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letzten Akte der Präparation unerlässlich. Mei-kwürdigerweise erfolgt die
Annahme des Jod seitens der anatomischen Bestandtheile nach der Behandlung
mit Schwefelsäure viel vollkommener und tritt die Reaction viel bestimmter
und schöner ein. Dieser letzteren ist bei den nachfolgenden
Untersuchungen ein bedeutender Antheil an dem Erfolge beizumessen.
Die ausführliche Darstellung meiner Untersuohungsmethode zu geben,
hielt ich für dringend nöthig, um einerseits die Wiederholung meiner Forschungen
möglichst zu erleichtern, andererseits ein hastiges Vorurtheil, dass
es sich in meiner Schilderung um künstlich hervorgerufene Farben') handele,
fernzuhalten. Ich wende mich nun nach diesen einleitenden Worten zu
der Schilderung des Baues und der Fortpflanzung von Leptogium myoehroum.
Ich werde von der letzteren alle mir bekannt gewordenen Organe und
Typen theils in eingehender Weise, soweit als möglich, theils nur in Form
vorläufiger Mittheilungen, wo es sieh um Themata von grösserem Umfange
und allgemeiner Bedeutung handelt, und am Schlüsse die vom Fruchtkörper
ausgehende Reproduotion nebst dem Baue und der Entwiokelungsgesohichte
dieses Körpers schildern, bei welcher Gelegenheit ich das Problem der
Befruchtung bei den Lichenen zu lösen hoffe.
') loh halte es nicht für überflüssig, da es sich um die Feststellung blauer und
grüner Farben handelt, zu erklären, dass der Farbensinn meines Auges vollkommen
normal ist.
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Bau des Thallus von Leptogium myoehroum.
D ie alte Bezeichnung einer Anzahl von Flechten als Gallertflechten
wegen ihrer in feuchtem Zustande in Folge eines reichlicheren Gallertegehaltes
grösseren Quellungsfähigkeit hat bei der microscopischen Prüfung
nicht bestehen können. Denn einerseits ergab die Untersuchung durchaus
verschiedene Grundzüge des anatomischen Baues, andererseits lernte man
den Bau von Flechten kennen, welche der Mehrzahl der Gallertfleohten
sehr nahe stehen, aber gar nichts, wenigstens so weit als sie Objekte der
Lichenographie sind, von dieser gallertigen Beschaffenheit verrathen. Die eine
Gallertflechte, welche, wie schon ausgeführt wurde, in Hinsicht auf die
Consistenz an der äussersten Grenze steht, gehört zu der grossen Zahl,
welche die anatomische Prüfung kurz gefasst als in ihrem Gonidiensystem
durchaus übereinstimmend mit den Nostocaceen, im Besonderen der Gattung
Nostoc, erkannte, welche sich daher als Lichenen nur durch das Hyphensystem
kennzeichnen.
Der Gattung Leptogium (incl. Mallotium und Ohrynum Wallr.) wurde
aber seit v. F 1 o t o w eine hohe Stellung unter den Gallertflechten wegen ihres
entweder durchgehends zelligen an die Parenchymbildung erinnernden
Lagerbaues oder auf eine Rindenschicht beschränkten zelligen Gefüges zuerkannt.
Unsere Kenntniss des Baues des Flechtenlagers reicht eigentlich nicht
weit. Die Gesetze der Anordnung des Hyphensystemes wurden wohl in
ihren GrundzUgen klargelegt, allein von dem eigentlichen anatomischen
Baue beider Gewebesysteme weiss man bis zur Stunde fast nichts. Heber
die Ausdehnung eines oausalen Connexes beider Gewebe, nachdem S c h w e n de
n e r seine früheren Beobachtungen widerrufen, befinden wir uns in
Zweifeln. Ausserdem aber bleiben die Zweifel über das Wachsthum eines
Flechtenlagers, namentlich des blattartigen, welches in diesen Zeilen fast
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