichen hervorgerufen ist. Da nun die neuen Zellen
die Aufblähung über ihren ganzen Umfang ausdehnen, so sind der sich
fort und fort durch Theilung vermehrenden Microgonidienreihe jetzt zwei
neue freie Raumlücken geboten, in welche hinein die beiden divergirenden
Enden rücken, so dass dieselbe, wenn das Zelllumen ausgefüllt ist, die Gestalt
einer Spirale angenommen hat, deren Axe die Längenaxe der Gonidienkette
senkrecht schneidet. Stellt man daher von solchen Zellen die optische
Durchschnittsebene e in , so findet man eine elliptische Microgonidienreihe,
während in der höheren und in der tieferen Durchschnittsebene jene eine
in der Mitte des Zelllumen verlaufende Reihe erscheint. Um solche Einblicke
in das Innere dieser winzigen Zellohen sich zu verschaffen, genügt
dem Forscher nicht die vollkommenste Micrometerschraube allein, er muss
im Stande sein, mit seiner Hand dem Auge kaum bemerkbare Bewegungen
an derselben auszuführen, denn man vergegenwärtige sich die ungeheuere
Schwierigkeit den 0,0015—0,002 mm. betragenden Innenraum von Zellen
bei einer 1250-fachen Vergrösserung zu durchforschen. Nicht Stunden und
Tage, sondern Wochen erfordert allein dieser Theil der Untersuchung. Es
bedarf wohl jetzt keiner weiteren Ausführung, dass hiermit das wahre
Wesen des „wolkigen“ oder „körnigen“ Inhaltes zu Tage gefördert ist.
Während es mit meiner Untersuchungsmethode äusserst leicht gelingt,
in den ausgebildeten Gonidienketten die Microgonidien, sogar ihre farblosen
Plasmazonen bei einer lockereren Anordnung zu erkennen (Taf. I,
Fig. 32, 33 und 34), täuschen die unter sich verschwimmendeu Punkte der
Microgonidienkette zu kreisförmigen Linien das Vorhandensein von Gonidien-
kernen mit Kernkörperchen vor, wenn die Anordnung dieser Körperchen
im Anfänge noch eine dichtere is t .') Nur vorzügliche Objeotivsysteme
lösen solche Linien in die einzelnen Punkto auf. Auf diese Weise kam
N y l a n d e r zu dem Schlüsse, dass die Gonidien von Leptogium cretaceum
einen Kern besässen. Wie sich wohl dieser Lichenologe, welcher auch
noch heute (und wohl für immer) an dem Glauben festhält, dass diese
Gonidien keine Zellen, sondern nur Körnchen sind, sich solche mit Kern
versehenen Körnchen, die sonderbarer Weise sieh genau wie Zellen theilen,
vorstellen mag!
Das fertige Gonidium hat entweder eine kugelige (Taf. I , Fig. 33)
oder eiförmige (1. c. Fig. 32) Gestalt. Die etwa 0,0005 mm. dicke Haut
erscheint farblos oder gelb. Die letztere Farbe ist in frischen Exemplaren
von Leptogium myoehroum häufig eine so intensive, dass sie selbst der ober-
fiäohlichsteu Untersuohnng auffällt, da der grüne Ton des Inhaltes natürlich
') Daher sind in den meisten Figuren der Tafel I nur die Punkte der Micro-
gonidienkorne angedeutet, und in Fig. 5 und 6 derselben Tafel sind absichtlich
durch ungenauere Einstellung diese Auffassung begünstigende Bilder
dargestellt.
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