Gestaltung zu, welche die Pelta eines Nephroma, einer Peltigera schon
frühe hat. Gerade bei dieser letzten Apotheciumform erfolgt aber bei Befeuchtung
ein noch stärkeres Rüokwärtsrollen, wie auch bei den genannten
Scutellen. Und selbst die viel weniger zahlreichen Arten mit einem als
andauerndem Rande auftretenden Excipulum vermögen sich den Verhältnissen
anzupassen, indem sie den Discus emporwölben, so dass der feste
Gürtel viel zu tief zu liegen kommt, als dass er seine supponirte Kraft
entfalten könnte. Verfolgt man nun aber eine Scutelle oder eine Pelta, nachdem
die Aufquellung ihren Höhepunkt erreicht, so findet man sie solange
in der angenommenen Gestalt verharrend, als das gleiche Maass von
Feuchtigkeit vorhanden. Sobald als dieselbe aber zu schwinden beginnt,
legt der Apothecienrand denselben Weg zurück, den er zuvor beschrieben,
und das ganze Apothecium nimmt wieder dieselbe Gestalt und Grösse an,
wie früher, bis endlich gänzliche Trockniss erfolgt. Die zusammenschnü.
renden Einflüsse können sich somit nur während des Fortschreitens der
T r o c k n i s s geltend machen. Ob dem Rande eine Rolle dabei zuertheilt
werden kann, halte ich für höchst zweifelhaft, vielmehr glaube ich, dass
es die Gallerte ist, welche bei der gleichen Fähigkeit, äussei-st schnell
Feuchtigkeit aufzunehmen und wieder abzugeben, durch ihr eintrocknendes
Schrumpfen auf die als lebende Zellen die Feuchtigkeit viei länger
bewahrenden Schläuche einen Druck ausüht, in Folge dessen sich stets
nur einzelne, wie auch N y l a n d e r annimmt, entleeren, bei nächster Gelegenheit
wieder andere, so dass einige Zeit vergeht, bis alle Schläuche eines
Apothecium entleert sind. Dieser Vorgang kann auch sehr wohl in den
Perithecien stattfinden. Nicht die feuchte Jahreszeit ist e s , in welcher
allein dies, wie S t a h l annimmt, stattfinden könnte, sondern bei jeder
Gelegenheit, da atmosphmrisohe Feuchtigkeit gespendet wird, ünd es gibt
keine andere so r e g e lmä s s i g wiederkehrende Feuchtigkeitsquelle, wie
die atmosphierischen Niedersohläge der Nachtzeit, welche unter allen Breiten
und auf allen Höhen, wenn auch in sehr verschiedenem Grade, wiederkehrt.
Die Zeitdauer von der beginnenden Durchfeuchtung am Abeud bis
zur vollständigen Trockniss am folgenden Vormittage umfasst eine ziemlich
beträchtliche Reihe von Stunden, die hier und da 4 ie Hälfte der ganzen
Tageszeit ausmacheu dürfte. Mag nun die Befreiung der Sporen ein-
treten, wie man will, jedenfalls geht dieser Akt nie plötzlich so vor sich,
dass die Sporen weithin fortgesohleudert werden, wie es das Experiment
auf einem unnatürlichen Wege hervorbringt. Man hat bisher zu wenig die
Natur beobachtet, so dass man von den Vorgängen im Experimente anf
diejenigen in der Natur einen Rückschluss machte. Indem die Sporen
des Discus also langsam gegen die Oberfläche gerückt werden, finden sie
ein Hemniss in dem mehr oder weniger dichten, oft aber äusserst schwach
entwickelten und dann für fehlend erachteten Epithecium. Hier bleiben
sie bis zur nächsten Gelegenheit einer Befeuchtung des Apothecium liegen.
Wenn dieselbe kommt, werden, während neue Sporen frei werden, die
vorher frei gewordenen vom Hyphema umkapselt, und liegen nach vollendeter
Trockniss als ein Spiel der Luftströmung da. Dass auch in dem
Discus an den Nuoleus erinnernde verschiedene Vorgänge stattfinden,
lehrt die häufige Beobachtung, dass bei mauohen Flechten grössere Abschnitte
des Thecium nach und nach ausfallen, lehrt ferner die bekannte
Thatsache, dass das Thecium bei gyaleotoiden Apothecien in toto ausfällt,
daher man also annehmen kann, dass die Sporen erst in dem zu einer
Gallerte sich auflösenden Thecium frei und umkapselt werden.
Die Schilderung dieser Vorgänge beruht auf Beobachtungen bet
meinen morphologischen Studien und auf direkt in der Natur gemachten.
Es konnte nicht überraschen, in den reifen Apothecien bei der Untersuchung
frei in dem oberen Bereiche des Thecium liegende Sporen zu
finden. Diese Beobachtung, welche man, falls man die in lichenogra-
phischer Hinsicht wenig anziehenden alten, runzeligen, wie man wähnt,
kränkelnden Apothecien nicht grundsätzlich vernachlässigt, ziemlich häufig
und namentlich bei Leptogium wiederholen kann, lässt sich, wie auch
schon seit T u l a s n e angenommen wird, nicht immer und immer auf eine
bei der Präparation erfolgte Verletzung der Schläuche zurückführen. Ist
es doch seit T u l a s n e keine mehr auffallende Erscheinung, in dem oberen
Bereiche des Thecium oder in und auf dem Epithecium keimende Sporen
zu finden (1. o. Taf. XII, Pig. 9). Es sind dies alles Momente, welche
gegen die Annahme einer in der Natur stattflndenden plötzlichen Hinausschleuderung
der Sporen sprechen. Auch ich habe im Laufe meiner
Studien, bei denen ich stets meine Aufmerksamkeit auf das Epithecium
und dessen Nähe richtete iu dem Gedanken, dass dieser Schicht irgend
eine wichtige Rolle zuertheilt sein müsse, ziemlich oft Sporen in jenem
Bereiche angetroffeu. Ich stellte sogar die Thatsache fe st, dass die
Sporen von dem Epithecium verhüllt eine Weiterentwiokelung durch-
maohen und auch eine gelbe oder bräunliche Farbe annehmen. Als ich
daher zu dem Schlüsse gedrängt wurde, dass an der Thecaspore sich
ebenfalls eine mitwirkende Thätigkeit des Hyphema auffinden lassen müsse,
untersuchte ich gewisse Alterszustände des Apothecium von Leptogium
myoehroum, uud es gelang mir die herrliche Thatsache festzustellen, dass
diese Thätigkeit wirklich eintritt. Halbumkapselte Sporen, welche im Epithecium
gebettet die Oberfläche überragen, konnte ich mehrmals finden»
gänzlich umkapsotte aber habe ich nur dreimal beobachtet. Bedenkt man,
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