Einleitung.
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A ls loh es auf der Grundlage liohenologisolier Erfahrung das Gebiet
der Morphologie der Flechten aufzuklären unternahm, hatte ich anfänglich
die Absicht gehegt, nach einem gewissen Plane zuerst eine Reihe von
Arbeiten zu veröffentlichen, welche gewissermaassen einen üeberblick über
dieses Gebiet gewähren sollten. Jede derselben sollte aber noch eine allerdings
mehr nebensächliche Bedeutung erhalten, indem sie Beweise gegen
die 'Wahrheit der Lehre S c h w e n d e n e r ’s brachte und zwar so, dass sich
die Wucht derselben fortschreitend steigerte, um dann zu geeigneter Zeit
im Namen der Lichenologen von dieser Lehre für immer Abschied zu
nehmen. Allein diese Arbeiten sollten auch das botanische Publikum vorbereiten
auf die Nothwendigkeit einer neuen Auffassung des Flechtenkörpers,
welche sowohl von der herrschenden der Lichenologen, als auch von der
Lehre S c h w e n d e n e r ’s abweicht. Was mich nun veranlasst, diesen
Plan schon so bald aufzugeben, sind neben dem Pflichtgefühle, welches
die in diesen Zeilen niedergelegten Thatsachen von einer unberechenbaren
Bedeutung der Wissenschaft noch länger vorzuenthalten verbietet, mehrerlei
Erfahrungen -seit dem Erscheinen meiner ersten Abhandlung über jenes
Gebiet. Die öffentlichen Kundgebungen in Schrift und Wort namentlich
des verflossenen Jahres Hessen es nicht mehr zweifelhaft erscheinen, dass
die Lehre S c h w e n d e n e r ’s von den Physiologen zu einem Dogma erhoben
ist und als solches hochgehalten wird. Als in letzter Zeit ein Paar
Botaniker es unternahmen, in die Lichenologie eine auf jene Lehre sich
gründende Morphologie einzufUhren, erschien die Zeit gekommen, diesem
verderblichen Treiben Einhalt zu gebieten, und ich entschloss mich zur
Abfassung einer Arbeit, in welcher die gesammten Erfolge der mühevollsten
jahrelangen Studien der Flechten mit wenigen Ausnahmen, allerdings nicht
selten in Form einer vorläufigen Mittheilung, in gewisser noch näher zu