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Kö rb er den Anhängern der Lehre S c h w e n d e n e r ’s das Dasein grüner
Körperchen, seiner Microgonidien, in gewissen Flechtensporen als den
erscliütterndsten Gegenbeweis vorgehalten. *) Statt diese selben Sporen
genau mit allen möglichen optischen Hilfsmitteln der Gegenwart zu prüfen,
wandte man das leider von den Anhängern beliebte Verfahren an, welches
entweder iu einer Negation der wichtigen Gegenbeweise oder in Zweifeln
an der Richtigkeit bestand, indem man sich durchgehends mit der Vernichtung
minder werthvoller Beweise abmühte. Den letzteren Weg schlug
auch S t a h l ein, indem er ohne Kenntniss des von K ö r b e r erhobenen
Einwandes die von A r c a n g e l i gemachte Beobaohtung des Auftretens
von Phycoohromkügelchen in den Sporen als irrthümliche Beobachtung
hinstellte. Freilich wusste er ebenso wenig von der Entdeckung desselben
Forschers, nach welcher gonidiale Substanz in eigentlichen Hyphenzollen
auftritt.
Es bedarf jetzt, nachdem wir den Entwickelnngsgang des Schlauches
bis zur Sporenbildung verfolgt haben, kaum eines Nachweises, dass der
letztere Vorgang nicht naeh dem als endogener freier Zellbildung bezeioh-
neten Typus statthat, denn es liegt der Einsicht zu nahe, dass dieser
Typus hier n i c h t s t a t t f i n d e n k a n n , weil das Dasein der zahlreichen
Microgonidien in dem Plasma des Schlauches diese Möglichkeit von
vorneherein ausschliesst. Mag das Miorogonidium, welches wahrscheinlich
sich auch in dem Schlauche mittelst Sprossung vermehrt, eine Zelle oder
ein Chlorophyllkörper oder ein intermediäres Gebilde se in , so erscheint
jedenfalls das Stattfinden eines solchen endogenen Processes schon desshalb
unmöglich, weil die Microgonidien bei der Sporenbildung eine eingreifende
Rolle spielen. Seihst wenn die Darstellung der Schlauchhildung
auf Irrthümern beruhete, so steht die Thatsache des Vorhandenseins der
Microgonidien in dem Sporenschlauche von Leptogium, vieler anderer und
Wühl aller Flechten über jeden Zweifel erhaben da. Kö r b e r war, obwohl
er die Microgonidien in den Sporen zuerst nachwies, nicht der erste, welcher
dieselben in den Schläuchen vor der Sporenbildung beobachtete. Der erste
vielmehr, welcher statt Oeltröpfchen in den Schläuchen vor der Sporeii-
erzeugung kleine Körperchen vou unbestimmter Natur fand, war Mü l l e r
Arg.®) Mit Recht machte er die Fähigkeit dieselben zu sehen von der
Benutzung der Immersionssysteme von H a r t n a c k abhängig. Obwohl
Mül l e r sich über diese Körperchen hei Yerruoaria viridula offenbar in
*) Zur Abwehr d. Sohwendener-Bornet’schen Plechtentheorie (1874), p. 27.
®) Flora 1874, p. 191— 192.
Folge der Anwendung nicht gänzlich genügender Vergrösserung und Beleuchtung
nicht vollkommene Aufklärung verschaffen konnte, entging es
ihm doch nicht, dass dieselben, unter denen natürlich Microgonidien zu
verstehen sind, sieh in den Sporen wiederum vorfinden, denn er sagt von
den Sporen der genannten Art: „welche körnig waren und gerade so
erschienen, als wären sie aus je einem Aggregat solcher mobiler Körperchen
gebildet.“ Noch in demselben Jahre bestätigte ich Mül l e r ’s Beobachtung,
indem ich von diesen Körperchen die erste getreue Abbildung
lieferte. *)
Indem ich jetzt zu dem Punkte zurüokkehre, da die Spore fertig im
Schlauche vorliegt, ist zunächst der Bau derselben einer Erörterung zu
unterziehen. Die jüngsten Sporen erscheinen innerhalb wie ausserhalb des
Schlauches als ovale oder elliptische, bisweilen etwas zugespitzte, doppelt
contourirte Körper, in denen die Microgonidien liegen (Taf. III, Fig. 29,
Taf. VI, Fig. 22). Von beiden Contouren ist die innere stärker ausgeprägt,
und so sielit man sieh nach Analogie der Erscheinungen an den übrigen
Zellen von Leptogium myoehroum zu dem Schlüsse veranlasst, dass die
junge Spore eine noch bei 1250-facher Vergrösserung einfach contourirte,
von einer Gallertehülle umgebene Membran besitze, jedoch macht das unerwartete
Fehlen der Zusammenziehung des Plasmakörpers stutzig und nöthigt
zu einer Rückkehr zu dem letzten Stadium der Spore, welches bei der
Schilderung der Schlauchhildung berührt wurde. Dieselbe verliess die fertige
Spore als einen Plasmakörper, und alle Anzeichen sprechen dafür, dass sie
ein solcher bleibt, und zwar höchst wahrscheinlich bis zu ihrer Reife und
nie das wird, was man unter einer vollständigen Zelle versteht. Als ich
die Erwägungen über diese Frage anstellte, brachte mich ein Zußdl zu der
Entdeckung des wahren Baues der Leptogien-S:]>oxe.
Untersucht man ältere Apothecien von Leptogium myoohroum, so wird
man stets die gerade bei den Gattungen Collema und Leptogium durch ihr
Schwanken in Gestalt und Grösse sich auszeichnenden parenchymatoiden
hyalinen Sporen finden, von denen zahlreiche Darstellungen in der Literatur
vorhanden sind (Taf. III, Fig. 31 b). Dass diese Sporen sich in Bezug auf
den genetischen Zusammenhang mit den von Microgonidien erfüllten Plasmakörpern
vereinigen lassen, lehrt die Beobachtung von Microgonidien in den
reifen Sporen (Taf. III, Fig. 32). Im höchsten Grade überrascht daher der
Anblick von reifen Sporen in den Schläuchen von Exemplar J, welche mit
einem Worte in jeder Hinsicht kleinen Nostocoolonieen gleichen (Taf. HI,
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>) Flora 1874, p. 355, Taf. V, Fig. 6 und 7 a.