r o t h, entgehen können! Wir haben es mit dem Gebilde zu thun,
welches er Go n o t r o p h i um nannte. Die Gestalt dos Gonotrophium
erinnert in vielen Fällen an Anfänge von GrapMdeen-Apothecien. In
dieser Gestalt mag es wohl manchem Lichenographen aufgefallen sein,
aber bei seiner bisweilen überraschenden Aehnlichkeit mit Insektenexcrementen,
die schon Wa l l r o t h hervorgehoben, einer weiteren Beachtung
für unwerth gehalten worden sein. In anderen Fällen gloioht es winzigen
difformen Pünktchen und macht von dieser Grösse alle Stufen bis zu
einem ziemlich grossen difformen Kügelchen durch, in welcher Gestalt es,
wie auch von AVal l roth, als krankhafte Bildung des Thallus vernachlässigt
sein mag. Da es die Grenzen einer vorläufigen Mittheilung überschreitet,
so muss ich auf eine Schilderung des Baues verzichten und
mich mit der Angabe begnügen, dass das Gonotrophium als ein blaste-
matisoher Complex auzusehen sein möchte, welcher zusammengedrängt
mehrfache Sprossungen umschliesst, und zwar in einem vom Hyphema
durchzogenen gallertigen Stroma, welches Gewebe auch die Matrix der
Blasteme liefert. Als ein diesem Körper eigenthümliches Blastem, welches
sich vielleicht bei allen damit behafteten Lichenen in manniohfachen Variationen
wiederholen dürfte, ist ein auch bei Leptogium myoohroum in den
an der Ober- und ünterfiäohe des Lagers auftretenden, strichelförmigen
Gouotrophien vorkommendes Acroblastem zu betrachten. Dasselbe, an
der Seeimdärhyphe inserirt, besteht gegen Ende seiner Ausbildung aus
6 bis 8 grossen, aneinandergereihcten Zellen. Dieselben geben durch ihre
gegenseitige Harmonie iu allen von mir bis jetzt untersuchten Gonotro-
phien dem ganzen Blastema einen charaoteristisohen Habitus, wie dies auch
hei Leptogium myoohroum der Pall ist (Taf. V, Pig. 6 2 ).') Auch hier ist
die Farbe des Blastema mit seiner Seoundärhyphe bald braun, bald violett.
Von allen im Gonotrophium vereinigten Blastemen wird das Gonidema
ausgebildet, welches alsdann von dem Hyphema durehwuchert wird.
Der weitere Entwickelungsgang des Gonotrophium ist ein mannichfacher,
so dass als die hauptsächlichsten Erscheinungen hervorgehoben
werden sollen folgende. Entweder wird das endliche Product des Gonotrophium
in seiner Gesammtheit neuer Thallus, oder es zerfällt und
erreicht dasselbe Ziel erst auf einem Umwege durch die Bildung des
Soreuma. Hiermit ist die wahre Entstehungsgeschichte des Soreuma kurz
angedeutet, welche allen ausser Wa l l r o t h , namentlich aber S ch we n -
') Das abgebildete Blastema ist ein j u n g e s . Auch hier ist das an der Hyphe
noch sichtbare Hyphema zu beachten, welches an dem eigentlichen Blastema
nur sehr schwer zu erkennen ist.
d e n e r verschlossen blieb. S c h w e n d e n e r suchte in seinen Untersuchungen
des Flechtenthalius die Eutstohuug der Soreumata durch eine
Theorie zu erklären, der eigentlich jegliche Grundlage fehlte. Auf dem
bekannten Vorgänge der seitens der Endzeile von Hyphenästen erfolgenden
Gonidienneubildung fussend, verlegte er den gleichen Process in die
Nähe der Thallusfiäche, um dort der Entstehung von Soredien als Basis
zu dienen. Er wurde offenbar verführt durch die habituelle Aehnlichkeit
zwischen Soredien und den bei der berührten Neubildung hervorgehenden
Gonidiengruppen. Eine fleissige ä u s s e r e Betrachtung der Soreumastadien
allein hätte auch S c h w e n d e n e r , wie AV a 11 r o t h , dahin führen müssen,
den Anfang in jene mehr oder weniger zahlreichen, dunkel gefärbten
Körperchen, die Gouotrophien, zu verlegen. Schon die spätere, oft von
allen der betreffenden Flechte eigenthümlichen Farben abweichende, Färbung
der Soreumata, hätte die Brücke zu der Entdeckung des Gonotrophium
abgeben müssen, wie es für mich der Fall war, da ich selbstständig
ohne Kenntniss der betreffenden Schilderung Wa l l r o t h ’ s die Entdeckung
wiederholte. Allerdings führte Wa l l r o t h den Anfang der Soreumata
auf ein dunkeles winziges Körperchen zurück, er konnte aber natürlich
nicht die Gouotrophien und Gonosphærien sondern, jedoch wusste er
wohl von dem massenhaften Auftreten dieser Gebilde, und die hohe
Bedeutung derselben erfordert es, die betreffende klassische Stelle (1. o. I,
p. 704), welcher offenbar die Vereinigung beider zu Grunde liegt, zu
citiren. Wa l l r o t h sagt nämlich hei Gelegenheit der Darlegung seiner
Metamorphosis der systematischen Brutzelle zum mesogonimischen Zustande:
„Die Vorbereitung zu diesem Zustande geschieht schon im systematischen
Lagerverein dadurch, dass sich ein Brutzellchen unter allmäliger Annäherung
nach der Oberfiäche peripherisch vergrössert, sich im undurchsichtigen
Lager dem bewaffneten Auge als ein zartes Pünktchen sichtbar
macht und endlich wohl in Gestalt eines atomarischen Bläschens auf
irgend einer Fläche in die Höhe zu steigen strebt. Auf diese AVeise
erhalten dergleichen Lager im hygrophænisohen Zustande ein etwas unebenes,
gleichsam mit einer Menge höchst zarter Bläschen oder im sklero-
phænisohen Verhalten mit ebenso feinen Körnchen oder Staubanflügen
überstreuetes Aeussere; sie werden der Glätte und des Glanzes verlustig,
erleiden durch das überhand nehmende, melanophænische Schwarz
eine Trübung und gehen unter diesen Bedingungen eine gewisse bald
staubartige, bald rauhe Unsauberkeit ein.“ Wa l l r o t h unterschied zwei
Zustände des Soreuma, nämlich das Soreuma foetum und das Soreuma
effoetum, und brauchte für l e t z t e r e s die Bezeichnung von Gonotrophium
(1. C. I, p. 5 9 2 ), ohne aber conséquent zu verfahren. Somit wäre ich
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