vorragenden Hyphen, vor allen den Trichogynespitzen S t a h l ’s erfolgen
kann.
Dass das Hyphema wegen seiner ausserordentlichen Winzigkeit überall
hin, selbst durch die feinsten Oeffnungen zu gelangen vermag, möchte die
Thatsache beweisen, dass ich mi t t e n in Ka l k b r o c k e n , welche einem
Exemplar von Leptofjium sinuatum als Substrat dienten, unglaublich grosse
Massen von Hyphidien fand, die genau den bekannten der Art glichen.
Hierdurch erklärt sich auch anf einfache Weise die in neuerer Zeit mehrmals
gemachte Beobachtung von TVbsfoo-Schnüreu mitten in Pflanzengeweben.
Da das Hyphema in die kleinsten Poren hineinzugelangen vermag, so darf
es weiter nicht Wunder nehmen, dass es auch dort seinen bekannten Entwickelungsgang
zu Metrogonidien einschlägt, deren endliches Product
im möglichen Falle natürlich „Wosioc-Ketten“ sein müssen.
Die Entdeckung von der Verbreitung der Hyphidien ausserhalb
des Gebietes der Fruchtsphmre ist nicht neu. Schon war es einem
Forscher vergönnt gewesen, dieselbe zu machen, einem Forscher, dessen
Beobachtungen wohl oft als abenteuerliche belächelt sein mögen, aber
jetzt in weit überwiegender Mehrzahl ihrer Bestätigung entgegengehen
möchten, es war I t z i g s o h n . Seine seit K ü t z i n g ’s Vorgänge erweiterten
Beobachtungen von den Diamorphosen der sogenannten Algengattungen,
von dem morphologischen Zusammenhänge von Qlmocapsa und
Nostoc und beider mit Lichenen, von einem genetischen Verhältnisse von
UMhrix zu niederen Algengattungen u. s. w. fanden natürlich keinen Glauben.
Ebenso wurde seine Theorie der Befruchtung der Gonidien seitens der
Spermatien als ein Curiosum übergangen, und doch war es eine in der
Natur sich wohl unendlich oft wiederholende Wahrheit. Da ich die Beobachtung
I t z i g s o h n ’s zu bestätigen vermag, nur eine andere Erklärung
derselben liefern werde, so halte ich es für meine Pflicht, das Verdienst
dieses Forschers für aüe Zeiten durch eine Wiederholung seiner Schilderung
*) zu sichern. Er sagt von dem Zusammentreffen der Spermatien mit
Gonidienhaufen an saftigen Aesten der Linde, der Eberesche und der Obstbäume
bei feuchter winterlicher Witterung folgendes (1. c. Sp. 524): „Diejenigen
Spermatien nun, welche einen Gonidienhaufen umschwärmen, üben
auf den letzteren eine eigene Art der Befruchtung aus, indem sie durch
diesen Akt nicht etwa zu Grunde gehen . . . ., sondern auch sie wachsen
in die Länge fort, ähnlich, wie ich dies bei der Entwickelung der Os c i l -
l a r i en mitgetheilt. Man sieht daher in etwas späterer Zeit die anfangs
kaum */4 des Durchmessers einer Gonidie messenden Spermatien so lang
9 Botan. Zeitg. 1854, Sp. 521—527.
geworden, dass sie den Durchmesser der Letzteren wohl um das 2—3-fache
übertreffen. Gleichzeitig findet man an ihnen die Andeutung einer gabeligen
Verästelung, und die in endloser Zahl vorhandenen durchsichtigen Fädchen
durchsetzen und umwinden die Gonidien so vielfach und dicht, dass sie
dieselben förmlich einfilzen. Um diese Zeit findet man die Gonidien selbst
in fortwährender Zwei- und Viertheilung begriffen, so dass sich nun durch
fortdauernde Theilung der Gonidien und fortgesetztes Wachsthnm der spermatischen
Fäden ein solider Körper bildet, d e r j u n g e , v o l l s t ä n d i g e
T h a l l u s n ä m l i c h , d e s s e n F a s e r s c h i c h t s i c h aus den S pe r m
a t i e n , di e Go n i d i e n s o h i c h t aus d en Go n i d i e n b i l d e t “. Sonderbar
ersoheint es nach dieser nüchternen Darstellung, wie der Entdecker
in den betreifenden Gebilden eine gesohlechtliohe Differenzirung finden
konnte, obwohl zwischen beiden keine Vermischung eintritt, sogar das als
befruchtendes aufgefasste Organ nicht nur nicht vergeht, sondern noch einen
weiteren Entwickelnngsgang verfolgt. Naturgemässer dürfte die Auffassung
sein, dass die Gonidienhaufen von Anfang ihres Entstehens an von I t z i g s
o h n unbekannt gebliebenem Hyphema durehwuchert wurden und dass
letzteres die Spermatien erzeugt, welche, wie die von ihnen erzeugten
Fäden, wegen der bekannten dichteren Anordnung ihrer Zellen, deutlicher
sichtbar waren. Diese Thatsachen müssen aber jetzt zu fleissigen Culturen
der sogenannten Flechtenspermatien anregen, wozu auch die folgende Beobachtung
I t z i g s o h n ’s beitragen dürfte. Er sagt nämlich (1. c., Sp. 525,
nota 1): „Treffen Spermatien auf keine Gonidienhäufchen, so wachsen sie
in lange, oft verästelte byssusartige Fäden aus, die an ihrer Spitze immer
neue Spermatien erzeugen.“ Somit war schon 20 Jahre eher die fast wie
eine Ahnung ausgesprochene Meinung Mü l l e r ’ s Arg.’) durch.die Forschung
festgestellt gewesen, welche er dahin aussprach: „Erst dann könnte
die neue Ansicht (nämlich S o h w e n d e n e r ’s Lehre) als gültig betrachtet
werden, wenn sich darthun Hesse, dass aus den Spermatien, aus dem
hyphoidalen Systeme erstanden, wieder hyphoidale, nicht gonidiale Producte
hervorgehen.“
Dass nicht auf alle als Spermatien geltende Körper die neue Auffassung
anzuwenden ist, halte ich für unzweifelhaft. Zunächst sind alle
von einfachen oder verästelten Sterigmata durch Abschnürung gebildeten
Spermatien auszuschliessen. Sie möchten das Gebiet der Lehre von dem
Clinosporangium um ein bedeutendes Contingent erweitern, da sie sich
wohl alle als einfache, ein bis zu wenigen Microgonidien enthaltende,
Zellohen heraussteilen werden. Erinnert nun schon die Sprossfolge im
9 Flora 1874, p. 29.