Abschnitte, wenn nämlich die Verästelung beginnt, macht sich der Spross
frei, er bleibt dabei natürlich immer des Schutzes seitens des Hypothallus
theilhaftig.
Obwohl mit den Eigenthümlichkeiten der SckroUchenen-Gomdien vertrauet,
konnte ich mir doch nicht einen Vergleich einerseits zwischen
diesen und Ghroolepus-FäAeD und andererseits den in Rede stehenden
Sprossen versagen. Ich habe von allen frische Zustände verglichen und
muss gestehen, dass ich mich vergeblich bemüht habe, wesentliche Unterschiede
zu entdecken. Freilich muss ich hierbei die Thatsache erwähnen,
dass sowohl jene Algen, als auch die Solerolichenen-Gonidien, welche
natürlich ein und dasselbe pflanzliche Gebilde sind, in ihren Zellen Microgonidien
enthalten, welche man, wie bei den CoUemaoeen-Gomdien, als
wolkiges oder körniges Plasma erachtete. Unter Umständen haben namentlich
die Gonidienreihen von endophlmoden SeleroUohenen in f r i s c h e m
Zustande eine zarte b l a u g r ü n e Farbe. Dass den SeleroUohenen, welche
T h . F r i e s ') als „gonidiis oontento luteo-viridi, fulvo vel rufescente
(mtate decolorante) refertis, membrana crassiusoula firmulaque prseditis,
in series ramosas concatenatis, nova gonidia progemmatione (durch Ausstülpung)
prooreantibus“ definirt, eine deutlich blaugrüne Farbe in den
Gonidien, wie den Phycoliehenes, eigen ist, habe ich bereits früher naoh-
gewiesen durch die Thatsache, dass sowohl Krustenfleehten, deren Gonidien
im fertigen Thallus Palmellaoeen vorstellen, als auch solche, deren
Gonidien als Chroolepideen gelten, in den Anfängen der Thallusbildung in
den meisten Fällen blaugrüne Gonidien führen, deren Farbe erst später
in die für typisch erachtete übergeht. Was aber die Üebereinstimmung
noch vervollständigt, ist, dass auch in den betreffenden Sprossen die Microgonidien
nicht allein blaugrün und gelbgrün gefärbt sind, sondern dass
man neben solchen in einer und derselben Zelle rothbräunliohe oder gelbbräunliche
Körper beobachtet. Diese anatomischen Uebereinstimmungen
gestatten den Schluss, dass die als Gonidien der SeleroUohenen betrachteten
Zellenreihen und die vorliegenden Sprosse analoge Bildungen sind. Ganz
abgesehen davon, dass diese eine Thatsache nicht allein das neue Flechtensystem
von Th. Fri es , sondern auch die algologisohen Systeme erschüttert,
da eine mit Nostoc als Gonidema ausgerüstete Flechte' ohroolepusartige
Gebilde zu erzeugen vermag, so ist eine viel wichtigere Frage, welche
durch diese Thatsache angeregt wird, diejenige, ob die im fertigen Sclero-
Uehenen-PFoilm Vorgefundenen Zellenreihen als Gonidien zu erachten sind.
Leider liegt die Beantwortung dieser anziehenden Frage von dem vorgesteckten
Thema zu weit ab, und ich muss mich daher damit begnügen,
gerade hier auf die Verwischung der Grenzen zwischen den drei Gewehe-
modifioationen nachdrücklich hinzuweisen. Man wird geneigt sein, um den
erschütternden Einfluss dieser Beobachtung fernznhalten, die genetischen
Beziehungen dieses Sprosses in Frage zu stellen, da es nach meinen
eigenen Angaben schwierig sein muss, dieselben klar darlegen zu können.
Allein selbst wenn es mir nicht geglückt wäre, in zahlreichen Fällen den
als Ast des Rindengewebes beginnenden Spross vor Augen gehabt zu
haben, so würden mir noch mehrfache Beweise übrig bleiben, indem dieser
selbe Spross noch unter anderen Verhältnissen wiederkehrt, in denen sein
hyphoider Ursprung über allen Zweifel erhaben ist, nämlich in der von
dem hypothallinen Gono-hyphema ausgehenden Blastesis.
Ehe jedoch diese Sprossung in jenem anderen Zusammenhänge einer
Betrachtung unterzogen wird, erscheint es zweckmässig, zuerst das hypo-
thalline Gono-hyphema in seiner morphologischen Bedeutung zu beleuohten.
Wie ich bereits oben Gründe entwickelte, aus denen es als in hohem
Grade wahrscheinlich hervorging, dass die sogenannten Rhizinen oder Haftfasern
auf dieser tiefen Stufe in selteneren Fällen stehen, dass vielmehr
ihr Hauptzweck ist, der Sprossung vorzustehen, so lässt sich jetzt diese
Auffassung durch das wichtige morphologische Moment unterstützen, dass
beide soeben geschilderten Blasteme nichts weiter als Variationen der
hypothallinen Fasern sind. Diese beiden Blasteme werden unter Umständen
erzeugt, die meinem Auge noch unersehlossen blieben, allein soviel
ist mir nach den zahlreichen vergleichenden Betrachtungen klar geworden,
dass die den Chroolepus-Typvs tragenden Sprosse, wenn sie an einer
Stelle des Thallus nicht von vorneherein günstige äussere Verhältnisse,
wie dies oft im Epithallus der Fall zu sein scheint, treffen, in einer Verkümmerung,
nämlich als die zuerst beschriebenen Bildungen, verharren.
Diese letzteren fanden offenbar in allen von mir gesehenen Fällen nicht
den Schutz von Seiten der Hyphen in ihrer Umgebung, sie ragten frei in
die Luft in senkrechter Stellung zur Lagerfläche, welcher sie sich nur
ansehmiegen können, wenn sie eine grössere Länge erreichen. Ebenso
verschlossen blieb es mir und wird es dem Forscherauge wohl noch lange
bleiben, welche Umstände die hypothallinen Fasern veranlassen, sich zu
den beschriebenen Sprossen zu entwickeln, welche dagegen dasselbe zu
einer üppigen weitausgedehnten Umwandlung seines Baues, wie sie noch
geschildert werden so ll, führen.
Das in einer überraschenden Üeppigkeit der Sprossung sich darbietende
Gono-hyphema des Hypothallus macht fast den Eindruck eines für sich
bestehenden, vou dem Thallus unabhängigen Gewebes. Während die
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