verlaufender farbloser Zwischenraum hinzugekommen ist. *) Um diese Er-
scheimmg zu erkl.ären, vergegenwärtige man sich das von seinem Entstellen
an vorwiegend in die Länge gerichtete Wachsthuiu des Schlauches. Wollen
imn die in demselben gelegenen Plasmakörper der früheren Hyphenzellon
sich räumlicli aiisdehnen, so sind sie gezwungen, sieh der Waclisthums-
riclitung des Schlauches anzupassen, in Folge dessen sicli jeder in die
Länge ausdelinender Plasmakörper, um den auf ihn fallenden Kaumantheil
auszuiiutzen, sich sanft krümmt und durch die Anpassung an die unter
gleichen Verhältnissen stehenden benachbarten Körper den Abschnitt einer
Spirale bildet. Diese einzelnen Abschnitte aneinander gereiht stellen eine
vollständige Spirale dar. War die Ausbildung des Inhaltskörpors des
Schlauches eine raelir oder weniger dürftige, so tritt die spiralige Windung
nicht selten auffallend deutlich hervor (Taf. VI, Fig. 15 und 16). Diese
Zustände scheinen der Annahme, dass die Plasmakörper vorher unter sicli
verfliessen, günstig zu sein. Allein bestimmt lässt sich dies nicht nacii-
weisen, weil oft alle Mülion, die farblosen Zwischenräume zu entdecken,
vergeblich sind. Solche abnormen Zustände beweisen aber in der Regel
zugleich, dass die Ausbildung der Sporen von der Spitze des Sclilauches
ihren Ausgang nimmt, welche in Wahrheit durch die von dort ebenfalls
anfangende spiralige Drehung nur eingeleitet wird, indem alle nur denkbaren
Stadien von der ersten Spur der Drehung bis zur deutlicheren Spore
nachzuweisen sind (vergl. Taf. VI, Fig. 20 mit Fig. 16) mit und ohne vollständige
Durchführung der Spirale. Der Drehung schreitet oft unmittelbar
die Auflösung der Zwischenwände voran (Taf. VI, Fig. 15 und 20). Je
steiler die Spirale aufsteigt, desto schwieriger ist e s , die Grenzen der
Plasmakörper festzustellon, zumal da den Windungen der Innensack sich
eng anschmiegend folgt (Taf. VI, Fig. 20). iSfimmt man an, dass ein Zu-
sammeiifliessen der gekrümmten Plasmakörper nicht stattfindet, so stösst
die Erklärung des nun folgenden Vorganges der Sporenerzeugung kaum
auf Schwierigkeiten, da man nur eine Theilung dieser Körper an ihrer
Kriimmungsstelle anzunehraen hat, um hieraus zugleicli auch die spiralige
Anordnung der älteren Sporen in den weiter vorgesciirittenen Schläuchen
erklären zu können (Taf. VI, Fig. 22). Nicht selten sieht man noch der
') Mau kann sich die Spirale in Fig. 7, 14 und 21 der Taf. VI vervollständigen,
indem man sich die zwei in der kürzesten Diagonale hinterwärts verlaufenden
Contouren, hei Fig. 14 sogar noch zwei hinter den sterilen Abschnitt sich
hinahziehende, vorstollt. Aus Rücksicht auf die der künstlerischen "Wiedor-
gahe erwachsenden Schwierigkeiten, welche die Gefahr einer Undeutlichkeit
zn sehr begünstigt haben würden , wurde die Darstellung dieser Contouren
unterlassen.
Gestalt der reiferen Sporen die frühere Lage, welche sie im Schlauche
einnahmen, an. Ob in jenen sich durch geriugen Inhalt auszeichnendeii
Soliläiichen iiberliaupt eine Sporcnbildung eintritt, ist nicht fcstziistellen.
Allem Anscheine nach kommt es in dem obersten Bereiche des Schlauches
zur Bildung einzelner bis vier Sporen etwa (Taf. VI, Fig. 15 und IC),
obwohl die allerdings für die weit überwiegende Mehrzahl passenden Angaben
der Lichenographen die Erzeugung von acht Sporen als die Regel
hei dieser Art aufstellen.
Für das Verständniss der bisher geschilderten Vorgänge der Schlanch-
bildung erscheint es als ausserordentlich erspriesslich, einige abnorme
Richtungen, welche diese Bildung einzuschlagen vermag und nicht gerade
sehr selten einschlägt, einer Behandlung zu unterziehen. Von geringem
Werth für die Erkenntniss des Wesens des Schlauches und des davon
abhängendeu der Spore ist die allerdings merkwürdige Erscheinung, dass
eine sich von dom Sterigma als einfache Hyphe erhebende Fruchthyphe
alsbald in einen difformen Körper ausläuft, an welchem Grenzen von
Zellen festzustellen unmöglich ist (Taf. VI, Fig. 17). Solche Bildungen
sind so aufziifasseii, als ob die Fruchthyphe z u g l e i c h sich zu verästeln
und die Schlauchhildung anzustreben begann und dadurch beide Processe
unterdrückte. Auch das Streben sieh zu verästeln weiset auf die wahre
Natur des Schlauches hin, dass nämlich das Verhältniss desselben znr
Paraphyse, wie es schon E. P r i e s , Mon t a g n e und F é e mehr oder
weniger bestimmt ausgesprochen haben, dasjenige e i n e r f r u c h t b a r e n
zu e i n e r u n f r u c h t b a r e n Hy p h e ist. Dass bei solohen dem eigentlichen
Bereiche des Schlauches angehörigen Spaltungen oder Verästelungen
kaum eine Ausbildung zu erwarten steht, lehrt schon der ganze Habitus
solcher Bildungen (Taf. VI, Fig. 18 und 19). Dieselben zeichnen sich
auch dadurch aus, dass die Contouren der Zellen meist sehr schwer festzustellen
sind, und dass ein Abheben der Schlauchmembran bisweilen
überhaupt unterbleibt (Taf. VI, Fig. 18).*) Eine der merkwürdigsten
Bildungen, welche ich einige Male beobachten konnte, ist e s, wenn eine
Fruchthyphe iu einem Zustande ersoheint, dass man nicht weiss, ob man
sie als eine im Anfangsstadium unterdrückte Schlauchhildung oder etwa
als eine verdickte Paraphyse anspreohen soll (Taf. VI, Fig. 4). Für die
erstere Annahme möchte die allmälig gegen das Ende hin zunehmende
Vergrösserung des Umfanges der Zellen mit entsprechender Vermehrung
der Microgonidien, für die letztere die Absendung von dem derelnstigeii
*) Etwas schematisch gehalten, da nur die Umrisse dieser Abnormität mit dem
Ausbieiben der Membranabhebung demonstrirt werden soilen.
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