anziircgen. Allein d e B ar y glaubte sieb durcli seine bekannte, nur auf
obcrfläcbliclio Uiitorsiicliimgeii gegründete Aniiabme berechtigt, die von
K ö r b e r gelieferten Aufschlüsse znrückzuweiseii, und doch hatte K ö r b e r
die ersten morphologischen Gniiidzüge der Lehre von der Spore geliefert,
die er mit Hilfe vollkommenerer optischer Hilfsmittel verfolgend zu einer
anderen Disoiplin hätte aushilden können, als er späterhin gethan.
Um K ö r b e r ’s Ansichten und die wahren Verhältnisse der Sporen
in einer Skizze kennen zu lernen, beginne ich mit der einzelligen Spore,
d. h. derjenigen, welche dadurch entsteht, dass der im Schlauch gebildete
Plasmakörper sich alsbald mit einer Zellwand umkleidet. In solchen einzelligen
Sporen liegen die Microgonidien nach der Eigenthümlichkeit der
Art und der Gattung in verschiedener Zahl und verschiedenen Entwickelungsstadien,
sie können eine Weiterentwiokelung in derselben Weise, wie solche
hei Solorina bekannt wurde, verfolgen oder nicht. Ganz unabhängig, wie
es scheint, legt die ganze Spore, d. h. ihre Membran und ihr Plasmakörper,
ihre besondere Entwickelung zurück. Derselbe sondert sieh in zwei Typen.
Der erstere in der Flechtenwelt ausserordentlich weit verbreitete Typus
kennzeichnet sich durch eine einmalige oder mehr- bis vielfache Theilung,
dieselbe geht in der bei deu Lichenen häufigen Weise, d.h. ohne Betheiligung
der mütterliohen Membran, vor sich. Ob auch in einer jedenfalls
kleineren Zahl von Fällen die andere Variation der Zelltheilung eintritt,
steht noch dahin. Je nachdem der sich theilende Plasmakörper sich mit einer
eigenen Membran, und zwar bald unmittelbar, bald später, oder überhaupt
nicht umkleidet, entstehen verschiedene Gebilde. Dazu kommt noch, dass
sich diese Theilungsweiseu bei einer und derselben Gattung, bei einer Art,
sogar combinirt in derselben Spore vorfinden können. Die Annahme
K ö r b e r ’s, dass der Inhaltskörper der Sporenzelle ein von dem Cyto-
blast abweichendes und daher als Sporoblast zu benennendes Gebilde sei,
kann ich nicht theilen. Die Sporenzelle hat, wie jede Fleohtenzelle, sehr
wahrscheinlich einen das Plasma umschliessenden Plasmasack. Wenn es
auch noch nicht gelungen ist, denselben isolirt darzustellen, so kann mau
doch aus den merkwürdigen Contraotionsersoheinungen des Plasmakörpers
schliessen, dass eine differenzirte plasmatische Schicht vorhanden ist. Es
entging K ö r b e r die Eigenthümlichkeit der Sporenzelle, die Abscheidung
der Membran um den getheilten „Sporoblast“ unterlassen zu können, wenigstens
in den Zuständen, mit welchen sieh die Lichenographie bisher beschäftigte.
Damit ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass die Spore,
nachdem sie vou dem Schlauche befreiet ist, noch eine Zeit lang sich ausserhalb
desselben weiter entwickelt, wie sie es unter anderen Umständen
innerhalb des Schlauches ausführen würde. Aehnlich verhält es sich mit
der Färbung. Dass dieselbe nicht immer im Schlauche bei derselben Art
eintritt, sondern auch ausserhalb desselben, unterliegt für mich keinem
Zweifel, da ich als farblos bekannte Sporen mancher Arten auf dem Epi-
theoium oder der benachbarten Lagerfläche in gefärbtem Zustande antraf.
Tritt nun einmal ausnahmsweise diese Färbung schon innerhalb des
Schlauches e in , so nahm man bisher ohne jeglichen triftigen Grund seine
Zuflucht zu der Annahme eines krankhaften oder eines Alterszustandes,
um wohl so die erschütternden Einflüsse auf die ganze Sporologie fern zu
halten. Diese werden noch vermehrt durch den Umstand, dass sicli der
Zeitpunkt der Reife der Elechtenspore bisher noch nicht hat bestimmen
lassen, und sich wahrscheinlich überhaupt nicht bestimmen lässt. Schon
die eingehende Betrachtung aller bildlichen Darstellungen von Sporenkeimungen,
unter denen die bekannten T u l a s n e ’s die lehrreichsten sein
dürften, erblickt die Beweise, dass in Grösse und Entwickelungszustande
nach den verschiedensten Graden von einander abweichende Sporen einer
und derselben Art und höchst wahrscheinlich eines und desselben Apothecium
zur Keimung befähigt sind. Schon aus allen diesen Momenten,
zu denen noch weitere hinzukommen, folgt, dass zur Stunde kein Lichenologe
im Stande is t, für die Grenzen der Gestalt und Grösse der Spore
irgend einer Art einzutreten. Wir sahen die wunderbar wechselnde Gestalt
und Grösse eines und desselben Blastema, einer und derselben Hormospore,
sollte daher nicht der im anatomischen Baue so sehr ühereinstimmeuden
Thecaspore die gleiche Fähigkeit innewohnen, entprechend den Verhältnissen
eine andere Grösse, einen verschiedenen Grad der Ausbildung zu
erreichen, ohne dass damit die betreffenden Formen die Bedeutung von
Arten erlangen, wie es schon Mü l l e r Arg.*) vermuthet hat?
In Folge der Vermischung beider Weisen der Sporentheilung entstanden
besondere Termiuologieen. K ö r b e r und seine Anhänger nannten
alle sieh theilenden oder getheilten Sporen dy- tetra- pleo- polyblastische,
indem dieser Lichenologe wohl einsah, dass eine mit ein- bis mehrfacher
Theilung des „Sporoblast“ begabte Spore durch diesen Vorgang nicht immer
besondere Zwischenwände erlangte. Die andere Seite dagegen nahm überall,
wo eine Theilung stattgefunden, das Bestehen von Zellen an und unterschied
daher zwei- bis mehr- bis vielzellige Sporen. Keine der beiden
Seiten kann gegenwärtig für die Durchführbarkeit ihrer Anschauung, soweit
als hei diesem Verfahren überhaupt von solcher die Rede sein kann, em-
treten, denn es bedarf erst umfangreicher anatomischer Vorarbeiten, um in
jedem Falle die Entscheidung treffen zu können.
i) Princ. de classif. des Lieh., p. 13 (1862).
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